Platz 2 beim Database-Award - Berenberg Bank

Cobol war gestern

17.06.2010
Von 
Holger Eriksdotter ist freier Journalist in Hamburg.
"Wir haben nicht einfach die Funktionalitäten des Altsystems portiert, sondern gleichzeitig die Prozesse einer Revision unterzogen und optimiert." Andriy Terletskyy, Prokurist und leitender Datenbankarchitekt bei Berenberg.
"Wir haben nicht einfach die Funktionalitäten des Altsystems portiert, sondern gleichzeitig die Prozesse einer Revision unterzogen und optimiert." Andriy Terletskyy, Prokurist und leitender Datenbankarchitekt bei Berenberg.

Das System für den Wertpapierhandel ist bereits komplett umgestellt und hat das in vielen Teilen noch Papier-basierte Altsystem abgelöst: "Bei der alten Lösung wurde die Order noch ausgedruckt, der Händler gab sie per Hand ins Handelssystem ein und dokumentierte manuell den Abschluss. Abends wurden alle abgewickelten Aufträge wiederum per Hand in das Buchungssystem eingegeben und nachts per Batch-Verarbeitung verbucht", blickt Terletskyy zurück. Heute sorgt das neue System dafür, dass die Order digital an den Händler übertragen wird, der den Abschluss am System ausführt; die abgewickelten Aufträge fließen automatisch in das Buchungssystem. "Das neue System arbeitet in Echtzeit. Damit können wir jetzt erheblich höhere Ordervolumen abwickeln und real-time unseren Partnern zur Verfügung stellen", sagt Terletskyy.

Berenberg Bank mit "sehr individuellem Service" (CIO Gerd Simon)

Mehr als 80 Prozent der Applikationen des Geldinstituts sind Eigenentwicklungen, die zum großen Teil aus Cobol-Code bestanden. Standard-Applikationen genügen den hohen Ansprüchen der Privatbank in den meisten Fällen nicht. "Wir verbinden die über Jahrhunderte gewachsene Unternehmenskultur mit innovativen Ideen, besonderem Engagement und einem sehr individuellen Service", sagt Berenberg-Direktor und CIO Gerd Simon, "gerade dafür ist modernste Technik im Hintergrund nötig - auch um uns vom Wettbewerb zu unterscheiden." Allein bei der Applikation für den Wertpapierhandel sind monatliche Release-Updates üblich. "Die Anbieter von Standard-Software können in der Regel weder eine solche Innovationsgeschwindigkeit noch das Maß an individueller Ausprägung anbieten, das für unser spezielles Geschäft nötig ist."

"Wenn sich dann ein Änderungsbedarf ergibt muss nur ein einziges Modul angepasst werden und die Änderung steht zentral für alle Sachgebiete zur Verfügung". Michael Meyer, Prokurist und leitender Datenbankarchitekt bei Berenberg.
"Wenn sich dann ein Änderungsbedarf ergibt muss nur ein einziges Modul angepasst werden und die Änderung steht zentral für alle Sachgebiete zur Verfügung". Michael Meyer, Prokurist und leitender Datenbankarchitekt bei Berenberg.

Durch die Migration auf das Datenbank-basierte System ist es jetzt noch einfacher geworden, Programme an die sich ständig ändernde Anforderungen anzupassen. So wird die Business-Logik jetzt zentral in Komponenten abgebildet, die jeweils nur einmal programmiert werden müssen. "Es gibt etwa Komponenten zum Zinsabschluss, ein Modul, das das Gebührenmodell der Bank abbildet, eine Komponente zur Bonusberechnung und ein Modul, das zentral alle Geldbuchungen der Bank verwaltet", erläutert Michael Meyer, Prokurist und leitender Datenbankarchitekt bei Berenberg. "Wenn sich dann ein Änderungsbedarf ergibt - Stichwort Abgeltungssteuer - muss nur ein einziges Modul angepasst werden und die Änderung steht zentral für alle Sachgebiete zur Verfügung." Insgesamt ist bisher rund die Hälfte der Applikationen auf das Datenbank-System migriert. Die komplette Ablösung der Cobol-Altsysteme soll bis Ende 2012 abgeschlossen sein.