Gravierende Verschiebungen beim Fach-Know-how

Cobol und MVS sind die Verlierer

15.11.1996

Das Münchner Computertrainingsinstitut CDI Private Akademie für Wirtschaft GmbH hat die Stellenanzeigen des ersten Quartals 1996 in der "Süddeutschen Zeitung", der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung", "Screen Multimedia" sowie der COMPUTERWOCHE ausgewertet. Von den 26 259 Angeboten galten 4990 IT-Profis. Davon entfielen 868 auf SAP-Jobs und bereits acht Prozent auf Multimedia-Stellen. All dies zusammen bedeutet gegenüber dem Vorjahr eine Steigerung von insgesamt 83 Prozent. Überdurchschnittlich stark sind auch die ausgeschriebenen Angebote gestiegen, in denen Arbeitgeber nach Projekt-Management-Know-how fragten. Die Anzahl der Jobs hat sich von 138 im letzten Jahr auf 591 mehr als verdreifacht.

Bezüglich des Fachwissens, das Computerfachleute mitzubringen haben, wartet die Untersuchung mit einigen Überraschungen auf. Wenn es um Netzwerk-Know-how geht, steht Unix ganz vorne. In mehr als der Hälfte der Anzeigen werden diese Kenntnisse nachgefragt. Stark im Kommen ist wie erwartet Windows NT (26 Prozent Anteil), zurückgefallen dagegen der Marktführer bei Netz-Betriebssystemen Novell (19 Prozent).

Auf dem Gebiet Programmierung beziehungsweise Entwicklung findet sich das bestätigt, was Analysten seit Monaten vorhersagen, nämlich eine starke Nachfrage nach objektorientierten Kenntnissen. In 30 Prozent der Anzeigen wird dieses Wissen allgemein nachgefragt, in 13 Prozent davon dreht es sich explizit um C++.

Weiterhin erwarten die Unternehmen den Umgang mit Datenbank-Entwicklungs-Tools (26 Prozent) und der Programmiersprache C.

Nicht mehr in der Untersuchung tauchen Sprachen auf, die noch vor vier Jahren gut vertreten waren wie Cobol, RPG, Assembler, PL/1 und Pascal. CDI-Geschäftsführer Richard Ammer begründet dies damit, daß man in der Auswertung jeweils die fünf am meisten nachgefragten Kenntnisse berücksichtigt hat und diese mit 100 Prozent gleichsetzte. Damit sei das weniger gesuchte Know-how unter den Tisch gefallen, so ließen sich jedoch "Trends besser erkennen".

Das wird auch deutlich, wenn es um die Frage nach den Betriebssystemen geht. Spielten jahrelang die IBM-Systeme MVS, VM/VSE und OS/400 eine überdurchschnittliche Rolle, tauchen sie dieses Jahr in der Auswertung nicht mehr auf. In fast der Hälfte der Anzeigen wird Wissen über Unix, gefolgt von Windows 3.x (20 Prozent) und Windows 95 (14 Prozent) nachgefragt.

Ammer weist auf einen anderen Trend hin, der sich immer deutlicher abzeichnet. Die Unternehmen verabschieden sich vom reinen Computerfachmann. Aufgrund einer weiteren Auswertung kommt CDI zu dem Ergebnis, daß sich die einzelnen IT-Berufsbilder wie Netzwerkspezialist, Software-Entwickler oder Datenbankfachmann immer weniger voneinander abgrenzen lassen. Genauso offensichtlich sei die Forderung vieler Arbeitgeber nach Schlüsselqualifikationen. In zwei Dritteln aller Anzeigen werden Eigenschaften wie Team- und Kommunikationsfähigkeit verlangt.