Internet of Everything

Cloud um jeden Preis?

14.11.2013
Von 
Harald Weiss ist Fachjournalist in New York und Mitglied bei New York Reporters.
Nachzurechnen lohnt sich, räumt sogar der Cloud-Anbieter Teradata ein.

Auf seinem diesjährigen weltweiten Kunden-Event in Dallas hat Teradata ein umfangreiches Cloud-Angebot gestartet. Trotzdem empfiehlt das Unternehmen den IT-Chefs dringend, Cloud-Angebote mit spitzem Bleistift zu prüfen. "Alles aus einer externen Cloud zu beziehen bedeutet nicht automatisch, dass der IT-Betrieb billiger wird", sagte Teradata-President Scott Gnau: "Wer seine eigene Hardware mit hoher Auslastung betreiben kann, ist mit einer internen Cloud oft wesentlich besser bedient."

Gnau verglich das Cloud-Nutzungsmodell mit dem Bestellen von Wein in einem Restaurant: "Wenn man nur ein oder zwei Gläser trinken will, ist eine Einzelbestellung günstiger als eine Flasche, doch bei drei und mehr Gläsern lohnt es sich nachzurechnen, ob eine ganze Flasche nicht die günstigere Alternative wäre." Genauso verhalte es sich mit Computerleistungen aus einer externen Cloud: "Je größer der Bedarf, desto wahrscheinlicher ist es, dass eine interne Lösung preiswerter ist", lautet Gnaus Fazit - zumal bei der Nutzung der externen Cloud auch erhebliche Kommunikationskosten anfallen könnten.

Data Warehouse as a Service

Diese Einleitung nutzte Gnau, um auf die neue "Teradata Cloud" hinzuweisen. Unter diesem Motto bietet das Unternehmen jetzt Data Warehouse as a Service (DWaaS) an. Anfang 2014 soll dann Analytics as a Service (AaaS) hinzukommen. Zu diesem Angebot gehören Teradatas Datenbanksoftware und die "Discovery Platform". Damit soll die firmeneigene "Unified Data Architecture" auch denen zur Verfügung stehen, die nicht das Volumen für eine Inhouse-Lösung aufbringen.

Eigenes RZ für Deutschland geplant

Bei der Teradata Cloud handelt es sich um eine komplette Cloud-Struktur einschließlich Abonnement, Pay-as-you-go und Softwareschnittstellen (APIs) für den Datenaustausch mit internen Applikationen oder mit Cloud-Diensten anderer Provider. In den USA ist das Angebot ab sofort verfügbar; als Vorzeigekunden präsentierte Teradata den Videostreaming-Dienst Netflix.

Deutschland steht ganz oben auf der weiteren Einführungsliste. Es soll hier sogar ein eigenes Rechenzentrum geben. "Die Sensibilität beim Datenschutz und bei der Datensicherheit ist speziell in Deutschland sehr hoch", erläuterte Teradata-International-President Hermann Wimmer.

Die Teradata Cloud ist kein Ersatz für das bestehende Angebot "Teradata Express" auf der Amazon-Plattform. "Dieses Angebot hat nur eine begrenzte Bandbreite und ist vor allem als Testszenario für eine spätere Inhouse-Lösung gedacht", sagte Gnau.

Das eigene Cloud-Angebot richtet sich an zwei Kundenkreise: zum einen Test- und Entwicklungsgruppen in großen Unternehmen, die schnell neue Analysemodelle erstellen oder Datentests vornehmen und nur für das bezahlen wollen, was sie in Anspruch nehmen; zum anderen kleine und mittlere Unternehmen, die eigene Systeme nicht ausreichend nutzen könnten.

"Mit dem Cloud-Angebot gibt es für Analytics erstmals keine Untergrenze bei der Unternehmensgröße", führte Teradata-CEO Mike Koehler aus. Auch Kleinbetriebe hätten oft immense Daten über Kunden, Lieferanten und Produkte, doch keine Tools, um daraus Wettbewerbsvorteile abzuleiten.

Für das Internet of Everything

Daneben kündigte Teradata auch einen Vorstoß im Bereich Internet-of-Everything (IoE) an. Der Anbieter will seinen Kunden die Möglichkeit verschaffen, das Data Warehouse um die Javascript Object Notation (JSON) zu ergänzen. "Viele Unternehmen müssen künftig riesige Datenmengen aus dem IoE erfassen, integrieren und auswerten", sagte der IDC-Analyst Dan Vesset: "Die Möglichkeit, JSON-Daten direkt in einem Data Warehouse zu verwenden, erleichtert diese Aufgaben erheblich." (qua)