Herausforderung Hybrid Cloud

Cloud-Migration macht IT-Steuerung komplexer

19.03.2018
Von 
Mario Zillmann ist Leiter Professional Services bei Lünendonk und Experte in den Themen Management- und IT-Beratung sowie Outsourcing. Als Analyst und Berater beobachtet er seit sieben Jahren den ITK-Markt und betreut die seit Jahrzehnten als Marktbarometer geltenden Lünendonk-Listen und -Studien zu IT-Beratung und IT-Service, Business Intelligence, Standard Software, Business Innovation/Transformation Partner (BITP) und Technologie-Beratung.

Legacy-IT erschwert die Cloud-Migration

Insgesamt 80 Prozent der befragten Großunternehmen und Konzerne haben eine Cloud-Strategie für ihre Anwendungslandschaft. Dabei verfolgen die Unternehmen jedoch sehr unterschiedliche Strategien: Aus verschiedenen Gründen stellen 32 Prozent der Unternehmen ihre IT-Anwendungen weiterhin ausschließlich on premise zur Verfügung und verlagern nur Neuanwendungen und Teile der alten Anwendungslandschaft in die Cloud. Dagegen sind 26 Prozent der befragten Großunternehmen und Konzerne in ihren Planungen schon weiter und migrieren Teile ihrer bestehenden Anwendungslandschaft schrittweise in die Cloud. Hieraus ergeben sich sehr komplexe Migrationsprojekte, denn häufig handelt es sich um sehr alte Anwendungen, für die es nur noch sehr wenige IT-Experten gibt, die die Programmier-Codes beherrschen. Eine weitere Schwierigkeit bei solchen Migrationsprojekten sind die Schnittstellen zu Cloud-Lösungen sowie der Datentransfer.

Dagegen planen 19 Prozent der Anwender, mit ihrer gesamten IT-Landschaft perspektivisch in die Cloud zu migrieren. Hierbei handelt es sich vor allem um Unternehmen, die einen großen Switch ihrer Geschäftsmodelle in Richtung Online-Business vornehmen; also Unternehmen aus den Branchen Handel, Medien/Telkos und einige Logistik- und Finanzdienstleister.

Cloud Sourcing hat sich zu einer zentralen Sourcingvariante für große mittelständische Unternehmen und Konzernen entwickelt. Jedoch sind die Strategien der Unternehmen sehr unterschiedlich.
Cloud Sourcing hat sich zu einer zentralen Sourcingvariante für große mittelständische Unternehmen und Konzernen entwickelt. Jedoch sind die Strategien der Unternehmen sehr unterschiedlich.
Foto: Quelle: Lünendonk-Studie "Moderne IT-Sourcingstrategien für die digitale Transformation"

Fazit - hybride Szenarien werden sich durchsetzen

Es ist also zu beobachten, dass immer mehr Unternehmen Teile ihrer betrieblichen Anwendungen in die Cloud verlagern, während sie aber bestimmte, häufig kritische oder sehr alte Anwendungen, im bewährten On-premise-Betrieb belassen. Gleichzeitig nehmen digitale Geschäftsmodelle sowie digitalisierte Fachprozesse zu, so dass die Zahl der Anwendungen massiv steigt. Digitalisierungsprojekte werden in den meisten Fällen mit Hilfe von Cloud-Sourcing umgesetzt. Da es aber so gut wie kein Unternehmen gibt, das auf ein einziges Betriebsmodell setzt, werden sich mittelfristig Hybrid- beziehungsweise Multi-Cloud-Szenarien durchsetzen.

Unterschiedliche Gründe wie Sicherheitsaspekte, Legacy oder Schnittstellen- sowie Performancegründe sprechen in vielen Unternehmen dafür, bestimmte IT-Anwendungen weiterhin in den eigenen Rechenzentren zur Verfügung zu stellen. Und auch in den Unternehmen, die ihre komplette IT-Landschaft in die Cloud verlagern möchten, wird es auf hybride Sourcing-Modelle hinauslaufen, da sich nicht alle Anwendungen "in einem Guss" in die Cloud migrieren lassen. Vielmehr handelt es sich bei einer umfänglichen Migration um einen langfristigen Prozess, in dem der laufende Geschäftsbetrieb weiter durch IT-Ressourcen unterstützt werden muss.