Windows-Umsatz bricht ein

Cloud-Geschäft rettet Microsoft die Bilanz

25.01.2023
Von 
Martin Bayer ist Chefredakteur von COMPUTERWOCHE, CIO und CSO. Spezialgebiet Business-Software: Business Intelligence, Big Data, CRM, ECM und ERP.
Bessere Geschäfte in der Cloud konnten Rückgänge im angestammten Windows-Business abfedern. Doch unter dem Strich sinkt der Profit. Microsoft will mehr auf seine Kosten achten.
Auch für Microsoft werden die Zeiten ungemütlicher. Anwender achten genauer darauf, was IT-Investitionen bringen.
Auch für Microsoft werden die Zeiten ungemütlicher. Anwender achten genauer darauf, was IT-Investitionen bringen.
Foto: ThomasAFink - shutterstock.com

Microsoft ist noch einmal mit einem blauen Auge davongekommen. Für sein zweites Fiskalquartal des laufenden Geschäftsjahres meldete der Softwarekonzern Cloud-Einnahmen von 27,1 Milliarden Dollar, ein Plus von 22 Prozent im Vergleich zum Vorjahresquartal. Damit macht das Cloud-Business bereits mehr als die Hälfte von Microsofts Gesamtumsatz aus.

Insgesamt kam der US-Anbieter in den Monaten Oktober bis Dezember des vergangenen Jahres auf Einnahmen in Höhe von 52,7 Milliarden Dollar, etwa zwei Prozent mehr als vor einem Jahr. Damit verfehlte Microsoft knapp die Erwartungen der Analysten, die mit einem Umsatz von 52,9 Milliarden Dollar gerechnet hatten.

Dass die Geschäfte nicht mehr so rund laufen, verrät ein Blick auf das Ergebnis. Unter dem Strich verbuchte der US-Konzern zwar immer noch einen Gewinn von 16,4 Milliarden. Im Vergleich zum Vorjahresquartal bedeutet das jedoch ein Minus von 12 Prozent.

PC-Hersteller ordern deutlich weniger Windows-Lizenzen

Vor allem die klassischen Geschäftsbereiche schwächelten zuletzt. Microsofts Sparte Personal Computing beklagte im Jahresvergleich einen Umsatzrückgang von fast 19 Prozent auf 14,2 Milliarden Dollar. Geschuldet ist dieser Einbruch vor allem rückläufigen Geschäften mit Windows und den Surface-Devices. Angesichts des Absturzes im weltweiten PC-Markt hätten die Hersteller deutlich weniger Windows-Lizenzen geordert, sagten die Microsoft-Verantwortlichen. Das OEM-Windows-Geschäft schmolz deshalb um 39 Prozent ab. Auch der Umsatz mit eigenen Devices ging um 39 Prozent zurück.

Microsoft-CEO Satya Nadella will seine Azure-Cloud mit Hilfe von KI zu einer neuen Computing-Plattform umbauen.
Microsoft-CEO Satya Nadella will seine Azure-Cloud mit Hilfe von KI zu einer neuen Computing-Plattform umbauen.
Foto: Microsoft

Angesichts dieser Probleme richtet die Microsoft-Führung ihren Blick vor allem auf das Cloud-Business. "Die nächste große Welle des Computing ist im Entstehen", sagte Microsoft-CEO Satya Nadella. Neue KI-Modelle würden die Microsoft-Cloud in eine neue Computing-Plattform verwandeln. Microsoft hatte gerade erst bekannt gegeben, mehrere Milliarden Dollar in das KI-Startup OpenAI investieren zu wollen. Deren Deep-Learning-Modelle wie das Sprachmodell GPT und der Bildgenerator DALL-E sollen in Microsofts Azure-Cloud integriert werden. Nadella sprach von einer neuen Ära der KI.

Microsoft-Kunden sind vorsichtig geworden

Dennoch dürfte es insgesamt kein leichtes Jahr werden für Microsoft - das ist auch Nadella klar. "So wie die Kunden während der Pandemie ihre digitalen Ausgaben beschleunigt haben, sehen wir jetzt, dass sie diese Ausgaben optimieren", konstatierte der Microsoft-Chef. "Außerdem sind die Unternehmen angesichts der makroökonomischen Unsicherheit vorsichtig geworden." Angesichts dieser Situation werde es künftig vor allem darum gehen, dafür zu sorgen, dass die eigenen Kunden mehr Wert aus ihren IT-Investitionen schöpfen könnten.

Microsoft selbst werde besser auf seine Kosten achten müssen, kündigte Nadella an. Der Softwarekonzern hatte wenige Tage vor der Veröffentlichung seiner Quartalszahlen bekannt gegeben, 10.000 Mitarbeiter entlassen zu wollen. "Wir nehmen Entscheidungen wie die, die wir treffen mussten, um unsere Kostenstruktur besser an den Umsatz anzupassen, unglaublich ernst", sagte Microsofts Finanzchefin Amy Hood. Viele sehr talentierte Mitarbeiter seien davon betroffen.