Wissenstücken von der Microsoft Partnerkonferenz

Cloud first - Mobile first

13.10.2014
Von 
Jörg Mecke beschäftigt sich seit 18 Jahren mit der Bereitstellung von Infrastrukturen und Anwendungen. Seine Spezialthemen sind Hybrid Cloud Computing, Cloud Trends, Cloud Projekt Marketing und Cloud Akzeptanz.
Eine Woche lang hat Microsoft versucht, die 16.000 Teilnehmer der Partnerkonferenz auf die neue Ausrichtung einzuschwören. Doch die „Cloud first“-Strategie wirft aus Teilnehmerperspektive neue Probleme auf.
Microsoft Partnerkonferenz 2014 in Washington
Microsoft Partnerkonferenz 2014 in Washington

Früher war alles einfacher. Da gab es ein Produkt, das lief drei bis fünf Jahre. Dazwischen ein bis sechs Servicepacks und ansonsten war alles berechenbar. Die Trainings für die Mitarbeiter von Endkunden und Systemhäusern waren planbar und alle wussten Bescheid. Diese Zeiten sind vorbei.

Heute sind nicht nur die Veröffentlichungsdaten der Produkte dichter aneinander gerückt und Microsoft punktet alle zwei Jahre mit einer neuen Innovation. Heute wehren sich auch viele Kunden und überspringen zwei bis drei Versionen. Und es ist immer schwieriger, die Masse an Menschen durch die Schulungen zu schleusen, auch wenn das E-Learning vieles einfacher macht. Die Zeit für das Lernen und der Aufwand für die Prüfung bleiben trotzdem.

Mit "Cloud first" geht alles noch schneller: Bei Azure beispielsweise gibt es so schnell neue Funktionen, dass sie viele Nutzer gar nicht mehr realisieren. Wenn Microsoft also von den vielen neuen Möglichkeiten auf so einer Tagung berichtet, schauen sich einige der Teilnehmer verwundert an und sagen: "Das wusste ich noch nicht". Und so wird es immer schwieriger, in Projekten korrekt zu beraten, weil es immer mehr darauf ankommt, dass der Berater tagesaktuell informiert ist. Denn das Verwenden einer älteren Version, mit der schon andere Kunden Erfahrungen gesammelt haben, gibt es nicht mehr. Jeder Azure-Nutzer hat immer den gleichen Informationsstand, keiner wird mehr gefragt, welche Funktionen denn jetzt gerade mal bereitstehen sollen. Das ist zwar nicht weiter schlimm, weil die Stabilität schon gewährleistet ist, aber die Überraschung ist schon auf Seiten der IT-Administratoren und IT-Berater.

Alle müssen ihr Lernverhalten umstellen und um es für die Partnerseite ganz deutlich zu sagen: Eine Komfortzone gibt es bei "Cloud first" nicht mehr.

Die permanente Veränderung und Erweiterung ist an der Tagesordnung und genau genommen ist das auch gut so. Denn nur so kann Microsoft sich gegen andere Public Cloud-Anbieter behaupten und eine Vorreiterrolle einnehmen. Ein einfaches IaaS-Geschäft ist nur begrenzt etwas für die Zukunft und das hat Microsoft verstanden.

Dennoch stehen auch für Microsoft in der nahen Zukunft noch Aufgaben an: Der Informationsfluss und das Trainingsangebot muss so schnell sein, dass die kommenden Funktionsänderungen und -erweiterungen frühzeitig in den Markt kommen, damit sich alle darauf einstellen können: Die Kunden, die Partner und auch die eigenen Mitarbeiter.

Die Endkunden werden fragen, was es mit Azure Machine Learning auf sich hat und wie ein Azure Desaster Recovery funktioniert. Neben den üblichen Bedenken zum Thema Datenschutz muss jeder Berater nun nicht nur die Features können, sondern auch die Transferleistung zu branchenindividuellen Nutzungsszenarien leisten.

Diese Aufgabe ist da. Nicht morgen, sondern heute und sie erfordert die besten Mitarbeiter auf allen Seiten. Cloud first, Cloud for the best. Und die Besten bauen Lösungen, von denen wir heute nur träumen, mit denen die Schlagworte "Industrie 4.0" oder "Internet of Things" wahr werden. Ich habe die ersten Anwendungsfälle gesehen und meine Begeisterung führte gleich zu eigenen Ideen, die von Washington aus auch an den deutschen Markt ausstrahlen können. (bw)