Capex versus Opex

Cloud Computing - was wirklich zählt

19.07.2012
Von 


Joachim Hackmann ist Principal Consultant bei PAC – a teknowlogy Group company in München. Vorher war er viele Jahre lang als leitender Redakteur und Chefreporter bei der COMPUTERWOCHE tätig.

Nur die Applikationen zählen

Die alles entscheidende Aufgabe lautet: Wie findet man die richtige Methode, die gewährleistet, dass den Fachabteilungen die bestmöglichen Applikationen zur Verfügung stehen? Letzten Endes zählen nur die Anwendungen, nur mit ihnen kann IT wirklich Mehrwerte für das Unternehmen schaffen.

Doch die Capex-Opex-Debatte konzentriert sich derzeit auf die Wirtschaftlichkeit der beiden Modelle, daher zunächst einige Gedanken dazu:

Ein Vorteil des Opex-Modell ist der Verzicht auf langfristige Bindung. Beendet ein Nutzer die Arbeit mit den Cloud-Ressourcen, stehen sie dem Provider wieder zur erneuten Vermietung bereit. Es liegt in der Verantwortung des externen Betreibers, für eine wirtschaftliche Auslastung der Anlagen zu sorgen.

Die fehlende Verpflichtung hat den finanziellen Vorteil, dass sie die Anwenderunternehmen von erheblichen, langfristigen Investitionen entbindet. Richtig ist aber auch, dass die Nutzer für eine genutzte Ressource bezogen auf eine Maßeinheit (etwa je Gigabyte Speicher oder je CPU-Minute) in dem Mietmodell mehr zahlen, als im Eigenbetrieb. Ein Blick auf andere Branchen zeigt, dass das ein übliches Vorgehen ist. Besonders anschaulich ist das Beispiel einer Autovermietung: Der Mieter geht nur eine zeitweilige Geschäftsverbindung mit dem Vermieter ein. Während dieser Zeit übersteigt der Stunden- oder Tagespreis den entsprechenden Vergleichswert eines Autobesitzers. Solange der Automieter das Fahrzeug nur kurzzeitig benötigt, fährt er günstiger, weil er sich den teuren Kauf und Unterhalt spart.

Die wichtigste Erkenntnis lautet demnach: Nicht die Kosten je Maßeinheit entscheiden darüber, welches Modell günstiger ist, sondern die finanziellen Belastungen über die gesamte und tatsächliche Nutzungsdauer hinweg. In der IT sind demnach nur die Kosten relevant, die für die Beanspruchung aller erforderlichen Ressource anfallen, solange die Anwender auf Applikationen zugreifen. Eine solche Erhebung ist allerdings deutlich komplizierter und aufwändiger als ein einfacher Vergleich je Maßeinheit.

Für eine umfassenden Betrachtung bedarf es zunächst einmal einer tragfähiger Einschätzung darüber, wie intensiv Anwendungen über einen definierten Zeitraum - typischerweise je Monat - zur Verfügung stehen müssen: In anderen Worten: wie viele Stunden pro Monat wird die Applikation tatsächlich genutzt? Wie viel Speicherplatz wird benötigt? Wie viel Datentransfer verursacht die Anwendung?

Zum zweiten müssen die Preiseinheiten relativ berechnet werden. In einer Umgebung, die zehn Gigabyte Speicher bereitstellt, ist ein Gigabyte Storage teurer als in einer Installation mit zehn Terabyte.

Zum dritten sind die unterschiedlichen Verbrauchsmuster entscheidend, denn in ruhigen Phasen ist der Bedarf gering, im Saisongeschäft dagegen sehr groß. Typischerweise werden Finanzapplikation zum Monatsende sowie jeweils vor Quartals- und Jahresabschlüssen intensiv genutzt und müsse verlässlich zur Verfügung stehen. Hinzu kommen unerwartete, nicht-zyklische Spitzenauslastungen, wenn etwa eine veränderte Gesetzeslage Nacharbeiten erfordert.