IT-Infrastruktur

Cloud Computing - das Buzzword des Jahres?

09.04.2008
Von 
Wolfgang Herrmann war Editorial Manager CIO Magazin bei IDG Business Media. Zuvor war er unter anderem Deputy Editorial Director der IDG-Publikationen COMPUTERWOCHE und CIO und Chefredakteur der Schwesterpublikation TecChannel.

Entsteht ein neuer Markt?

Umstritten ist bislang die Prognose einiger Experten, mit Cloud Computing könne ein neuer Markt mit unterschiedlichsten Geschäftsmodellen entstehen. "Immer mehr neue Cloud-Provider werden sich in dem Segment positionieren", erwartet etwa Wildeboer. "Dadurch sinken die Preise. Der Druck auf etablierte Dienstleister wie T-Systems oder IBM Global Services steigt." Rüdiger Spies vom Marktforschungs- und Beratungshaus IDC glaubt nicht an diese These: "Dafür sind die technischen Anforderungen an Cloud Computing zu komplex." Wahrscheinlicher sei es, dass die großen Player aus der geplatzten Dotcom-Blase, allen voran Google, Amazon und Yahoo, das Geschäft unter sich ausmachten. Neue Anbieter könnten nach seiner Einschätzung noch am ehesten aus der Telekommunikationsbranche kommen. Konzerne wie British Telecom (BT) beispielsweise wollten mit Cloud Computing neue Geschäftsbereiche etablieren, weil ihnen das anstammte Telefongeschäft wegbreche. Hinzu kämen die großen Hardwareanbieter, die bereits über die passende Infrastruktur verfügten. Spies: "IBM hat mit seiner Infrastruktur sicher einen Riesenvorteil, sich als mächtiger Player aufzustellen." Auch Sun Microsystems eröffne Cloud Computing womöglich eine neue Chance im Dienstleistungsgeschäft.

Das Rechenzentrum der Zukunft

Forrester-Analyst Staten jedenfalls prognostiziert gravierende Veränderungen in der Unternehmens-IT: "Das Rechenzentrum der Zukunft könnte in der Cloud stehen." Web-Schwergewichte wie Google hätten riesige Cloud-Infrastrukturen aufgebaut und nutzten daraus entstehende Größenvorteile. Eines Tages werde der Punkt erreicht sein, an dem es sich für viele Unternehmen nicht mehr lohne, eigene Server zu betreiben. Dann müssten sich die Verantwortlichen fragen, ob sie Cloud-Anbieter oder -Kunde sein möchten. Philipp Huber, COO des Cloud-Providers XCalibre Communications, drückt es so aus: "Es wird wahrscheinlich nur noch ein bis zwei Jahre dauern, bis Cloud Computing effizienter ist als die weltweit bestgeführten IT-Organisationen in Unternehmen." (wh)

Cloud Computing versus SaaS

Was unterscheidet Cloud Computing vom hergebrachten Konzept Software as a Service (SaaS)? Forrester Research sieht unter anderem folgende Merkmale:

  • Eine vordefinierte und abstrahierte Infrastruktur

Eine standardisierte Infrastruktur mit verschiedenen Abstraktionsebenen gehört laut Forrester zu den grundlegenden Elementen des Cloud Computing. Im Gegensatz zu traditionellen Hosting-Ansätzen hat der Kunde keinen Einfluss auf die Spezifizierung der Infrastruktur.

  • Volle Virtualisierung

Fast alle Cloud-Provider abstrahieren die Hardware mit einem Verfahren zur Server-Virtualisierung. Aus Kostengründen kommt überwiegend der quelloffene Xen-Hypervisor zum Einsatz.

  • Dynamische Infrastruktursoftware

Die meisten Clouds nutzen spezielle Infrastruktursoftware, die es erlaubt, eine Anwendung mit geringem Aufwand hinzuzufügen, zu verlagern oder zu verändern. Eine hochverfügbare und ausfallsichere Infrastruktur lässt sich damit kostengünstiger einrichten.

  • Abrechnung nach Verbrauch

Cloud-Anbieter rechnen ihre Leistungen in der Regel nach den tatsächlich genutzten Ressourcen ab, beispielsweise nach CPU-Stunden, Speichervolumen oder der übertragenen Datenmenge. Ältere Abrechnungsmodelle für Hosting-Dienste hingegen sehen einen Geldbetrag pro Server oder eine monatliche Gebühr vor.

  • Keine langfristigen Verträge

Die meisten Cloud-Provider, darunter auch Amazon, verzichten auf langfristige Verträge, wie sie in klassischen Outsourcing-Deals üblich sind. Beispielsweise können Kunden bei Bedarf nur eine einzige CPU-Stunde in Anspruch nehmen - ohne weitere Verpflichtungen einzugehen.