Gewinn halbiert

Cloud-Baustelle wird für Oracle teuer

11.03.2022
Von 
Martin Bayer ist Chefredakteur von COMPUTERWOCHE, CIO und CSO. Spezialgebiet Business-Software: Business Intelligence, Big Data, CRM, ECM und ERP.
Nach einem deutlichen Gewinneinbruch wächst der Druck auf Oracle. Eine neue Datenbank soll den Übergang ins Cloud-Business beschleunigen.
Der Umstieg ins Cloud-Business macht Oracle weiter zu schaffen.
Der Umstieg ins Cloud-Business macht Oracle weiter zu schaffen.
Foto: NeoLeo - shutterstock.com

Oracle hat enttäuschende Zahlen für sein drittes Fiskalquartal des laufenden Finanzjahres 2022 vorgelegt. Zwar legte der Umsatz in den Monaten Dezember 2021 bis Februar 2022 gegenüber dem Vorjahr um vier Prozent von 10,1 auf 10,5 Milliarden Dollar zu. Doch der Gewinn brach um mehr als die Hälfte von gut fünf auf 2,3 Milliarden Dollar ein. Der bereinigte Gewinn je Aktie (EPS) sank um drei Prozent auf 1,13 Dollar je Anteilschein. Analysten hatten hingegen mit einem Anstieg auf 1,18 Dollar gerechnet.

Die Oracle-Verantwortlichen sehen sich trotz allem auf einem guten Weg im Cloud-Business: "Das Wichtigste ist, dass unser Wachstum sowohl von unserem schnell wachsenden Cloud-Infrastruktur- als auch von unserem Cloud-Applikationsgeschäft getragen wird", sagte Oracle-CEO Safra Catz. Insgesamt sei der Cloud-Umsatz um 24 Prozent auf 2,8 Milliarden Dollar gewachsen. Die Einnahmen mit Cloud-Infrastrukturen hätten im dritten Quartal währungsbereinigt um 47 Prozent zugelegt, der Bereich Cloud-Anwendungen um 35 Prozent. "Der gesamte Cloud-Umsatz, der Infrastruktur und Anwendungen umfasst, liegt nun bei über elf Milliarden Dollar pro Jahr."

Safra Catz, CEO Oracle, richtet ihren Blick in erster Linie auf die Cloud-Einnahmen.
Safra Catz, CEO Oracle, richtet ihren Blick in erster Linie auf die Cloud-Einnahmen.
Foto: Oracle

Wie Oracles Cloud-Zahlen zustande kommen, lässt sich aus der Bilanz allerdings nicht herauslesen. Der Softwarekonzern vermischt schon seit Jahren in seiner Finanzberichterstattung beide Segmente - Cloud und On-Premises. Der Posten Cloud-Services und Lizenz-Support, also das klassische Wartungsgeschäft, wuchs um fünf Prozent auf gut 7,6 Milliarden Dollar und macht damit weiterhin den Löwenanteil am Geschäft aus. Das Segment Cloud- und On-Premises-Lizenzen legte nur marginal um ein Prozent auf knapp 1,3 Milliarden Dollar zu. Der Hardwarebereich schrumpft weiter, im dritten Quartal um drei Prozent auf nunmehr nur noch knapp 800 Millionen Dollar.

Operative Marge schmilzt zusammen

Der Umstieg vom klassischen Lizenz- und Wartungsgeschäft auf Cloud-Abonnements hinterlässt auch bei Oracle Spuren. Die goldenen Zeiten, in denen vor allem der Maintenance-Bereich die Einnahmen sprudeln ließ und die Margen hochhielt, sind vorbei. Oracle muss derweil noch weiter in den Aufbau des neuen Geschäfts investieren. Die operativen Ausgaben im Bereich Cloud Services und Lizenz-Support stiegen im dritten Fiskalquartal im Jahresvergleich um 20 Prozent von 3,1 auf 3,8 Milliarden Dollar. Dieses Geld dürfte hauptsächlich in den Aufbau von Cloud-Ressourcen fließen.

Der Cloud-Umstieg macht sich auch an anderer Stelle bemerkbar. In der Neun-Monats-Bilanz für das laufende Geschäftsjahr stiegen die Ausgaben für das operative Geschäft im Jahresvergleich um 30 Prozent von 18,6 auf 24,2 Milliarden Dollar. Der operative Gewinn schrumpfte gegenüber dem Vorjahr um 40 Prozent von 10,7 auf 6,4 Milliarden Dollar. Die operative Marge schmolz von 36 auf 21 Prozent zusammen.

Oracles MySQL Heatwave als Multi-Cloud-Datenbank

Doch auf dem Weg in die Cloud-Zukunft gibt es kein Zurück. Der Softwarekonzern versucht, die Neuausrichtung mit Cloud-nativen Produkten weiter zu beschleunigen. Im Applikationsbereich hat Oracle mit Netsuite bereits eine rein für den Cloud-Betrieb ausgelegte Business-Software im Programm. Auf der Datenbankseite sah das bisher anders aus. Zwar lässt sich auch die klassische Oracle-Datenbank in der Cloud betreiben - doch eher als gehostete Variante beziehungsweise in einem Managed-Service-Modell. Eine Datenbank-Lösung nach der reinen Cloud-Lehre fehlte Oracle bislang.

Larry Ellison, Gründer von Oracle, will mit einer neuen Datenbank sein Cloud-Geschäft beflügeln.
Larry Ellison, Gründer von Oracle, will mit einer neuen Datenbank sein Cloud-Geschäft beflügeln.
Foto: Oracle

Das soll sich ändern. Oracle-Gründer, Chairman und Chief Technology Officer (CTO) Larry Ellison kündigte an, dass die Entwicklung einer Multi-Cloud-Version der Open-Source-Datenbank MySQL HeatWave abgeschlossen sei. "Die MySQL HeatWave Datenbank läuft bereits in der Oracle Gen2 Cloud", sagte der Manager. In wenigen Wochen werde MySQL HeatWave auch in der Amazon Cloud und der Microsoft Azure Cloud verfügbar sein. Die Stoßrichtung ist klar: "MySQL HeatWave wurde entwickelt, um mit Amazons Version von MySQL namens Aurora sowie mit Snowflake und anderen beliebten Cloud-Datenbanken zu konkurrieren", gibt Ellison den Kurs vor.