Fünf Produkte im Vergleich

Cloning-Tools vereinfachen die Konfiguration von PCs

30.04.1999
Die vergleichsweise hohen Unterhaltskosten für Windows-Systeme sind unter anderem darauf zurückzuführen, daß jeder PC in der Regel einzeln und vor Ort installiert und gewartet werden muß. System-Management-Produkte versprechen hier Abhilfe. In vielen Fällen lassen sich aber schon mit vergleichsweise einfachen Cloning-Tools Verbesserungen erzielen. Michael Pietroforte* zeigt die Möglichkeiten und Grenzen dieser Technologie und vergleicht fünf Produkte miteinander.

So mancher Systembetreuer eines PC-Netzes denkt mit Wehmut an die guten alten DOS-Zeiten zurück. Eine simple Diskette oder ein Boot-PROM reichten aus, um einen Computer binnen weniger Minuten für den Start über das Netz einsatzbereit zu machen. Mit der Einführung von Windows NT und Windows 95 war diese Vorgehensweise nicht mehr praktikabel. Zu voluminös wurden Betriebssystem und Anwendungen, um sie bei jedem Systemstart aus dem Netz zu laden - ihr Platz ist nun meist die lokale Festplatte. Für jede Installation, bei jedem Update, bei jeder Fehlfunktion muß sich deshalb der Systemverwalter an den Ort des Geschehens bemühen - Stichwort Turnschuhadministration. Installationsscripte und System-Management-Suiten bringen teilweise Abhilfe, erfordern aber zumeist umfangreiche Vorarbeiten und hohe Investitionen.

Als Alternative bieten sich in vielen Fällen Cloning-Tools an, die Anwendungen samt Betriebssystem auf mehrere PCs im Netz verteilen. Dabei wird ein Image der gesamten Festplatte oder einer Partition des Modellrechners auf die Zielsysteme kopiert. Letztere werden - wie in den guten alten Zeiten - zunächst mit einer DOS-Boot-Diskette hochgefahren. Der Cloning-Client, der samt Netzkartentreibern auf der Boot-Diskette Platz findet, wird dann vom Server aus gesteuert. Ein Eingreifen vor Ort ist zu diesem Zeitpunkt nicht mehr notwendig.

Da der Ziel-PC eine Eins-zu-Eins-Kopie des Modellsystems erhält, müssen für dieses Szenario allerdings einige Voraussetzungen erfüllt sein. Die Hardware der beteiligten Rechner sollte sich nur marginal unterscheiden, denn werden andere Hardwaretreiber benötigt, müssen diese nachträglich ausgetauscht werden - falls das System überhaupt noch hochfährt. Sollen die Anwender außerdem unterschiedliche Software vorfinden, muß ebenfalls im nachhinein noch Hand angelegt werden.

Cloning-Software eignet sich also vor allem dann, wenn das Unternehmen über eine homogene Hardware- und Software-Ausstattung verfügt. Solche Programme sind damit zum Beispiel für den Einsatz in Schulungszentren oder in den Fertigungsstätten von PC-Herstellern prädestiniert.

Grundsätzlich lassen sich mit den hier vorgestellten Programmen zwar auch Nicht-Windows-Systeme klonen, da sie durchweg nicht nur FAT- und NTFS-Partitionen unterstützen, sondern auch das sektorweise Erzeugen von Images gestatten. Der volle Funktionsumfang der Cloning-Tools kommt jedoch nur in einer Windows-Umgebung zum Tragen.

Im Falle von Windows NT muß berücksichtigt werden, daß jedes System bei der Erstinstallation eine eigene SID (Security Identifier) zugewiesen bekommt. Sie dient zur Kontrolle geräteabhängiger Rechte, wie beispielsweise der Zugehörigkeit zu einer NT-Domäne. Durch den Cloning-Vorgang erhalten aber alle Zielsysteme die SID des Modellsystems. Einige Cloning-Programme können aber die SID nach dem Klonen automatisch austauschen. Dieser Ersetzungsvorgang ist allerdings nicht ganz trivial, da die SID sich an mehreren Positionen in der Registry und im Dateisystem befindet. Es ist daher empfehlenswert, Microsofts eigenes Programm für diesen Zweck, das "System Preparation Tool" ("Sysprep"), zu verwenden. Den Support der Gates-Company für geklonte Rechner kann man lediglich dann in Anspruch nehmen, wenn dieses Programm verwendet wurde. Es ersetzt nicht nur die SID, sondern weist auch jedem Computer einen eigenen Namen zu und bindet ihn auf Wunsch gleich in eine Domäne mit ein. Das Tool ist kostenlos, offiziell jedoch nur für Microsoft Select-, Open-Volume- und OEM-Kunden verfügbar.

Sind die Bedingungen für den Einsatz eines Cloning-Programms gegeben, kann die Zeitersparnis für die Systemverwaltung enorm sein. Lediglich eine Modellkonfiguration muß erstellt werden. Diese sollte natürlich ausgiebig getestet werden, bevor man sie auf die Anwender losläßt. Da alle Systeme identisch konfiguriert sind, fällt die Diagnose im Problemfall wesentlich leichter. Das Verteilen des Images ist in der Regel nur eine Angelegenheit von einigen Minuten, denn dank Multicasting wird das Image auf alle beteiligten PCs zeitgleich übertragen. Es empfiehlt sich jedoch, die Prozedur erst nach Betriebsschluß zu starten, da sie das Netz vollkommen auslastet. Einige Cloning-Tools bieten hierfür Scheduling-Funktionen (siehe Tabelle).

Gegenüber der Softwaredistribution zeichnet sich das Cloning-Verfahren vor allem durch seine unkomplizierte Handhabung aus. Die Einarbeitungszeit, die notwendigen Vorarbeiten und die Fehleranfälligkeit sind aufgrund der an und für sich einfachen Cloning-Prozedur gering. Zudem eignet sich dieses Verfahren auch als Backup-Lösung. Hat ein Anwender seinen PC bis zur Unbrauchbarkeit umkonfiguriert, spielt man einfach das Image zurück. Natürlich sollte man dann dafür Sorge getragen haben, daß Benutzerdaten grundsätzlich nur auf dem Server oder einer separaten Partition abgelegt werden oder aber, daß in regelmäßigen Abständen ein Image der Benutzerfestplatte erstellt wurde. Mit Hilfe eines Image-Explorers können dann im Bedarfsfall, ähnlich wie bei einer Backup-Software, nur einzelne Dateien zurückgesichert werden.

Fünf Cloning-Tools im Vergleich

Im wesentlichen teilen sich vier Unternehmen den Markt für Netz-Cloning-Software untereinander auf: Altiris mit "Rapideploy" und "Lab Expert", Microhouse mit "Image Cast", Powerquest mit "Drive Image Pro" und Symantec mit "Ghost". Die Programme unterscheiden sich zum Teil beträchtlich in bezug auf Leistungsumfang und Bedienungskomfort.

Der Klassiker unter den Cloning-Tools von Ghost Software gehört nach der Firmenübernahme nun zu Symantecs Produktpalette. Ghost in der Version 5.1c ist sehr einfach zu bedienen. Die Server-Komponente zeigt an, welche der Clients bereits verbunden sind. Mit einem Mausklick startet man dann den Cloning-Vorgang oder gibt eine Startzeit an. Mit Hilfe von Startparametern und Scripts läßt sich sowohl das Erzeugen wie auch das Zurücksichern von Images automatisieren. In puncto Funktionsumfang kann das Programm mit seinen Konkurrenten aber nicht mehr ganz mithalten.

Rapideploy 3.4.55 ist noch am ehesten mit Ghost vergleichbar. Mit der Möglichkeit der automatischen Vergabe von Computernamen bietet es aber schon ein wesentliches Feature mehr. Man gibt lediglich eine Anfangszeichenkette vor, und das Programm fügt selbständig eine Numerierung an. Auch die TCP/IP-Konfiguration der Zielrechner läßt sich über die Server-Komponente ändern. Nach dem Neustart des Zielsystems werden diese Modifikationen durch ein Tool, das man zuvor auf dem Modellrechner installiert hat, automatisch geändert. Recht nützlich ist auch die Funktion zur Erstellung der Boot-Disketten für die Zielrechner. Das Programm kopiert das frei erhältliche "Caldera Open DOS", die Netzkartentreiber und die Client-Software auf eine Diskette. Insbesondere für Unternehmen mit mehreren Firmensitzen, die nur über das langsame Internet miteinander verbunden sind, eignet sich die Möglichkeit, eine bootfähige CD-ROM samt Client-Software und Image zu erzeugen.

Über Scripts läßt sich Rapideploy aber nicht steuern. Das ist die Stärke von Lab Expert, einem Programm vom gleichen Hersteller. Es setzt sich zum Teil aus denselben Tools zusammen wie Rapideploy, geht aber über dessen Möglichkeiten doch weit hinaus. Über die Server-Komponente werden die Tools in Scripts integriert, um dann auf den Clients zur Anwendung zu gelangen. Die Handhabung ist zwar etwas umständlich und erfordert einiges an Lernaufwand und Vorarbeiten, doch die Flexibilität des Programms ist dafür um so größer. Da auch die nachträgliche Modifikation der Registry möglich ist, kann jeder Zielrechner individuell konfiguriert werden. Die Möglichkeit, über das Netz PCs zum Booten der Client-Software zu veranlassen, erspart außerdem das Hantieren mit Disketten.

Die neue Version 3.0 von Drive Image Pro, die Anfang Mai verfügbar sein soll, weist einige wesentliche Verbesserungen gegenüber der Vorgängerversion auf. Mit "Delta Now" lassen sich nun einzelne PCs nach dem Klonen mit unterschiedlicher Software oder Einstellungen ausstatten. Alle Änderungen, die während einer Installationsprozedur stattfinden, werden in eine ausführbare Datei aufgenommen. Startet man diese dann auf dem Zielsystem, werden automatisch alle Modifikationen nachgeholt. Im Lieferumfang befindet sich auch "Partition Magic", ein Programm zur Veränderung von Partitionen, das außerdem einen Boot-Manager umfaßt. Die Änderung von SID, Computername oder Domäne unterstützt Drive Image Pro nicht selbst. Powerquest setzt hierzu auf Microsofts System Preparation Tool, dessen Anleitung in das Handbuch von Drive Image Pro aufgenommen wurde.

Das vollständigste und leistungsfähigste Cloning-Programm ist ohne Zweifel Image Cast von Microhouse. Über die beachtliche Funktionsvielfalt erhält man dank einer intuitiv strukturierten und einfach bedienbaren Oberfläche sehr schnell einen guten Überblick. Die umfangreichen Einstellungsmöglichkeiten gehen häufig über die der anderen Programme hinaus. Per Drag and drop lassen sich Clients zu einer neuen Cloning-Task hinzufügen. Konfigurationen werden so einzelnen PCs oder Gruppen von Computern zugewiesen. Auch die Distribution von Applikations-Images wird zentral gesteuert. Ähnlich wie bei Drive Image Pro wird die Differenz zwischen zwei Systemzuständen in einer Datei abgelegt. Allerdings kann im Falle von Image Cast diese Differenzdatei über die Steuerkonsole am Server auf die Zielsysteme verteilt werden. Image Cast verbindet so auf einfache Weise die Möglichkeiten von Cloning und Softwaredistribution.

*Michael Pietroforte arbeitet als freier Autor in München.