Clone-Logenplatz

28.07.1989

Den Aufstand gegen die IBM von unten her, auf dem Feld der Werbung, zu eröffnen, ist eine Sache, ihn auf der Hochebene der Technologie durchzuhalten, eine ganz andere, Compaq, Primus unter den Zwergen der PC-Branche, hat es zu spüren bekommen (CW Nr. 30 vom 21. Juli 1989). Der Anführer der EISA-Rebellen muß der Tatsache Rechnung tragen - im wahrsten Sinne des Wortes -, daß er als Clone-Anbieter, als Nachahmer die IBM im PC-Markt erst stark gemacht hat. So müssen alle Versprechungen, es Big Blue auf dem Datenbus-Sektor zeigen zu wollen, hohl klingen. In Wahrheit wissen die Compaq-Manager sehr genau, daß es ein Fehler wäre, aus dem Schatten der IBM herauszutreten. Daß ein Clone-Logenplatz in der ersten Reihe - sei es beim klassischen PC oder beim PS/2-System - mit totaler technologischer Abhängigkeit von IBM erkauft werden muß, ist die Kehrseite der Medaille.

Wenn Compaq heute Lizenzgebühren für den Mikrokanal an die IBM entrichtet, dann ist das nur normal. Ob sich diese Normalität für den Anwender auszahlt, steht auf einem anderen Blatt. Stets ist es so gewesen, daß technologische Abhängigkeit letztlich zu Siechtum geführt hat. Auch Compaq wird die Marktgesetze nicht ändern können. Aus der Sicht der Anwender stellt sich die Situation so dar, daß die "second source" - und das betrifft nicht nur Compaq - immer ein Risiko darstellt. Das "Original" wird, wenn nötig, seine technologische Alleinstellung ausnutzen, um die Clone-Anbieter klein zu halten. Die Lösung heißt "Non-Vendor-Standard", nicht EISA - erst recht nicht "IBM-Mikrokanal".