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Clinton hetzt das FBI auf US-Computer

29.07.1999

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Die amtierende US-Regierung von Präsident Bill Clinton plant ab dem Jahr 2003 ein weitreichendes Überwachungsnetzwerk für die Öffentliche Verwaltung und Kernsektoren der privaten Wirtschaft, darunter Energie, Telekommunikation und Transportwesen. Das sogenannte "Fidnet" (Federal Intrusion Detection Network) soll vom FBI organisiert und überwacht werden und offiziell das Eindringen von Hackern in sensible IT-Umgebungen verhindern. Jeder unbefugte Zugang zu einem der angeschlossenen Systeme soll dabei sofort bei allen übrigen Betreibern angezeigt werden, so daß diese entsprechende Vorkehrungsmaßnahmen treffen können. In einem Begleitschreiben zu dem 140seitigen Entwurf eines solchen Systems hat Clinton die Wirtschaft zur Kooperation aufgefordert. "Dieses Projekt fordert eine vorher nicht gekannte Partnerschaft zwischen Regierung und Wirtschaft", so der Präsident. Allerdings sei ein effektiver Schutz der Rechner nur mit echter

Zusammenarbeit, nicht durch staatliche Regulierung zu erreichen. Die angesprochenen Branchen sollten selbst entscheiden, welche Maßnahmen sie für sinnvoll und notwendig hielten, um ihre Schlüsselsysteme zu sichern.

Verschiedene Bürgerrechtsorganisationen und andere Verfechter von Privatsphäre und freier Meinungsäußerung haben allerdings bereits berechtige Zweifel und Sorgen angemeldet. "Es sollte in jedem Fall vorab eine öffentliche Diskussion über die Vor- und Nachteile eines solchen Systems geben", meint etwa die Privacy-Expertin Mary Culnan von der Georgetown University. "Es muß geklärt sein, wie diese Daten verwendet werden." James Dempsey vom Center for Democracy and Technology formuliert seine Bedenken schärfer: "Das ist die computerisierte Rasterfahndung. Wir waren schon immer dagegen, unschuldiges Verhalten zu überwachen, um die paar echten Bösewichte zu fangen." Einen ganz anderen Aspekt gibt schließlich Peter Neumann, Wissenschaftler bei SRI International in Menlo Park, zu bedenken. Er glaubt nicht, daß die technischen Möglichkeiten für ein so umfassendes System wie das Fidnet überhaupt ausreichen. "Die kommerziellen

Lösungen zur Intrusion Detection [Entdeckung von Eindringlingen] sind noch nicht marktreif", lautet das knappe Urteil des Experten.