Outsourcing hilft, Ressourcen freizusetzen

Client-Server-Ausgaben rechnen sich nicht von heute auf morgen

25.12.1992

FRAMINGHAM (IDG) - Ehe Downsizing dazu beiträgt, die DV-Kosten zu reduzieren, wird die Datenverarbeitung erst einmal teurer. So geben Großunternehmen, die eine Client-Server-Anwendung in High-end-Oualität einfuhren, durchschnittlich rund 1,7 Millionen Dollar aus. Vor allem die Mitarbeiterausbildung strapaziert das DV-Budget.

Ungefähr 75 Prozent der DV-Spezialisten in Großunternehmen haben nicht die nötigen Kenntnisse, um die Einführung von Client-Server-Anwendungen im großen Stil zu realisieren. Zu diesem Ergebnis kommt das US-Marktforschungsinstitut Forrester Research Inc., Cambridge, Massachusetts, das die 1000 weltweit größten Unternehmen unter die Lupe genommen hat.

Entsprechend hoch sind die Ausgaben für die Mitarbeiterausbildung. Die Companies

rechnen mit durchschnittlich 800 000 Dollar Trainingskosten. Pro Kopf dürften zunächst einmalige Ausgaben zwischen 12 000 und 15 000 Dollar anfallen. Zudem wird mit einem weiteren jährlichen Fortbildungsaufwand von 1500 bis 2500 Dollar gerechnet.

Forrester bezieht sich in der Untersuchung auf Client-Server-Umgebungen aus dem

"High-end-Bereich". Gemeint sind große Konfigurationen, deren Benutzung sich direkt auf den Geschäftsablauf eines Unternehmens und damit auch auf seine finanzielle Gesundheit auswirkt. In der Regel handelt es sich dabei um Anwendungen mit mehr als 100 Benutzern, die unternehmensweit, über eine Vielzahl von Filialen hinweg, zum Einsatz kommen.

Parallele Einführung erhöht den Aufwand

Weil die Client-Server-Technologie noch nicht ausgereift sei, so die Analysten, müßten in den nächsten Jahren zunächst sehr hohe Entwicklungsausgaben einkalkuliert werden. "Ein Rückgang der Kosten ist erst für 1994 zu erwarten, wenn viele Löcher gestopft sind", prognostiziert John McCarthy, Direktor des Bereichs Computerstrategie-Forschung bei Forrester. "In Zeiten ständiger Budgetkürzungen ist dies eine bittere Pille, die aber geschluckt werden muß."

Schwierigkeiten bekommen nach Ansicht der Marktbeobachter die Unternehmen, die den Umstieg in eine Client-Server-Umgebung parallel zum unverändert laufenden DV-Betrieb angehen. Die DV-Ausgaben dieser Companies dürften nach Forrester-Schätzungen von bisher zwei bis drei auf künftig rund fünf Prozent des Gesamtumsatzes steigen. Als Ausweg empfehlen die Analysten die Auslagerung von Altsystemen und Anwendungen, die für den Geschäftserfolg nicht ausschlaggebend sind. Auf diese Weise ließen sich Ressourcen für die Entwicklung von Client-Server-Anwendungen freisetzen.

Nach Ansicht der Analysten sind künftig drei verschiedene DV-Gruppen in den Umgestaltungsprozeß involviert. Zunächst müßten Entwickler vorhanden sein, die sich auch auf das Hauptgeschäft des Unternehmens verstünden und die Mitarbeiter in den einzelnen Geschäftseinheiten angemessen unterstützen könnten.

Die Arbeit dieser Einheit müsse von einer zweiten zentralen Organisation überprüft werden, die auch darauf achten solle, daß unternehmensweite Standards für Qualität, Datensicherheit und Interoperabilität eingehalten würden.

Als dritte Gruppe werden die Outsourcing-Anbieter genannt, die für den reibungslosen Ablauf von Routineaufgaben zuständig sein sollen. Die Analysten betonen, daß auch die Anwender in den Abteilungen künftig über weitaus mehr DV-Know-how als jemals zuvor verfügen müssen.