Telekom-Vorstand Reinhard Clemens im CW-Gespräch

Clemens: "Wir können Wachstumsgeschichte schreiben"

27.02.2008

CW: In welchem Zeitraum ist mit einer Entscheidung über Personalanpassungen zu rechnen?

Clemens: Wir wissen sehr genau, an welchen Schrauben wir drehen müssen, um besser beziehungsweise mindestens genauso gut wie der Wettbewerb zu werden. Das geht quer durch die Organisation. Dieses Vorhaben packen wir sofort an. Ein Beispiel ist die angesprochene veränderte Kundenbetreuung. Wir werden auch die so genannten Industry-Lines, also die für bestimmte Branchen zuständigen Einheiten auflösen. Jede Industry-Line unterhält heute ihren eigenen Marketing-, Kommunikations- und Finanzbereich. Das konsolidieren wir. In den Fabriken wurden zu viele unterschiedliche Lösungen für vergleichbare Aufgaben betrieben. Das treibt die Komplexität und Kosten in die Höhe und belastet die Qualität. Wir brauchen nicht sechs Security-Systeme, sondern nur eins oder maximal zwei. Mit der schwindenden Komplexität sinkt auch der Personalbedarf. Insgesamt werden wir schlanker in den Fabriken, im Vertrieb und in den Overhead-Funktionen, weil wir Hierarchiestufen abschaffen und Aufgaben zentralisieren. Das wird uns in den kommenden zwei bis drei Jahren beschäftigen. 2010 wird T-Systems wesentlich besser als heute dastehen. Ich strebe eine nachhaltige, auf Wachstum ausgerichtete Organisation an.

CW: Sie wollen auch die Industry-Lines auflösen?

Clemens: Die brauchen wir nicht.

Clemens: 2010 wird T-Systems wesentlich besser als heute dastehen. Ich strebe eine nachhaltige auf Wachstum ausgerichtete Organisation an.
Clemens: 2010 wird T-Systems wesentlich besser als heute dastehen. Ich strebe eine nachhaltige auf Wachstum ausgerichtete Organisation an.

CW: Dort konzentriert sich das Industrie-Know-how.

Clemens: Nein, das steckt in der SI. Der Desktop in einer Bank funktioniert genauso wie der Desktop im Automobilkonzern. Für ICT-Lösungen, also für die integrierten IT- und TK-Dienste, benötigen wir keine industrieorientierten Einheiten. In der Systemintegration entscheidet Branchen-Know-how über Erfolg. Hier wird es einen dedizierte Branchenorientierung geben.

CW: Was ist das Kerngeschäft der T-Systems?

Clemens: ICT. Wir betreiben netzzentrierte Infrastruktur-Services. TK und IT wachsen zusammen. Das bildet die Basis für zentral gehostete Applikationen, die künftig immer stärker nachgefragt werden. Diese Dienste wollen und werden wir global liefern. Das heißt nicht, dass wir in jedem Land eine Vertriebsorganisation haben müssen. Wir konzentrieren uns auf europäische Kunden, die global verteilte Standorte haben, und bauen dafür eine globale Infrastruktur auf. Den Mittelstand sprechen wir mit dedizierten Lösungen an. Auch die öffentliche Verwaltung ist eine wichtige Klientel, hier wollen wir unseren Umsatzanteil deutlich erhöhen. Im Markt für Systemintegration in der Automobilbranche sind wir heute schon die weltweite Nummer eins. Das Geschäft wollen wir ausbauen. Neben diesen großen Kernaufgaben gibt es attraktive Nischenprojekte wie etwa die elektronische Gesundheitskarte.

T-Systems in Zahlen

Umsatz*: 8,8 Milliarden Euro (Vorjahr: 9,4 Milliarden Euro; minus sieben Prozent).

Betriebsergebnis*: 2,9 Milliarden Euro (Vorjahr: 3,2 Milliarden Euro, minus zehn Prozent).

Ebit*: 104 Millionen Euro (Vorjahr: 194 Millionen Euro; minus 46,4 Prozent).

Ebit-Marge*: zwei Prozent (Vorjahr: 3,6 Prozent).

Mitarbeiter*: 56 500 (Vorjahr: 56 150).

Umsatz Enterprise Service*: 5,9 Milliarden Euro (Vorjahr: 6,2 Milliarden Euro; minus 5,4 Prozent).

Umsatz Business Services*: 2,9 Milliarden Euro (Vorjahr: 3,2 Milliarden Euro; minus zehn Prozent).

Umsatz außerhalb des Telekom-Konzerns*: 6,6 Milliarden Euro (Vorjahr: 6,8 Milliarden Euro; minus 3,1 Prozent).

Umsatz außerhalb Deutschlands*: 1,8 Milliarden Euro (Vorjahr: 1,7 Milliarden Euro, plus 8,3 Prozent).

Anzahl Kunden: zirka 160 000.

(*Angabe jeweils von Januar bis September 2007 beziehungsweise 2006)