IT auf dem Prüfstand - der Königsweg zum RoI?

Clariteam verspricht Effizienzkontrolle

31.05.2002
Fast jedes Unternehmen fordert eine Kosten-Nutzen-Analyse seiner IT. Der Newcomer Clariteam will die richtigen Antworten geben und mit einem entsprechenden Serviceangebot im Markt durchstarten. Von Susanne Schulze*

Das Problem ist hinlänglich bekannt: In den meisten europäischen Unternehmen verursacht die IT derzeit etwa fünf Prozent der Gesamtkosten. Gleichzeitig beeinflusst sie rund zwei Drittel der Geschäftsabläufe, denn Anwender verbringen etwa 70 Prozent ihrer Arbeitszeit mit dem Austausch von Informationen. Sind diese nicht mehr verfügbar, wird die Produktivität stark eingeschränkt. Fünf Prozent der Kosten haben heutzutage also einen Einfluss auf zwei Drittel des Geschäftsergebnisses. Im Zeichen der Krise sind den meisten Vorständen die IT-Ausgaben aber immer noch zu hoch.

Vor allem das Thema Outsourcing wird nach Ansicht von Nicolas Kourim, CEO und President des französischen Beratungshauses Clariteam, in den kommenden fünf Jahren an Bedeutung gewinnen. Die meisten Firmen wollen ihre "Problemfälle", also auch die IT, vom Tisch haben. Das Gebot der Stunde heißt Return on Investment (RoI). Wenn zwischen 20 und 50 Prozent der Kosten eingespart werden, muss der interne IT-Shop zwangsläufig mit auf den Prüfstand. Doch wo soll dort gekürzt werden?

Die Frage ist beileibe nicht trivial, denn das heutige Geschäftsmodell vieler Unternehmen ist mehr und mehr in einen automatisierten Prozess übergegangen. Für die Firmen bedeutet das: Je mehr automatisierte Prozesse sie haben, desto abhängiger werden sie von der IT. Doch obwohl die Bedeutung der IT dadurch weiter zugenommen hat und die damit verbundenen Kosten und Risiken gestiegen sind, fehlen die notwendigen Kontrollinstrumente, wie sie heute beispielsweise im Controlling und bei Human Resources dank entsprechender Software längst selbstverständlich sind.

Darüber hinaus besteht zwischen IT-Verantwortlichen und Finanzchefs mehr denn je ein Interessenkonflikt. Beide können aber die Ergebnisse des IT-Einsatzes dem Geschäftserfolg nicht messbar zuordnen, denn ein konkreter Zusammenhang zwischen dem Geschäftsziel, dem Ergebnis und den eingesetzten IT-Ressourcen ist schwer zu konstruieren.

Um das "Risiko IT" zu kontrollieren, die Kosten zu stabilisieren und Investments bewerten zu können, muss sich die Methode grundsätzlich ändern: IT ist nicht mehr aus rein technischer Sicht zu betrachten, sondern - wie alle anderen Ressourcen im Unternehmen auch - aus Geschäftssicht. Durch den Ansatz, den Nutzen der IT zu messen, zu analysieren und zu bewerten, lassen sich auch Lieferanten und Outsourcer mehr in die Pflicht nehmen.

Zwischen Geschäftsprozessen und verwendeter Technik sind also Verbindungsglieder nötig. Clariteam beispielsweise stellt eigenen Angaben zufolge durch den Einsatz spezifischer Technologien (zum Beispiel Analysesoftware) und Methoden die Verbindung zwischen der IT und dem Geschäftsbedarf her und gibt Antworten auf zahlreiche Fragen wie: Was leistet der Informationsservice in einem spezifischen Geschäftsprozess? Was funktioniert nicht? Wieviel kostet der jederzeit mögliche Zugriff auf IT-Ressourcen?

Zunächst misst Clariteam die Leistung und den Beitrag der installierten IT für die Abwicklung von Geschäftsprozessen. Dann werden gemeinsam mit Lieferanten und/oder Outsourcing-Dienstleistern Anforderungen und zu erzielende geschäftliche Resultate definiert. Ein regelmäßiges Benchmarking lässt Unternehmen ihre Risikozonen erkennen, den Einsatz der IT steuern und kontrollieren und ihre Kosten reduzieren, lehnt sich Firmenchef Kourim mit einschlägigen Versprechungen aus dem Fenster. Auch bei Mergern und Akquisitionen biete man Unterstützung an.

Mit seinem Dienstleistungsportfolio bewegt sich das 1999 von ehemaligen Siemens-Nixdorf-Mitarbeitern gegründete Unternehmen im Grenzbereich zwischen Monitoring- und Testing-Software-Anbietern à la Compuware, Tivoli oder Mercury Interactive und sehr IT-fokussierten Beratungshäusern wie Gartner. Teilweise verwendet Clariteam auch selbst die Programme der genannten Anbieter. CEO Kourim ficht das nicht an, denn er setzt auf "Coopetition" - und auf die seiner Ansicht nach hervorragenden Marktperspektiven eines Service-Providers. Er könnte durchaus bestätigt werden, denn nach einer Studie der Marktforschungsgesellschaft Ovum sind in diesem Segment bis 2005 jährliche Wachstumsraten von immerhin 30 Prozent zu erwarten.

Doch die Gefahr, in diesem Markt zwischen weitaus größeren Wettbewerbern zerrieben zu werden, dürfte ebenfalls groß sein. Derzeit ist das Unternehmen, das im Geschäftsjahr 2001 mit 40 Mitarbeitern einen Umsatz von rund fünf Millionen Euro erzielte, zu einem Großteil VC-finanziert. Eine dritte Finanzierungsrunde wurde im Juli vergangenen Jahres mit 14,4 Millionen Euro abgeschlossen. (gh)

*Susanne Schulze ist freie Journalistin in Feldafing bei München.