Citrix treibt Virtualisierung auf die Spitze

09.11.2006
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Wolfgang Miedl arbeitet Autor und Berater mit Schwerpunkt IT und Business. Daneben publiziert er auf der Website Sharepoint360.de regelmäßig rund um Microsoft SharePoint, Office und Social Collaboration.

Vergleichbar mit Softricity

Diese ist vergleichbar mit dem Microsoft-Neuerwerb "Softricity" - sie schottet Anwendungen und Benutzerdaten vom eigentlichen Windows-System ab und erleichtert somit Migrationen und Neuinstallationen sowie den Austausch von System-Images. Der Administrator muss dabei den Benutzer lediglich kurzzeitig aus einer Windows-XP-Sitzung ausloggen, das Betriebssystem-Image in VMware gegen ein neues wie etwa Vista austauschen und abschließend alle individuellen Daten und Einstellungen auf das neue Image umlenken - schon ist der Vista-Client einsatzbereit. Der "Desktop Broker" ist bereits als kostenlose Erweiterung für den Presentation Server 4.0 erhältlich, die gesamte Lösung soll im ersten Quartal 2007 verfügbar sein.

Plattform für Ökosystem

Als weitere Neuigkeit hat Citrix auf seiner Messe den Start der "Dynamic Desktop Initiative" bekannt gegeben. Templeton stellt die verfügbaren Techniken zur Desktop-Virtualisierung als strategische Option dar: "Egal, ob Mitarbeiter im Unternehmen oder an externen Arbeitsplätzen arbeiten - sie verfügen überall über einen sicheren, uneingeschränkten Zugriff auf Anwendungen und Desktops." Gleichzeitig bildet diese Initiative erstmals eine organisierte Platt- form für die vielen verschiedenartigen Player im Citrix-Ökosystem - angefangen bei den Thin-Client-Anbietern (Wyse, Neo- ware, VXL) über die Server- und Virtualisierungs-Anbieter (Dell, HP, IBM, Microsoft, AMD, VM- ware) bis hin zu Management- Spezialisten (Enteo, Appsense, Gemalto).

Schulterschluss mit Microsoft

Im Zeichen des anstehenden Generationswechsels bei Microsoft auf den Windows-Server "Longhorn" standen auch die Präsentationen rund um die nächste Generation des Presentation Server (Codename "Ohio"). Bezeichnend dabei war zum einen, dass Konferenzteilnehmern die Roadmap gemeinsam mit einem Vertreter von Microsoft vorgestellt wurde. Hielten Branchenkenner noch bis vor kurzem Citrix für ein natürliches Beuteobjekt, das die Redmonder spätestens mit der nächsten Ausbaustufe des "Windows Terminal Server" getilgt haben würden, so demonstrierte der Juniorpartner diesmal ganz selbstbewusst den Mehrwert seiner Lösungen.

Codenamen entschlüsselt

  • Trinity: Erweiterung der Terminal-Server-Architektur um gehostete Einzelinstanzen von Windows XP auf Basis von Virtual Machines (VMs) oder Blades;

  • Kent: Kooperation mit IBM für eine katastrophensichere Client- Infrastruktur auf Basis eines USB-Stick-Notfallsystems;

  • Ohio: Nächste Version 4.5 des Presentation Server auf der Basis des Windows-Servers Longhorn;

  • Pictor: Erweiterung des Presentation Server um 3D-Fähigkeiten für professionelles CAD und andere Grafikanwendungen;

  • Libra: Verbessertes Load-Balancing;

  • Gemini: Aufzeichnung von Terminal-Sitzungen zur besseren Systemüberwachung;

  • Sagitta: Erweiterungen für die Systemadministration;

  • Tarpon: Virtualisierung auf Ebene von Anwendungen und Benutzereinstellungen. Derart gekapselte Windows-Anwendungen lassen sich ohne Installationsskript und Client-Manipulation vom Server aus an Windows-Arbeitsplätze verteilen.

Eines der Highlights ist dabei zweifellos "Pictor", eine Beschleunigertechnik für 3D-Anwendungen. Dieser grafische Highend-Bereich galt bisher als uneinnehmbare Festung für Terminal-Server, nun aber ermöglicht die Kombination aus 3D-Hardware am Server, einem ICA-entkoppelten Grafikdatenkanal sowie schnelleren Chips am Thin Client, dass neuerdings auch CAD-Anwendungen wie "Catia" in einer gehosteten Umgebung bereitgestellt werden können.