Erneuerung von Metaframe und Extranet

Citrix startet Update-Offensive

02.11.2001
MÜNCHEN (CW) - Die amerikanische Thin-Client-Company nutzt ihre diesjährige Hausmesse i-Forum zur Bekanntgabe von vier neuen Produktversionen. Updates bietet der Hersteller sowohl für das Kernprodukt "Metaframe" als auch für ergänzende Software wie "Extranet" und "Nfuse" an.

Die Aktualisierung der genannten Produkte folgt einem generellen Update-Fahrplan, den Citrix vor einiger Zeit bekannt gab. Demnach will die Firma alle zwei bis drei Monate ein so genanntes Feature-Release für jede Applikation auf den Markt bringen, tiefer greifende Änderungen hingegen erfolgen alle 18 bis 24 Monate über Plattform-Releases. Die nun angekündigten Updates fallen unter die erste Kategorie und erweitern die bestehende Software um einige neue Funktionen.

Seit Citrix die Multiuser-Erweiterungen für Windows NT/2000 an Microsoft lizenzierte, konzentriert sich der Hersteller aus Fort Lauderdale auf Erweiterungen des Terminal-Servers. Die Hauptrolle spielt dabei Metaframe, das die integrierten Terminaldienste des Betriebssystems um zusätzliche Management-Funktionen, Unterstützung für heterogene Clients und spezifische Features seines ICA-Protokolls ergänzt. Da Microsoft aber die Fähigkeiten des Basissystems laufend erweitert und damit die Notwendigkeit für Zusatzprodukte verringert, bemüht sich Citrix ständig um exklusive und neue Zusatzfunktionen. Das nun angekündigte Feature-Release von "Metaframe XP" wartet daher mit Neuerungen auf, die den Vorsprung gegenüber dem bloßen Windows-2000-Server halten sollen. Dazu zählt die 128-Bit-SSL-Verschlüsselung, die das bisher genutzte proprietäre "Secure ICA" ersetzen soll. Zu den weiteren Verbesserungen gehören Tools für eine feiner abgestufte Ressourcenverwaltung. So können Administratoren über CPU-Priorisierung wichtigen Anwendungen mehr Rechenzeit zuteilen und über das "ICA Session Monitoring" die Bandbreitenbelegung einzelner Verbindungen überwachen. Verliert ein Client die Verbindung zum Server, kann er diese automatisch wiederherstellen ("Auto Reconnect").

Kein Bezug zu Windows XPAuch andere neue Funktionen betreffen vornehmlich das Management von Metaframe-Servern. So eröffnet die "Web Console" Administratoren die Möglichkeit, das System über einen Web-Browser zu verwalten. Benutzer der System-Management-Software "CA Unicenter" erhalten zudem ein Plug-in, so dass sie Metaframe-Server von ihrer zentralen Konsole aus betreuen können. Die nun eingebaute Linzenzüberwachung verhindert zudem, dass sich mehr Benutzer anmelden als erlaubt. Vereinfachungen in puncto Administration soll auch der "Universal Print Driver" bringen, der angeblich alleine unterschiedliche Drucker bedienen kann.

Trotz seiner Bezeichnung hat Metaframe XP nichts mit Windows XP zu tun, sondern läuft unter NT/2000. Daneben bietet Citrix seit letztem Jahr auch eine Ausführung für die Unix-Derivate "Sun Solaris", IBMs "AIX" und "HP-UX" an. Ein und derselbe ICA-Client ist daher in der Lage, sowohl Windows- als auch Unix-Anwendungen darzustellen. Im Vergleich zum Unix-eigenen X11-Protokoll bietet die Citrix-Technik auch bei geringen Bandbreiten akzeptable Ansprechzeiten der Programme. Das aktuelle Update zieht darüber hinaus in einigen Punkten mit dem Windows-Pendant gleich. So entfällt nun die Beschränkung auf 256 Farben, stattdessen unterstützt "Metaframe für Unix 1.1" eine Farbtiefe von 24 Bit. Außerdem können Client-Laufwerke jetzt ebenfalls entfernten Anwendungen zugänglich gemacht werden ("Client Drive Mapping"), so dass Benutzer etwa ihre Daten lokal speichern können. Das persistente Caching von Rastergrafiken auf dem Client vermeidet zudem das wiederholte Nachladen großer Datenmengen. Clients sind nun auch in der Lage, Metaframe-Server über TCP-Browsing zu finden, und sind daher nicht mehr auf UDP-Broadcasts angewiesen. Dies stellt sich besonders dann als Vorteil heraus, wenn ICA-Sitzungen Firewalls überwinden sollen. In diesem Fall muss der UDP-Port nicht mehr geöffnet werden. Einen derartigen Nebeneffekt zeitigt die in der Unix-Version ebenfalls eingeführte Secure-Sockets-Layer-(SSL-)Verschlüsselung. Sie erlaubt im Gegensatz zu Secure ICA die Kommunikation über den https-Port der Firewall.

Gemeinsam ist der Unix- und Windows-Ausführung, dass sie mit dem angekündigten Feature-Update die aktuelle Version 1.6 von "Nfuse" unterstützen. Der Hersteller bezeichnet dieses als Anwendungsportal. Es erlaubt den Zugriff via Web-Browser auf Programme, die auf Metaframe-Servern ablaufen. Zu den Neuerungen von Nfuse 1.6 zählen beispielsweise die Unterstützung für Novells Verzeichnisdienst NDS, etwa für die Authentifizierung, die Zulassung anonymer Benutzer oder eine Abmeldefunktion, damit sich Unbefugte über den Zurück-Button des Browsers nicht Zugriff auf eine bestehende Session verschaffen können.

Benutzeranmeldung über LDAPDas vierte der anstehenden Updates betrifft "Extranet", einer Software zur Einrichtung von Virtual Private Networks. Sie liegt mittlerweile in der Version 2.5 vor, beherrscht nun die Benutzeranmeldung über LDAP-konforme Verzeichnisse und sieht die Administration über eine Web-basierte Konsole vor. Zum Lieferumfang gehört zudem ein Java-Client.

Der Hersteller betrachtet die beiden letztgenannten Produkte als Ergänzung zu Metaframe. Dieses erbringt die zentralen Leistungen für das Thin-Client-Computing à la Citrix, Nfuse soll das Anwendungs-Publishing über das Web übernehmen und Extranet schließlich sorgt für optionale Sicherheitsfunktionen.

Abb: Durchgängig vertreten

Ein Anwendungsszenario nach dem Geschmack von Citrix: Unix- und Windows-Programme gelangen über ICA an diverse Clients, die hauseigenen Produkte Extranet und Nfuse assistieren mit Sicherheits- und Publishing-Funktionen. Quelle: Citrix