Cisco: Zum Wachstum verdammt

02.02.2006
Von 
Jürgen Hill ist Chefreporter Future Technologies bei der COMPUTERWOCHE. Thematisch befasst sich der studierte Diplom-Journalist und Informatiker derzeit mit aktuellen IT-Trendthemen wie KI, Quantencomputing, Digital Twins, IoT, Digitalisierung etc. Zudem verfügt er über einen langjährigen Background im Bereich Communications mit all seinen Facetten (TK, Mobile, LAN, WAN). 

Erschließung neuer Märkte

Doch auch in den angestammten Märkten, sowohl in geografischer als auch technischer Hinsicht, stehen die Zeichen für Cisco vorerst auf Wachstum. So zieht etwa das Thema Voice over IP (VoIP) - hier erkämpfte sich Cisco binnen fünf Jahren die Marktführerschaft - Folgeinvestitionen wie Multimedia-ready LANs nach sich. Und selbst mit der klassischen Netztechnik dürften demnächst wieder gute Geschäfte zu machen sein. Nachdem die Unternehmen ihre Netze angesichts der Jahr-2000-Problematik auf Vordermann gebracht hatten und dann erst einmal nicht mehr investierten, steht jetzt wohl ein Upgrade-Zyklus bevor.

Vom großen Carrier-Router über Switches bis hin zur IP-Telefonie und DVD-Playern reicht das Produktangebot des Konzerns.
Vom großen Carrier-Router über Switches bis hin zur IP-Telefonie und DVD-Playern reicht das Produktangebot des Konzerns.

Glaubt man Gartner, so werden rund 60 Prozent aller Großkunden im Jahr 2006 oder 2007 ihre Netze erneuern und damit bei Cisco die Kassen klingeln lassen. Andere Erfolgsbausteine sind für das Unternehmen, das heute noch zwei Drittel seines Umsatzes mit Routern und Switches erzielt, etwa der millionenschwere Metro-Ethernet-Ausbau in Polen oder das Thema Mobilkommunikation, beispielsweise in Form von Funklösungen für Afrika.

Doch die Erschließung neuer geografischer Märkte ist nur ein Erfolgsbaustein. Schon früh erhob Chambers Investitionen in neue Technologien zum strategischen Prinzip. Bei den zahlreichen Übernahmen der Vergangenheit stand stets das Bestreben im Vordergrund, Produkte mit großem Potenzial auf Zukunftsmärkten zu erwerben. Cisco kaufte fast ausschließlich Technologieschmieden.

Alles begann im Wohnzimmer

Die Geschichte von Cisco Systems begann 1984 im Wohnzimmer von Leonard Bosack und Sandy Lerner. Das Wissenschaftler-Ehepaar suchte eine Möglichkeit, die Computernetze seiner Institute auf dem Campus der Stanford University in Kalifornien zu verbinden. Hierzu entwickelten die beiden den ersten Router der Welt. Das Bahnbrechende ihrer Idee: Daten konnten sich ihren Weg durch ein Netzwerk selbst suchen. Für das Internet, das damals noch in den Kinderschuhen steckte, war dieses Funktionsprinzip ein entscheidender Meilenstein. Denn auch ohne direkte Leitungsverbindung konnten sich von nun an lokale Computernetze zu Netzwerken höherer Ordnung zusammenschließen.

Vom Potenzial der Router-Technologie überzeugt, gründet das Ehepaar noch im selben Jahr Cisco Systems. Der Name bezieht sich auf die letzten beiden Silben von San Francisco, wo das Unternehmen angemeldet wurde. Passend dazu zeigt das Firmenlogo ein stilisiertes Bild der Golden Gate Bridge.

Die frühen Jahre von Cisco waren von Heimarbeit geprägt. Bis 1986 blieb das Wohnhaus in Atherton das Firmendomizil, dann bezog das Unternehmen die ersten eigenen Büros in Menlo Park, Kalifornien.

Bis in die 90er Jahre hinein erarbeitete sich die Company einen Ruf als Hersteller von Routern und Hochgeschwindigkeitskomponenten für Netze. Mit John Chambers, der 1991 zu Cisco kam und seit 1995 als CEO und President die Geschicke des Unternehmens lenkt, begann die strategische Neuorientierung der Company. Statt auf Produkte zielte die Strategie des Unternehmens fortan verstärkt auf in sich abgestimmte Netzwerklösungen. Unter Chambers’ Ägide stieg das Unternehmen zum milliardenschweren Global Player auf. In Deutschland ist die Firma, die 2005 einen Konzernumsatz von 24,8 Milliarden Dollar erzielte, seit 1993 aktiv.