Anbieter von Web-Switches geschluckt

Cisco zahlt sechs Milliarden Dollar für Arrowpoint

12.05.2000
MÜNCHEN (CW) - Cisco hat die zehnte Akquisition seit Januar eingeleitet. Rund sechs Milliarden Dollar in Aktien gibt das Börsen-Schwergewicht für das Startup Arrowpoint Communications aus, das sich mit inhaltsbezogenem Switching einen Namen erworben hat.

Tief in die Taschen der Aktionäre mussten die Cisco-Verantwortlichen greifen, um den jüngsten Coup unter Dach und Fach zu bringen. Arrowpoint wurde 1997 gegründet. Seine Produkte haben die Branche beeindruckt, denn sie beherrschen das Switching von IP-Paketen auf den höheren Ebenen des ISO-Modells. In Tests stellten die Geräte der "Contentsmart"-Reihe ihre Fähigkeit zum URL- und Cookie-Switching unter Beweis (URL = Uniform Resource Locator).

Im Bewusstsein dieser Stärke erteilten Arrowpoint-Gründer Chin-Cheng Wu sowie Lou Volpe, President und COO bei dem Startup, einem erstmals im März von Cisco geäußerten Übernahmewunsch eine Absage. Man wolle, hieß es damals, das Unternehmen zunächst an die Börse bringen. So geschah es Ende März. Seitdem hat sich der Wert des Unternehmens verdoppelt.

Analysten begrüßten grundsätzlich den Deal, kritisierten jedoch den hohen Kaufpreis. Cisco gibt für jede Arrowpoint-Aktie 2,1218 eigene Anteilscheine, basierend auf dem Schlusskurs vom 5. Mai. Verteuert hat dieses Abenteuer eine Kaufempfehlung eines Analysten noch vor der Veröffentlichung des Übernahmeangebots, die die Arrowpoint-Aktie an just jenem 5. Mai um 27 Prozent in die Höhe schnellen ließ. In diesem Fall ermittelt jedoch nun auch die Börsenaufsicht wegen Insider-Handels.

Arrowpoint ist, gemessen an den finanziellen Daten, ein Flop. Bei einem Umsatz von 12,6 Millionen Dollar im letzten Geschäftsjahr fuhr das Unternehmen einen Verlust von 12,4 Millionen Dollar ein, allerdings peilen die Verantwortlichen für das laufende Jahr bereits einen Umsatz von mehr als 150 Millionen Dollar an. Positiv wurde die Akquisition jedoch aufgenommen, weil Cisco keine Produkte, sondern eine Technik kauft. Der Networking-Marktführer möchte die inhaltsbezogene und für das Load Balancing ausgelegte Arrowpoint-Lösung nahezu in seinem gesamten Switching-Produktportfolio integrieren, nachdem eigene Entwicklungsanstrengungen fruchtlos geblieben sind. Die mit Arrowpoint-Verfahren ausgestatteten Geräte sollen Service-Providern und Unternehmen mit eigenen Web-Servern angeboten werden. Den Markt für Web-Switches beziffert die Internet Research Group auf 828 Millionen Dollar im Jahr 2002.

Arrowpoints stärkste Konkurrenten sind ebenfalls junge Startups. Unternehmen wie Alteon Websystems, Foundry Networks, F5 und Hydraweb haben sich auf die Entwicklung von Web-Switches spezialisiert. Den Großen der Branche wie Lucent, Nortel, 3Com und Cisco lässt sich getrost nachsagen, diesen Markt bislang verschlafen zu haben. Lucent begnügte sich bis dato mit einer Investition in die Web-Switch-Company Holontech. Nortel soll ebenfalls Interesse an Arrowpoint bekundet haben und wird nun mit Alteon in Verbindung gebracht.