Fünf Jahre HD-Videokonferenzen

Cisco will Telepresence demokratisieren

10.11.2011
Von 


Manfred Bremmer beschäftigt sich mit (fast) allem, was in die Bereiche Mobile Computing und Communications hineinfällt. Bevorzugt nimmt er dabei mobile Lösungen, Betriebssysteme, Apps und Endgeräte unter die Lupe und überprüft sie auf ihre Business-Tauglichkeit. Bremmer interessiert sich für Gadgets aller Art und testet diese auch.

Per umi mit Omi reden

Umi - Telepresence für die gute Stube
Umi - Telepresence für die gute Stube
Foto: Cisco

Lediglich im Privatkunden-Geschäft hält sich Ciscos Erfolg bislang in Grenzen. Hier hatte der Netzwerkriese vor einem Jahr in den USA mit "umi" ein hochwertiges Videokonferenzsystem herausgebracht, das die Lücke zwischen Webcam-Chats am PC à la Skype und Enterprise-Systemen wie der hauseigenen "Telepresence" füllen sollte. Umi besteht aus einer Kamera, die man oben auf seinem HD-Fernseher anbringt, und einer Settop-Box, die man mit dem TV-Gerät und einem Breitband-Internet-Anschluss verbindet. So weit, so gut, allerdings musste man allein für die Hardware auf jeder Seite der Verbindung 599 Dollar berappen, dazu kamen Kosten von monatlich 25 Dollar für Ciscos Videotelefonie-Service - zusätzlich zum Internet-Zugang wohlgemerkt.

Obwohl das System im großflächigen Amerika an sich nicht verkehrt platziert war, lag umi nach dem Verkaufsstart wie Blei in den Regalen des Vertriebspartners Best Buy. Im März 2011 knickte Cisco dann ein und senkte den Preis für die Umi-Hardware auf 400 Dollar. Die 25 Dollar teure Monatsgebühr wurde in eine jährliche Abgabe von 99 Dollar umgewandelt.

Auf das Endkundensystem angesprochen, räumte Cisco-Manager Winge ein, dass der umi-Launch wohl etwas zu früh stattgefunden habe. Außerdem sei die erforderliche Breitbandversorgung, insbesondere was den Upstream anbelangt, in den USA problematisch, Regionen wie Korea oder Skandinavien seien in dieser Hinsicht besser geeignet. Auch den Preis habe Cisco nicht ganz glücklich gewählt. Winge geht jedoch davon aus, dass hochauflösende Videokonferenzen über kurz oder lang auch bei Endkunden ankommen werden

Neue Produkte und Services

Um die Verbreitung von Videoconferencing und Collaboration rund um die Telepresence-Systeme weiter zu fördern und mehr Firmen anzusprechen, kündigte Cisco nun neue Produkte und Services an. Dazu zählt der Abo-Dienst "Cisco TelePresence Callway" (PDF), der kleinen und mittelgroßen Unternehmen eine gehostete Cloud-Lösung zu geringen Kosten bieten soll. Der Service, der neben Telepresence-Endpunkten auch standard-basierende Videoprodukte unterstützt, wird zunächst nur in den USA angeboten, soll laut Winge aber 2012 auch in verschiedenen europäischen Märkten starten.

Jabber Video for Telepresence
Jabber Video for Telepresence
Foto: Cisco

Mit dem kostenlosen Cisco Jabber Video for Telepresence Client für Mac und PC können außerdem Gesprächspartner einfach mit ihrem PC oder Mac über eine Website in eine Telepresence-Konferenz einwählen und daran per Video teilnehmen. Zu einem späteren Zeitpunkt sollen auch mobile Clients - etwa für iPhone und iPad 2 - angeboten werden.

Das Cisco TelePresence System "MX300" für bis zu neun Personen.
Das Cisco TelePresence System "MX300" für bis zu neun Personen.

Neu ist auch das Cisco TelePresence System "MX300" für bis zu neun Personen. Der größere Bruder des früher im Jahr veröffentlichten MX200 ist mit einem 55-Zoll-Bildschirm (140 Zentimeter Diagonale) ausgestattet und bietet hochauflösende Videokonferenzen mit HD-ready (1080p) und 30 Frames pro Sekunde. Laut Cisco ist das 27.500 Dollar teure System in weniger als einer Viertelstunde installiert und eignet sich auch aufgrund des einfachen Managements für den Einsatz in mittelgroßen bis großen Unternehmen.

Cisco Telepresence VX Clinical Assistant ermöglicht es dem behandelnden Arzt, am Klinikbett Experten zu Rate zu ziehen.
Cisco Telepresence VX Clinical Assistant ermöglicht es dem behandelnden Arzt, am Klinikbett Experten zu Rate zu ziehen.
Foto: Cisco

Zudem wird in Kürze mit dem Cisco Telepresence VX Clinical Assistant eine mobile Lösung für den Gesundheitssektor zur Verfügung stehen.