Netzwerkspezialist zu 19,9 Prozent beteiligt

Cisco und KPMG gründen Beratungstochter

13.08.1999
MÜNCHEN (CW) - Cisco Systems Inc. beteiligt sich mit 19,9 Prozent an einer neu zu gründenden Tochter der Wirtschafts- und Rechnungsprüfungsgesellschaft KPMG LLP. Der größte Hersteller von Netztechnologie wird in die unter dem Namen KPMG Consulting firmierende Beratungsgesellschaft 1,05 Milliarden Dollar investieren. Sie soll Unternehmen bei Internet-Projekten unter die Arme greifen.

Die Absichtserklärung der beiden Firmen besagt, daß sechs neue Technologiezentren aufgebaut werden, vier davon in den USA. Das von Cisco in die KPMG-Kassen strömende Geld nutzen die Wirtschaftsprüfer, um in den kommenden 18 Monaten 4000 Fachkräfte für die neue Tochter einzustellen. KPMG ist neben Pricewaterhouse Coopers, Ernst & Young, Andersen sowie Deloitte & Touche eines der fünf großen weltweit agierenden Finanzprüfungsunternehmen.

KPMG, das die restlichen Anteile an der zu gründenden Beratungstochter hält, will diese im kommenden Jahr an die Börse bringen. Diese Absicht und damit den ganzen Deal zwischen Cisco und KPMG dürfte aber die US-Börsenaufsicht Securities and Exchange Commission (SEC) mit großer Wachsamkeit prüfen. Zwar hält KPMG keine Audits beim Netzkomponentenhersteller aus dem kalifornischen San José ab. Doch könnte die SEC künftige Interessenkonflikte zwischen dem Wirtschaftsprüfungshaus KPMG und dem Beratungsunternehmen KPMG Consulting monieren.

In KPMG Consulting sollen KPMGs Beratungsaktivitäten in Nord- und Südamerika sowie in Teilen Asiens zusammengeführt werden, nicht aber das Europageschäft. In Deutschland wollen sich Cisco und KPMG auf eine Kooperation beschränken. Eine Beteiligung ist für ein Wirtschaftsprüfungsunternehmen hierzulande aus rechtlichen Gründen untersagt. Die Kooperation läßt Cisco die Möglichkeit, ähnliche Abkommen zu schließen. Umgekehrt gilt das für KPMG nicht, die allerdings bereits im Juni 1999 ein Gemeinschaftsunternehmen mit dem Telekommunikationsunternehmen Qwest Communications International gegründet hat. An Qwest Cyber Solutions hat KPMG einen Anteil von 49 Prozent, Qwest hält den Rest.

Cisco hat gerade erst eine Kooperation mit J.D. Edwards bekanntgegeben. Zusammen wollen sie insbesondere mittelständischen Unternehmen E-Business-Lösungen andienen. Als Teil des Programms "Cisco Resource Network" führen sie die Unternehmens- und Supply-Chain-Management-Anwendungen von J.D. Edwards und die Netzinfrastruktur-Hardware von Cisco zu einem Lösungspaket zusammen.

Ciscos Vereinbarung mit KPMG wird von Experten als logischer Schritt im Zuge sich verändernder Aktivitäten von Wirtschaftsprüfungsunternehmen ê la KPMG angesehen. Diese erzielten zwar momentan immer noch den Löwenanteil ihrer Gewinne mit Finanzüberprüfungstätigkeiten. Ihr Beratungsgeschäft wachse aber mittlerweile um satte 35 Prozent.