Wechsel auf 32-Bit-AS-Nummern

Cisco & Co gefährden Multihoming

11.08.2008
Von 


Manfred Bremmer beschäftigt sich mit (fast) allem, was in die Bereiche Mobile Computing und Communications hineinfällt. Bevorzugt nimmt er dabei mobile Lösungen, Betriebssysteme, Apps und Endgeräte unter die Lupe und überprüft sie auf ihre Business-Tauglichkeit. Bremmer interessiert sich für Gadgets aller Art und testet diese auch.
Weil Netzausrüster nur zögerlich Upgrades für ihre Router-Betriebssysteme bereitstellen, ist die reibungslose Umstellung auf 32-Bit-Autonomous-System-Nummern gefährdet.

Zur besseren Skalierbarkeit und einem einfacheren Routing ist das Internet in zahlreiche, untereinander verbundene Autonome Systeme aufgeteilt. Jeder dieser Verbünde stehen unter einer gemeinsamen administrativen Verwaltung, typischerweise von einem Internet Service Provider (ISP), einer internationalen Firma oder einer Universität. Um jedes Autonome System zu kennzeichnen, wird ihm eine eindeutige so genannte AS-Nummer (Autonomous System Number, ASN) zugewiesen. Die ASN sind damit ein wichtiger Bestandteil des Border Gateway Protocols (BGP), das eines der bedeutendsten Routing-Protokolle für das Internet darstellt und unter anderem Multihoming unterstützt. In den Anfangszeiten des World Wide Webs gingen dessen Konstrukteure davon aus, dass die insgesamt 65536 möglichen 16-Bit- (oder zwei Byte-)ASN völlig ausreichen.

Das massive Wachstum des Internets hat jedoch dazu geführt, dass neben den vierstelligen IP-Adressen (IPv4) allmählich auch die jetzigen 16-Bit-AS-Nummern knapp werden. So sind inzwischen bereits mehr als 37.000 Nummern vergeben - nach mehr oder weniger konservativen Schätzungen ist der Bestand Anfang 2011 aufgebraucht. Um den drohenden Engpass zu verhindern, vergeben die fünf regionalen Internet-Registrierungen (RIR) seit Anfang 2007 auf Nachfrage auch 32-Bit-ASN. Anfang 2009 werden diese als Standard ausgegeben. Mit insgesamt vier Milliarden verfügbaren ASN dürfte der Vorrat dann eine Weile reichen.

Soweit die Theorie. Wie Axel Pawlik, Geschäftsführer des für Europa, und den Nahen und Mittleren Osten zuständigen Registrars RIPE NCC, gegenüber der COMPUTERWOCHE ausführt, drohen in der Praxis jedoch ernsthafte Netzprobleme. So hätten viele Hersteller ihre Router-Software und andere wichtige Teile der Web-Infrastruktur noch nicht angepasst. Hier sei eine Krise im Entstehen, warnt Pawlik. Etliche wechselwillige Kunden hätten ihre 32-Bit-ASN wieder zurückgegeben, weil ihre Router diese nicht erkannten. Dem Manager zufolge sind dabei nicht nur die großen Ausrüster Cisco und Juniper in der Pflicht. Bei allen einschlägigen Anbietern gebe es Betriebssystem-Varianten, die 32-Bit-ASN noch nicht unterstützten. Sicher koste ein Upgrade Geld und Aufwand, erklärt Pawlik. Ohne rechtzeitigen Support riskierten Netzbetreiber jedoch, mit Routern und Netz-Management-Systemen arbeiten zu müssen, die das erweitere 32-Bit-Nummernformat nicht akzeptieren.