Aderlass beim Netzriesen

Cisco streicht 5000 Jobs

16.03.2001
MÜNCHEN (CW) - Nachdem Cisco-Chef John Chambers sich Anfang des Jahres noch verhalten optimistisch zu den Auswirkungen der schwachen US-Konjunktur geäußert hatte, musste er nun einräumen, dass die Situation doch dramatischer aussieht. Die Konsequenz: Der Netzriese wird bis zu 5000 Leute entlassen und kündigte weitere Sparmaßnahmen an.

Man habe sich zu diesem Schritt entschlossen, weil die anhaltende Schwäche der US-Wirtschaft sich nun auch auf andere Teile der Welt auswirke. In einer Unternehmensmeldung revidierte Chambers seine in der Vergangenheit gemachten Aussagen, wonach die Konjunkturflaute lediglich die nächsten zwei Quartale schwächen würde. "Wir glauben jetzt", so der Cisco-Chef, "dass die Ausgabenkürzungen länger als das nächste halbe Jahr andauern werden."

Wie andere Unternehmen der Branche leidet auch Cisco darunter, dass seinen wichtigsten Kunden, den TK-Unternehmen, die Luft ausgeht und sie ihre Investitionen massiv herunterschrauben. Zudem liegt die künftige Entwicklung im Dunkeln. Große Kunden, so Chambers, sehen für eine Belebung in der nächsten Zeit kaum Chancen. Für eine Prognose für das laufende dritte Quartal sei es daher noch zu früh. Wie zu erwarten war, reagierten die Finanzmärkte enttäuscht, und der Aktienkurs rutschte auf rund 20 Dollar und erreichte damit den tiefsten Stand seit Dezember 1998.

Bis zum Ende des laufenden Geschäftsjahres (Juni 2001) plant Cisco nun, 3000 bis 5000 seiner 44000 fest angestellten Mitarbeiter zu entlassen. Außerdem werde das Unternehmen 2500 bis 3000 der rund 4000 Zeitarbeitsverträge nicht verlängern, hieß es. Über die Höhe der durch den Stellenabbau zu erwartenden Einsparungen machte die Company keine Angaben, rechnet jedoch damit, dass die Maßnahmen 300 bis 400 Millionen Dollar kosten werden. Außerdem sind Einsparungen etwa von Reise- oder Marketing-Kosten vorgesehen.

Laut Aussage von Harald Zapp, Cisco-Marketing-Leiter für Deutschland, drohen den Mitarbeitern in Deutschland zwar keine Entlassungen, allerdings gebe es einen Einstellungsstopp. Hierzulande rechne man weiterhin mit Wachstum, was auch von den Planern in der US-Firmenzentrale berücksichtigt werde.