Nach Kooperation mit Ericsson

Cisco startet vorweihnachtlichen Einkaufsbummel

23.11.2015
Von 
Heinrich Vaske ist Editorial Director a.D. von COMPUTERWOCHE, CIO und CSO.
Cisco Systems kauft für 700 Millionen Dollar in bar den Londoner Video-Conferencing-Spezialisten Acano. Keine zwei Wochen zuvor hatte der Netzwerkgigant eine weitreichende Zusammenarbeit mit Ericsson bekannt gegeben.

Cisco hat einen vorweihnachtlichen Einkaufsbummel gestartet. Das Unternehmen hat angekündigt, die britische Acano Ltd. für 700 Millionen Dollar zu übernehmen, um sein Portfolio im Bereich Videoconferencing und Collaboration weiter auszubauen. Der Netzausrüster hat hier allerdings längst ein umfassendes Produktportfolio beieinander: 2010 ließ sich die Company die norwegische Videoconferencing-Company Tandberg ASA 3,3 Milliarden Dollar kosten, drei Jahre davor stand WebEx Communications auf der Einkaufsliste. Kostenpunkt: 3,2 Milliarden Dollar.

Cisco wächst mit Collaboration

Cisco-CEO Chuck Robbins will gezielt kleinere Unternehmen zukaufen und mit größeren die Zusammenarbeit suchen.
Cisco-CEO Chuck Robbins will gezielt kleinere Unternehmen zukaufen und mit größeren die Zusammenarbeit suchen.
Foto: Cisco

Cisco hatte in diesem Monat seine eher enttäuschenden Geschäftsergebnisse für sein erstes Finanzquartal bekanntgegeben, dabei aber immerhin offenbart, dass der Umsatz mit Collaboration-Produkten gegenüber dem Vorjahr um 17 Prozent auf 1,12 Milliarden Dollar gestiegen sei. Das Unternehmen geht davon aus, dass derzeit nur einer von zehn Konferenzräumen in Unternehmen mit Videokapazitäten ausgestattet sind. Über die kommende Dekade soll sich dieser Anteil auf vier erhöhen.

Wie das "Wall Street Journal" berichtet, ist Acano auf Hardware spezialisiert, die Anwenderunternehmen und Cloud-Provider installieren können, um Videokonferenz-Services verwalten zu können. Eine der Schlüsselqualifikationen bestehe darin, Konferenzraum-Systeme von verschiedenen Hardware-Providern zu integrieren.

Integration via Acano

Das Journal zitiert Ciscos General Manager Rowan Trollope, der im Konzern die Collaboration Technology Group leitet, mit der Aussage: "Unsere großen Kunden sagen uns, sie wollen mehr mit uns machen, aber die neuen Lösungen müssen mit der Legacy-Infrastruktur harmonieren." Acano sei die Brücke, die dafür sorgen werde, dass "alles mit allem zusammenarbeitet".

Weitreichende Kooperation mit Ericsson

Cisco, das in der Vergangenheit eine Reihe großer Konzerne übernommen hat, hatte kürzlich angekündigt, vermehrt auf kleinere Übernahmen zu setzen und mit großen Konzernen fortan eher verschiedene Formen der Zusammenarbeit anzustreben (siehe auch unser ausführliches Interview mit CEO Chuck Robbins). Vor diesem Hintergrund ist eine enge Partnerschaft mit Ericsson AB zu sehen, die vor zwei Wochen bekannt wurde. Die Unternehmen wollen demnach einige Vertriebs- und Beratungskapazitäten zusammenführen und auch gemeinsam neue Hardware und Services entwickeln. Offenbar geht es darum, einen Schulterschluss gegen die starke Konkurrenz aus China zu starten - insbesondere gegen den Telekom-Partner Huawei Technologies.

Medienberichten sprachen von einer Zusammenarbeit, die Züge einer Fusion aufweise. Ericsson als führender Ausrüster im Wireless-Bereich rücke eng zusammen mit dem dominierenden Internet-Ausrüster Cisco, um das vorhandene Equipment zu integrieren. "Weder Ericsson noch Cisco glauben wirklich, dass Fusionen dieser Größenordnung wirklich funktionieren würden", hatte Cisco-Chef Chuck Robbins in einem Interview gesagt. Nach 13 monatigen Verhandlungen sei man übereingekommen, dass eine Allianz mehr bringe: Bis 2018 rechne man mit jährlich einer Milliarde Dollar mehr Umsatz für beide Partner.

Zukäufe auch im Security-Sektor

Auch im Security-Bereich will Cisco durch Zukäufe wachsen. Das Unternehmen schluckte dazu die auf Netzwerksicherheit spezialisierte Lancope Inc. für rund 453 Millionen Dollar. Zuvor stand bereits OpenDNS auf dem Einkaufszettel (635 Millionen Dollar), das einen Domain-Name-System-(DNS-)Dienst betreibt, der sicherer und schneller ist als die DNS-Server der Provider. OpenDNS blockiert automatisiert bekannte Phishing-Sites und bietet einen großen Cache, um die Namensauflösung zu beschleunigen.