Cisco aus dem Blick eines Insiders

05.12.1997

Seine Rolle bei Cisco Systems ist klar definiert: Als Vice-President Engineering ist Andreas von Bechtolsheim für das Wohl und Wehe der Kalifornier in der Gigabit-Ethernet-Arena verantwortlich. Doch der smarte Deutsche, der im September 1996 mit den knapp 50 Mitarbeitern seiner Company Granite Systems aufgekauft wurde, hat samt seinen Technikern einen klassischen Fehlstart hingelegt. Für den früheren Mitbegründer von Sun Microsystems ist dies jedoch kein Grund zur Panik. Man habe, gibt er unumwunden zu, den entsprechenden Chip nicht fristgerecht fertigstellen können. Aber: Der Baustein, dessen Entwicklung jetzt weitgehend abgeschlossen ist und der zunächst im Cisco-Switch "Catalyst 5000" implementiert werden soll, sichere dem Unternehmen "einmal mehr einen Wettbewerbsvorteil" (Stichwort: Single-Chip-Technologie). Zudem sei die Gigabit-Ethernet-Standardisierung noch nicht abgeschlossen; ein richtiger Markt für entsprechendes LAN-Switching-Equipment daher frühestens für Mitte kommenden Jahres zu erwarten. Überdies habe Cisco "eine Verantwortung als Marktführer", man wolle die Kunden nicht als "Tester von Betaversionen mißbrauchen".

Noch Fragen? Ja. Zum Beispiel, was den Charme einer Company wie Cisco ausmacht - abgesehen davon, daß Cisco-Chef John Chambers im Gegensatz zu 3Com-CEO Eric Benhamou bereit war, 220 statt 180 Millionen Dollar in das Start-up Granite zu investieren. Andreas von Bechtolsheim weiß auch hierauf eine Antwort: "Cisco hat das Ohr am Puls der Zeit - und sich die Mentalität einer Start-up-Company bewahrt. Nur indem das Unternehmen so gut wie tagtäglich neue Technologien und Ingenieure geradezu aufsaugt, kann es seine Spitzenposition halten. Und man gibt uns, den neuen Mitarbeitern, alle notwendigen Freiheiten dazu."