Für Business Intelligence fehlt oft die Strategie

CIOs sitzen in der Falle

21.07.2009
Von Christa Manta

Welche Hausaufgaben sollten Unternehmen denn schleunigst nachholen?

Bachmann: Zum Beispiel ist eine wichtige Voraussetzungen für den Erfolg von BI-Initiativen, dass die Stammdaten über Kunden, Produkte, Organisationen konsolidiert werden - also ein sauberes Master Data Management. Oder dass ein Enterprise Data Warehouse als Single-Point-of-Truth eingeführt wird. Letzteres bedeutet implizit, dass alle By-Pass-Reporting abgeschaltet sind. Das alles hätte schon längst erledigt werden müssen, ist aber in vielen Unternehmen noch nicht passiert.

Viele BI-Projekte befinden sich laut Kemper und Bachmann derzeit in einem Kreislauf des Scheiterns.
Viele BI-Projekte befinden sich laut Kemper und Bachmann derzeit in einem Kreislauf des Scheiterns.

Kemper: Aber mehr noch als bei technischen Voraussetzungen mangelt es an der politischen Weichenstellung oder an der Verankerung in der Organisation. Zum einen müssen die Fachbereiche viel stärker als bisher sensibilisiert und in den BI-Prozess eingebunden werden. Zum anderen wird man es ohne das Commitment von Seiten des Top-Managements sehr schwer haben, BI-Initiativen durchzusetzen. Der Königsweg wäre, alle BI-Maßnahmen in einem Business Intelligence Competence Center zu bündeln.

BI legt Defizite in den Fachbereichen offen

Warum tun sich Fachabteilungen und Management so schwer, die Unternehmens-IT bei der Umsetzung der BI-Strategie zu unterstützen?

Kemper: Sehen Sie, das Thema Business Intelligence ist hochpolitisch. Wenn man alles richtig macht und die Ergebnisse stimmen, wird das Unternehmen sehr transparent. Das bedeutet für die einzelnen Fachbereiche und deren Manager, dass Defizite offen gelegt werden, dass sie sich die Frage stellen müssen: "Was läuft bei mir schief?" Darüber hinaus werden Daten, die zum Beispiel im Zusammenhang mit dezentralen Reportings stehen nun von der IT verwaltet. Für die Fachbereiche ergibt sich daraus ein Zielkonflikt: einerseits wollen sie Mehrwerte durch BI nutzen, andererseits wollen Sie autonom und intransparent bleiben. Da entscheiden sich Manager im Zweifelsfall zu Gunsten ihrer Autonomie. Und genau das ist ein Irrtum, der letztlich allen schadet. Denn wie so oft liegt die Wahrheit in der Mitte - einer gesunden Balance zwischen Zentralisierung und Autonomie.

Bachmann: Ein weiterer Aspekt betrifft die Sicht der Mitarbeiter auf das Thema Data Warehouse. Da denken viele erst einmal: "Ich soll wegrationalisiert werden". In einer solchen Misstrauensatmosphäre werden BI-Maßnahmen gerne blockiert. Die Herausforderung an dieser Stelle ist, die Vorurteile auf allen Ebenen zu nehmen. Das kann nur auf Ebene des Managements angemessen bearbeitet werden - mit der entsprechenden Kommunikationsstrategie.