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CIO des Jahres 2018: Die Digitalisierung hört nicht auf

07.12.2018
Von 
Martin Bayer ist Chefredakteur von COMPUTERWOCHE, CIO und CSO. Spezialgebiet Business-Software: Business Intelligence, Big Data, CRM, ECM und ERP.

IT-Chefs brauchen Humor und ein dickes Fell

Welche Wirkung neue agile Methoden entfalten und freisetzen können, zeigt sich in der Bundesagentur für Arbeit (BA). CIO Markus Schmitz hat seine Organisation dort radikal auf Kundenorientierung getrimmt und kann bereits erste Erfolge vorweisen. Die Nutzungsrate, online das Kindergeld zu beantragen, sei innerhalb weniger Monate von nicht einmal zwei auf 44 Prozent gestiegen, berichtet er. Dabei sei es durchaus eine "spezielle Sache, im öffentlichen Sektor IT zu machen", räumt er ein. Man werde oft belächelt, berichtet der BA-CIO. "Man muss Humor haben - und ein dickes Fell".

Markus Schmitz, CIO der Bundesagentur für Arbeit, hat Humor und ein dickes Fell.
Markus Schmitz, CIO der Bundesagentur für Arbeit, hat Humor und ein dickes Fell.
Foto: IDG / Foto Vogt

Was die wichtigen Zukunfts-Themen angeht, sind vor allem Collaboration und Communication für Schmitz die großen Favoriten, während Portale eher das Thema von heute sind. Es gelte, zum Bürger hin zu arbeiten. Als Beispiel nennt er Dolmetscherdienste im Rahmen von Videoberatung und Hilfestellungen wie Chatbots und Co-Browsing, die sich künftig in Online-basierte Antragsprozesse einklinken lassen sollen.

"Back to Code", lautet Straubs Motto bei BMW. Die Eigenleistungsquote soll von 25 auf bis zu 50 Prozent in strategisch wichtigen Produkten steigen. Dafür müsse man selbst wieder mehr coden. Das hat sich im IT-Betrieb bereits bemerkbar gemacht. Wurden vor vier Jahren noch zwei Drittel des IT-Budgets für den Betrieb aufgewendet, hat sich das Verhältnis heute fast umgekehrt. Aktuell fließen rund 60 Prozent in Change-Themen, sagt Straub. Auch die Zahl der Service-Tickets hat sich deutlich verringert.

Falk zielt darauf ab, die Wertschöpfungskette des Unternehmens effizienter zu gestalten und zu Lieferanten und Kunden zu erweitern. Dabei hat die Managerin auch strategische Zukunftskonzepte fest im Blick - zum Beispiel die Blockchain. Diese Technik ließe sich beispielsweise für Verträge und Angebotsverhandlungen einsetzen. Auf diesem Wege könnte in Zukunft sichergestellt werden, dass die Vereinbarungen revisionssicher abgelegt werden können. Passt dann die Lieferung nicht so wie vereinbart, könnten alle Beteiligten in einer Blockchain auf die gleichen Dokumente zugreifen und unnötige Diskussionen verhindert werden. Allerdings ist die Umsetzung dieser Idee in der sehr traditionellen Branche bisher noch kein Thema.

Jutta von Mikusch-Buchberg, CIO von Premium Aerotec: "Die additive Fertigung revolutioniert derzeit den Flugzeugbau."
Jutta von Mikusch-Buchberg, CIO von Premium Aerotec: "Die additive Fertigung revolutioniert derzeit den Flugzeugbau."

Premium AEROTEC setzt bereits Techniken wie 3D-Druck und Digital Twins ein, um die Produktion bei Premium AEROTEC zu digitalisieren. So biete beispielsweise der metallische 3D-Druck viel Potenzial im Produktionsbereich. "Die Additive Fertigung revolutioniert derzeit den Flugzeugbau und birgt noch nicht abschätzbare Potentiale sowohl für die Luftfahrt als auch für andere Industrien wie beispielsweise dem Automobilbau", sagt von Mikusch-Buchberg. "Ihre Stärken zeigt sie insbesondere dort, wo konventionelle Fertigung an ihre Grenzen stößt. Additive Fertigung ermöglicht Bauteilformen, die mit herkömmlichen Methoden nur schwer oder gar nicht herstellbar sind." Bereits 2016 startete Premium AEROTEC als weltweit erstes Unternehmen eine 3D-Serienproduktion für komplexe Titan-Flugzeugbauteile. Von der Entwicklung über die industrielle Umsetzung und Fertigung bis hin zur Auslieferung des Bauteils beherrscht Premium AEROTEC als einziges Luftfahrtunternehmen die gesamte Prozesskette.

Es geht um Menschen

Was die Prozesse anbelangt, kann auch Kabarettist Hannes Ringlstetter mitreden, der die Gäste bereits zum Auftakt des Post-Events zum CIO des Jahres 2018 mit einem laut und viel belachten Potpourri rund um die Internet-Aktivitäten von Politikern, Skurriles bei der Google-Suche sowie Sinn und Unsinn eindeutiger Online-Avancen, begeistert hatte.

Kaberettist Hannes Ringlstetter ist beruhigt - trotz aller Technik geht es nach wie vor um Menschen.
Kaberettist Hannes Ringlstetter ist beruhigt - trotz aller Technik geht es nach wie vor um Menschen.

"Wenn man einen Scheißprozess digitalisiert, hat man am Ende einen digitalisierten Scheiß-Prozess", bringt es Ringlstetter zum Abschluss auf den Punkt, auch wenn er freimütig einräumt, im Grunde kein Wort verstanden zu haben. Immerhin habe er den Eindruck gewonnen, selbst bereits sehr agil zu arbeiten. Schließlich bedeuteten Methoden wie Scrum letzten Endes nichts anderes, als dass man sich zusammensetzt und miteinander spricht. Sein zufriedenes Fazit: "Es geht nach wie vor um Menschen."