Unternehmen im Wandel

CIO-Aufgaben 2017 - Digitalisierung, IoT, Cloud, Analytics und Co.

03.01.2017
Von 
Bernhard Haluschak war bis Anfang 2019 Redakteur bei der IDG Business Media GmbH. Der Dipl. Ing. FH der Elektrotechnik / Informationsverarbeitung blickt auf langjährige Erfahrungen im Server-, Storage- und Netzwerk-Umfeld und im Bereich neuer Technologien zurück. Vor seiner Fachredakteurslaufbahn arbeitete er in Entwicklungslabors, in der Qualitätssicherung sowie als Laboringenieur in namhaften Unternehmen.
Viele Unternehmen und damit auch die CIOs stehen 2017 extrem unter Druck. Müssen doch Projekte im Umfeld von Cloudifizierung, Big-Data-Analytics, IoT und Entwicklung neuer mobiler Geschäftsprozesse gestemmt werden. Welche weiteren Themen ein CIO auf seiner 2017er-Agend haben sollte, erläutern die IT-Experten namhafter Hersteller.

Die zunehmende Erwartungshaltung von Konsumenten, sowie die immer kürzere Produktentwicklungszyklen machen in vielen Unternehmen eine grundsätzliche Neuausrichtung der IT-Landschaft notwendig. Denn die unterschiedlichen Veränderungsgeschwindigkeiten bei Produkten und Dienstleistungen und bei der internen IT gehen immer weiter auseinander. Diesen Prozess gilt es seitens des CIOs langfristig zu verhindern, um das Risiko einer Schieflage des Unternehmens nicht einzugehen.

So sollten CIOs jetzt eine umfassende digitale Transformation angehen, um so ihre Unternehmen langfristig weiter strategisch unterstützen zu können. Dabei brauchen CIOs auch starke Befürworter von der Geschäftsführung, da die notwendigen Veränderungen die gesamten Unternhemensprozesse in Frage stellen und diese eventuell neu ausgerichtet werden müssen.

Doch auf was für Themen beziehungsweise Technologien muss sich ein CIO 2017 darüber hinaus einstellen, damit er sein Unternehmen weiter auf der Erfolgsspur halten kann. Diese Fragestellung haben wir an namhafte Hersteller gerichtet. Hier die Antworten:

  • Uwe Müller, Head of Sales & PreSales Datacenter; Cisco

  • Lars Göbel, Leiter Vertrieb & IT-Services; DARZ GmbH

  • Peter Dümig, Sr. Server Product Manager Dell EMC; Dell EMC

  • Dr. Rolf Werner, Vorsitzender der Geschäftsführung Deutschland, Head of Central Europe, Fujitsu

  • Markus Herber, Chief Technologist, Hewlett Packard Enterprise

  • Jürgen A. Krebs, CTO für die Region EMEA von Hitachi Data Systems

  • Ralf Colbus, Leading Storage Professional, IBM

  • Peter Wüst, Senior Director Emerging Solutions & Innovation Group EMEA, NetApp

  • Joachim Berger, Sales Director DACH bei Nimble Storage

  • Dr. David Höflmayr, CEO; Thomas-Krenn AG

CIO-Trends 2017

Uwe Müller, Cisco: "Ein CIO wird 2017 vermehrt an der Business-Relevanz seiner IT gemessen, denn den Unternehmensentscheider - insbesondere im Mittelstand - treiben die Digitalisierung und die Frage nach der Wertschöpfung der IT für weitere Unternehmensbereiche an. Erfolgreiche Business Cases, die sich aus den Ideen und dem Input der IT entwickeln, werden die entscheidenden Messgrößen des Erfolgs eines CIOs sein."

Lars Göbel, DARZ GmbH: "Trends wie Container, Cloud Foundry, VMware on AWS oder Multi Cloud Sourcing sollten IT-Verantwortliche 2017 auf der Agenda haben. Generell verlangt die zunehmende Datenflut bei aller Optimierung der Storage- und Server-Lösungen ein Umdenken des CIOs bei der Betrachtung seiner eigenen Rolle. Denn die Auswertung der Daten - man denke an Big Data und Predictive Analytics - beschäftigt Entscheider verschiedenster Unternehmensbereiche."

"Wenn dabei durch die IT die richtigen Daten des Unternehmens zur richtigen Zeit am richtigen Ort verknüpft werden, kann der CIO als übergeordneter Daten-Manager und Partner die maximale Wertschöpfung aller internen und externen Daten sichern. Durch diese Data Centric Services können CIOs echte Wertschöpfung und Innovation in Unternehmen vorantreiben - ein Trend, aber insbesondere eine Chance für CIOs."

Peter Dümig, Dell: "Natürlich werden durch die zunehmende Digitale Transformation für einen CIO auch im nächsten Jahr Trends wie das Internet der Dinge, Big Data oder Cloud Computing immer noch ganz oben auf der Agenda stehen. Aber bei den ganzen fachlichen Diskussionen über neue Technologien und Innovationen in der IT sollte ein CIO ein ganz wichtiges Thema nicht vergessen: die Mitarbeiter. Die Strukturen und damit auch die Jobs in allen IT-Abteilungen verschieben sich ja durch die Digitalisierung und Automatisierung massiv."

"Vom Wissen und Engagement der Mitarbeiter hängt aber ganz wesentlich die Umsetzung dieser Entwicklungen ab. Die erste Pflicht ist daher, die Mitarbeiter mit einzubinden, sie zu motivieren, zur neuen Arbeitswelt hinzuführen und von innovativen und gewinnbringenden Lösungen zu überzeugen. Automatisierung bedeutet nicht zwangsläufig eine Rationalisierung der Arbeitsplätze, sondern vielmehr, dass neue Arbeitsbereiche geschaffen werden, wo die Mitarbeiter gebraucht werden. Oft stößt es auf Unverständnis bei der Belegschaft, wenn über sie ohne die nötige Aufklärung hinweggegangen wird. Ein unmotivierter oder nicht überzeugter Mitarbeiter kann bei der Einführung neuer Technologien potentiell ein viel größeres Hindernis für das Gelingen des Projektes sein als die eigentlichen technologischen Änderungen."

Dr. Rolf Werner, Fujitsu: "Für IT-Verantwortliche wird die digitale Transformation in all ihren Facetten das dominierende Thema in 2017 sein. Das größte Wachstumspotenzial sehe ich im Cloud-Segment. Ob Public, Private oder Hybride Cloud - sie wird ein maßgeblicher Faktor sein, um die Digitalisierung in Unternehmen weiter voranzutreiben. Auch die Verbreitung von IoT in Unternehmen wird weiter zunehmen - auch wenn dies häufig von der Öffentlichkeit weitgehend unbemerkt geschieht."

"Neben diesen Entwicklungen sollten IT-Verantwortliche das Thema Sicherheit auf keinen Fall vernachlässigen. Für IT-Sicherheitsfachleute wird es zunehmend schwerer, das gesamte Unternehmensnetz vor Cyber-Attacken zu schützen, denn die Zahl der Angriffe nimmt zu: Themen wie Datendiebstahl und spektakuläre Zugriffe auf Systeme, die eigentlich als sicher gelten sollten, füllen die aktuellen Nachrichten. IT Security wird daher eines der wichtigsten Themen der nächsten Jahre sein. Eine zentrale Aufgabe ist deshalb die Entwicklung und stetige Aktualisierung eines ganzheitlichen Lösungsansatzes für die IT-Sicherheit."

Markus Herber, HPE: "Die Unterstützung ihrer Unternehmen bei der Digitalisierung der Geschäftsprozesse wird für CIOs das relevanteste Betätigungsfeld sein. Voraussetzung dafür ist der Wandel vom reinen Provider zu einer "IT als Enabler". Dabei spielt der Aufbau eines digitalen Ökosystems eine entscheidende Rolle. Klassische Beziehungen zu IT-Lieferanten und Providern werden zwar ihre Relevanz für Kernprozesse behalten und sind für eine stabile und zuverlässige Lieferfähigkeit der IT-Organisation auch notwendig. Gleichermaßen müssen aber auch neue Partner und Wege gesucht und etabliert werden, um den stetig wachsenden Anforderungen gerecht zu werden. Hierbei spielen die Offenheit von Architekturen in Kombination mit den relevanten Partnerschaften, beispielsweise im Virtualisierungskontext, und neue Technologien wie Container Management auf Datacenter-Ebene, ein wichtige Rolle."

"Die größte Herausforderung bleibt sicher, wie sich das massive Datenwachstum adäquat mit verfügbarer Technologie bewältigen lässt. Neue Architekturansätze, beispielsweise im Bereich In-Memory-Datenhaltung und die Verlagerung der Datenverarbeitung hin zu dem Ort ihrer Entstehung (intelligent Edge) erhalten dabei eine größere Relevanz. Dies bezieht sich zum einen natürlich auf den Bereich IoT und Industrie 4.0, zielt aber auch auf die Interaktion und das Konsumverhalten von Mitarbeitern und Kunden ab. Themen wie Sicherheit und Compliance (Stichwort: EU-Datenschutz-Grundverordnung) sind daher ebenfalls auf der Agenda der CIOs in 2017."

"Einer der größten Herausforderungen, die wir heute sehen, ist ein Mangel an Erfahrung in der Umsetzung der notwenigen Transformation. Technologie alleine kann zwar als Treiber, aber nicht als Erfolgsgarant gesehen werden. IT-Lieferanten müssen in Zukunft auch anhand der Fähigkeiten gemessen werden, wie sie CIOs und deren IT-Organisation befähigen, den digitalen Wandel für Ihr Unternehmen erfolgreich zu gestalten."

Jürgen A. Krebs, Hitachi Data Systems: "In unserem Umfeld spielen drei Technologien eine wichtige Rolle: das Internet der Dinge, Flash-Speicher und Hadoop im Bereich Big Data zusammen mit Pentaho. Das Thema IoT wird stärker in den Alltag rücken: Unternehmen werden die Sensordaten für individuelle Angebot nutzen, B2C wird gegenüber B2B immer mehr Raum einnehmen, wenn beispielsweise die Produktion bis auf Losgröße 1 herunter geht."

"Als Speichertechnologie setzt sich Flash auf breiter Front durch, die Preisunterschiede zu klassischen Harddisks werden immer geringer und damit gibt es auch keinen Grund mehr, auf die rotierenden Platten zu setzen. Aber Flash ist nicht gleich Flash: Unsere Module lassen bei Performance und Haltbarkeit bereits heute klassische SSD-Flash-Ansätze weit hinter sich und bieten im Zusammenspiel mit unserem Storage-Betriebssystem SVOS "Application Awareness". Bei Big-Data-Analytics sollten CIOs das Open-Source-Ökosystem rund um."

Ralf Colbus, IBM: "Ein CIO sollte 2017 die Technologien Cloud, Object Storage und Flash auf seiner Agenda haben."

Peter Wüst, NetApp: "Einer der Hypes des nächsten Jahres ist die Frage, wie die Hybride und Public Cloud aktiv eingesetzt werden kann, um Kosten zu reduzieren und um das Kerngeschäft mit neuen digitalen Geschäftsideen weiterzuentwickeln. Neue Anwendungen werden nächstes Jahr auf Microservices und Containern entwickelt. Automatisierung sowie "infrastructure-as-code" werden in 2017 richtig relevant werden. Insgesamt wird die IT weiterhin noch stärker zum Broker mit dem starken Bedarf Services und Betrieb maximal zu vereinfachen."

Joachim Berger, Nimble Storage: "Für das neue Jahr haben wir im Wesentlichen drei Trends ermittelt, welche unserer Ansicht nach für CIOS nächstes Jahr interessant werden könnten: Datenmobilität, Container und Predictive Analytics."

Datenmobilität: "IT-Verantwortliche und CIOs sollten sich zunehmend mit dem Thema Datenmobilität auseinandersetzen. Warum ist das Thema wichtig? Die Antwort lautet: Verfügbarkeit! Nur wer schnell auf Daten und Anwendungen zugreifen kann, hat einen Vorteil gegenüber der Konkurrenz. Und in einer zunehmend komplexeren Welt ist der schnelle Transport von Daten von einem zum anderen Ort immer wichtiger, vor allem, weil die Alternative in Form von Cloud Services nicht immer ein gutes Preis-Leistungsverhältnis anbieten."

Container: "Container sind an sich nichts Neues, aber bislang hat sich die Technologie noch nicht flächendeckend in den Unternehmen durchgesetzt. Im nächsten Jahr wird sich dieses Bild jedoch verändern. Lösungen wie Kubernetes und Apache Mesos nehmen Fahrt auf und werden bald eine Schlüsselrolle einnehmen."

Predictive Analytics: "Die Zukunft der IT-Infrastruktur hängt von der Intelligenz und Fähigkeit ab, sich selbst zu verwalten. Der Leitgedanke der vorausschauenden, auf Sensordaten basierenden Analysen, welche die Be- und Auslastung von Speicherinfrastrukturen bewerten, ist und bleibt ein immens wichtiges Thema. Wenn dann Predictive Analytics auch noch mit maschinellem Lernen verbunden werden, dann sollten sich Ausfallzeiten massiv reduzieren lassen und damit würde auch eine optimale Anwendungsperformance erreicht werden. CIOs können ihre Mitarbeiter entsprechend entlasten, denn sie kommen aus dem Feuerwehrmann-Dasein heraus und können endlich wieder proaktiv agieren."

Dr. David Höflmayr, Thomas-Krenn AG: "Digitalisierung und Industrie 4.0 sind real und mehr als Hypes. Deutliches Zeichen dafür: Kunden fragen vermehrt nach Server-Hardware, die produktionsnah eingesetzt werden kann. Auch spezielle Anforderungen an Interfaces, bestimmte Formfaktoren oder Einbaumöglichkeiten werden häufiger. Das zeigt uns deutlich, dass die engere Verzahnung zwischen Industrie und IT voll im Gang ist."

"GPU-Computing: Den Markt für Server-CPUs dominiert Intel unangefochten. Aber mehr und mehr erfüllen auch GPUs die klassischen Aufgaben eines Hauptprozessors. Da NVIDIA sein Portfolio für GPU-Karten immer breiter aufstellt, können von Simulationsrechnungen bis zum Virtual Desktop Environment mehr und mehr Aufgaben von der GPU übernommen werden. Selbst Office-Anwendungen oder browserbasierte Applikationen profitieren davon."

"Cloud: Der Trend zur Cloud ist ungebrochen. Aber hier haben die Anwender gelernt, dass reine Public Cloud Lösungen allein selten sinnvoll sind. Cloud-Technik im eigenen Rechenzentrum plus Nutzung externer Angebote werden bevorzugt. Die Standardisierung und Vereinfachung von Cloud-Technologien für den Einsatz in der Private Cloud und die Integration von Public-Cloud-Schnittstellen stehen hier ganz oben auf der Agenda."

"An OpenStack geht kein Weg mehr vorbei. Im Interesse der Anwender ist es aber dringend nötig, dass die OpenStack-Aktivisten ihre verschiedenen Interessen unter einen Hut bringen, zu echter Herstellerneutralität gelangen und Möglichkeiten entwickeln, die Komplexität der Implementierung zu reduzieren."