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Cingular und Verizon erheben im HP-Abhörskandal Klage

02.10.2006
Die beiden größten US-amerikanischen Mobilfunkanbieter, Cingular Wireless LCC und Verizon Wireless, haben im Spitzelskandal von Hewlett-Packard (HP) Klage gegen die Firmen erhoben, die im Auftrag von HP die Ausforschungsaktionen erledigten.

Cingular verklagt die CAS Agency Inc., deren Chef Charles Kelley und rund 100 namentlich nicht genannte Schnüffler sowie 100 ebenfalls nicht identifizierte Firmen, die in den HP-Skandal verwickelt sein sollen. CAS und die nicht näher bezeichneten "Datenbroker" werden beschuldigt, sich des so genannten Pretexting-Verfahrens schuldig gemacht zu haben. Hierbei geben sich Schnüffler eine fiktive Identität, um sich so das Recht auf den Zugang zu Daten zu erschleichen. Im vorliegenden Fall sollten undichte Stellen im Aufsichtsratsgremium von HP aufgedeckt werden. Nach den vorliegenden Informationen sind im Spitzelskandal von HP sieben HP-Direktoren, zwei weitere Angestellte und neun Journalisten samt deren Familien Opfer von Pretexting-Aktionen geworden.

Cingular und Verizon wollen mit dem Gerichtsgang zum einen eine einstweilige Verfügung, zum anderen nicht näher genannte Schadenersatzsummen erstreiten. Außerdem wollen beide Mobilfunkanbieter erzwingen, dass die Daten ihrer Kunden, die durch Betrug in die Hände Unbefugter gelangte, wieder an Cingular und Verizon zurückgegeben werden.

So hatten Unbefugte sich gegenüber Verizon am 17. Mai 2005 als HP-Direktor ausgegeben, um sich so Daten aus dem Kundenkonto zu erschwindeln. Einige Tage später nutzten die Schnüffler diese Informationen für einen Anruf bei Verizon Wireless. Hier erreichten sie, dass Textbotschaften an den HP-Direktor blockiert wurden. Außerdem änderte man die Identifizierungsdaten für das Kundenkonto sowie die E-Mail-Adresse. In den beiden Klageverfahren werden mehrere solcher Aktionen angeführt. Verizon konnte bislang nicht sagen, welche Informationen im Einzelnen ausspioniert wurden.

Außerdem konnte man nachweisen, dass mindestens dreimal versucht worden war, Kundendaten der Ehefrau des HP-Direktors auszuspionieren. Alle Versuche scheinen aber nicht erfolgreich gewesen zu sein. Verizon Wireless sagte, man werde alle in diese Schnüffelaktionen involvierten Beteiligten verklagen. HP wurde allerdings in beiden Klagen nicht erwähnt.

Die zurückgetretene Vorsitzende des HP-Direktoriums, Patricia Dunn, sagte vergangene Woche aus, dass Telefondaten seit Juni 2005 gesammelt wurden. Dunn bestritt aber, im Zuge der Suche nach dem Maulwurf in den eigenen Reihen jemals illegale oder unethische Aktionen autorisiert zu haben. Sie sei davon ausgegangen, dass die durch Pretexting erworbenen Informationen öffentlich zugänglich sind. (jm)