Drei-Definitionen-Modell nach ANSI-Standard:

Cincom will DBMS-Mitbewerber austricksen

27.09.1985

DALLAS/LONDON (CW) - Das relationale Datenbank-Management-System "Supra" für den Einsatz auf IBM-Mainframes stellte die Cincom Systems Inc. vor. Das Unternehmen wolle damit seinen Rückstand gegenüber Konkurrenten wie ADR und Cullinet aufholen, heißt es bei US-Experten.

"Supra", so Cincom-Präsident Dennis Yablonsky, basiere auf einer Drei-Schema-Architektur und genüge somit den ANSI-Anforderungen für DBMS-Modelle. Demzufolge müsse das Produkt über drei voneinander unabhängige Datendefinitionen verfügen: eine externe für den Benutzer, eine konzeptionelle, die für eine Organisation in relationalem Format sorgt, sowie eine interne oder physische, die regelt, wie die Daten verwaltet und gespeichert werden. In diesem Aufbau sieht Yablonsky einen Vorteil gegenüber anderen relationalen DBMS-Produkten, einschließlich IDMS/R Cullinet und Datacom/DB von ADR, die nur eine auf zwei Datendefinitionen basierende Architektur haben.

Benennung in konzeptionelles und physisches Schema

Das Design der Cincom-Datenbank ist darauf ausgelegt, eine Vielzahl von Funktionen zu automatisieren und so Programmierer und DB-Administratoren zu entlasten. Durch Trennung der konzeptionellen, Datendefinition von der physischen, so Yablonsky, verhindert "Supra" Datenredundanz. Ferner komme die Konzeption des Produkts der Forderung nach einer verbesserten Datensicherheit entgegen. Außerdem bestehe die Möglichkeit, die physische Datenbank zu restrukturieren, ohne bestehende Applikationen zu modifizieren.

Zusammengesetzt ist das DBMS-Produkt aus fünf Bausteinen: Die relationale Datenverwaltung unterstützt drei Komponenten des relationalen Datenmodells. In den "Zuständigkeitsbereich" der physischen Datenverwaltung fallen Strukturierungstechniken wie Indizierung, Verkettung sowie Dateiverwaltung. Yablonsky zufolge soll mit Hilfe dieser Komponente eine Reduzierung der physischen E/A-Operationen sowie eine hohe Performance gewährleistet werden. Auch dynamische Speicherzuordnung und -freigabe bei der Nonstop-Verarbeitung sind "Aufgabe" dieses Bausteins.

Eine weitere Komponente ist das endbenutzerorientierte Information Retrieval- und Anwendungs-Entwicklungs-System "Spectra", das einen Datenzugriff mit Hilfe nichtprozeduraler Kommandos ermöglicht.

Zur Automatisierung des logischen und physischen Datenbank-Designs ist schließlich "Normal" konzipiert. Hierbei kommen Tools zum Einsatz, die den Datenbank-Administrator bei seiner Tätigkeit unterstützen sollen.

Die fünfte Komponente des Produkts, das "In-Line Directory", kontrolliert Datenzugriffe, Datensicherheit und Anwendungsentwicklung. Hier werden auch die Informationen über Benutzer, Programme und Datendefinitionen geführt.

Wie der Londoner Informationsdienst "Computergram" meldet, bietet "Supra" dem Benutzer Zugriff auf Daten in bestehenden Anwendungen auf VSAM-Basis. Cincom beabsichtigte für die nähere Zukunft, auch DL/1-Strukturen in das Konzept mit einzubeziehen. Nicht zu rechnen sei allerdings mit Migrationshilfen zu anderen Datenbanken von Drittanbietern wie IDMS oder Adabas.

In Europa soll das Produkt ab Januar nächsten Jahres verfügbar sein. Für den Einsatz in einer DOS/VSE-Umgebung wird "Supra" voraussichtlich 145 000 Dollar kosten, den Preis für MVS oder MVS/XA gibt der Hersteller mit 215 000 Dollar an.