SNA-zu-SNA-Verbindung ohne zusätzlichen Software-Aufwand:

Cincom und Netlink bieten SNI Paroli

05.02.1988

FRAMINGHAM/MÜNCHEN (IDG/sch) - IBMs SNA Network Interconnect - kurz SNI - erhält Konkurrenz: Entsprechende, jetzt aufeinander abgestimmte Produkte für die Verbindung von verschiedenen SNA-Netzen bieten die drei Netzwerk-Spezialisten Netlink, Raleigh und Cincom Systems, Cincinnati/Ohio, im Rahmen eines Joint-Marketing-Agreements an. Dem Anwender soll damit ein erhöhter Komfort bei File-Transfer geboten werden.

Netlink stellt in diesem Zusammenhang einen Interhost-SNA-HUB für die Kommunikation eines Hosts mit sieben anderen "Pendants" zur Verfügung, wobei die Datenübertragungsgeschwindigkeit bei bis zu 64 Kilobit pro Sekunde liegt. Genützt werden können sowohl Standlieitungen als auch Wählverbindungen. Von Cincom Systems stammt das Programmpaket Netmaster File Transfer Services. Es koordiniert und automatisiert den Datenverkehr, nachdem der HUB die notwendige Verbindung hergestellt hat. Die Möglichkeit zur Terminal-Emulation ist jedoch nicht wie bei SNI gegeben. Der HUB sowie alle anderen Netlink-Produkte werden übrigens auch durch das Netzwerk-Management-System Net/Master, Version 2, unterstützt. Dabei lassen sich Device-Errors beziehungsweise statistische Informationen, die die Box bereitstellt, standardmäßig auswerten.

Im Gegensatz zu SNA Network Interconnect, das nach Angaben der deutschen Cincom Systems GmbH in Frankfurt lediglich die Voraussetzungen für einen Verbindungsaufbau zwischen den Netzen schafft, gewährleisten der HUB und Netmaster File Transfer Services einen kompletten und "eigenhändigen" Datenaustausch. Der gesamte Overhead, der mit einer SNI-Installation verbunden wäre, entfalle. Und Sicherheitsaspekten würde auf automatische Weise Rechnung getragen. Dies sei besonders bei sporadischen EDI-Verbindungen (EDI: Electronic Data Interchange) zwischen Banken oder Kunden und Lieferanten von Bedeutung. Außerdem sei es nicht erforderlich, eine durchgängige VTAM-(Virtual Telecommunication Access Method) und NCP-(Network-Control-Program) Kompatibilität im Rahmen des Rechnerverbundes herzustellen. Durch die vereinfachte Abwicklung sprängen auch Kostenvorteile heraus.

Sowohl der HUB als auch Netmaster File Transfer Services sind auf dem amerikanischen und deutschen Markt bereits als eigenständige Komponenten verfügbar. Auf heimischen Boden gibt es laut Cincom Systems inzwischen rund 100 Installationen, ein Großteil davon bei genossenschaftlichen Rechenzentren und bei BASF.

Das Netlink-Produkt soll bei einigen Anwendern testinstalliert sein, so bei SEL, IMS Data und einem großen Automobilhersteller. Nach Recherchen der COMPUTERWOCHE warten die Benutzer zum Teil aber noch auf die Token-Ring-Fähigkeit der Box. Momentan benötige man für den HUB einen Front-End-Prozessor. Token-Ring-Fähigkeit und auch eine X.25-Anschlußmöglichkeit upstream und downstream hat Netlink jedoch nach Angaben des deutschen Distributors Controlware aus Dietzenbach in Aussicht gestellt.

Die Zusammenarbeit mit Netlink suchte Cincom Systems, da dieses Unternehmen bereits über einen reichen Erfahrungsschatz in Sachen IBM-Architekturen verfügt. Die gemeinsame Offerte für die SNA-zu-SNA-Verbindung bildet nach Angaben von Wolfgang Ebinger, Marketing-Manager bei der Frankfurter Cincom Systems GmbH erst den Auftakt des Joint-Marketing-Agreements. Geplant sei, daß weitere Produkte aufeinander abgestimmt würden.

Der Interhost-SNA-HUB kostet 17 000 Dollar für ein V.35-lnterface, der Preis für die Cincom-Software liegt zwischen 3000 und 35 000 Dollar. Für den deutschen Markt konnten hinsichtlich Netmaster File Transfer Services keine genauen Preisangaben in Erfahrung gebracht werden. Cincom erklärte hierzu lediglich, daß sich die Kosten nach der jeweiligen Rechnergröße richteten. Der Preis für den HUB liegt laut Controlware zwischen 30 000 und 60 000 Mark. Beide Produkte sind hierzulande bereits in der abgestimmten Version erhältlich.