Honeywell Bull AG offen für Zusammenarbeit bei technologischen Entwicklungen:

Cii-HB fordert staatliche Unterstützung

08.07.1983

KÖlN(CW) - In die Integrierte Informationsverarbeitung will die Honeywell Bull AG verstärkt einsteigen. Cii-HB-Präsident Jaques Stern schlug außerdem eine lnnereuropäische Zusammenarbeit vor, um gegenüber amerikanischem und japanischem Knowh-how wettbewerbsfähiger zu werden,

Sein Unternehmen habe, betonte Stern, Siemens und ICL bereits Angebote unterbreitet, um künftige Entwicklungen gemeinsam durchzuführen.

Francis Lorentz, Generaldirektor von Bull, Paris, beklagte, daß nur 35 Prozent des europäischen Bedarfs von hiesigen Unternehmen mit europäischen Produkten abgedeckt werde. "Will sich eine europäische Informatik-Industrie", so Lorentz, "in den 90er Jahren neben Amerikanern und Japanern behaupten, so setzt dies neben der Präsenz in den Vereinigten Staaten und Japan vor allem die Rückeroberung des europäischen Marktes voraus." Wenn dies nicht bald geschehe, seien die Chancen für alle Zukunft vertan. Dabei genüge es nicht, wenn sich die öffentliche Hand bei Vergaben an die Industrie ihres Landes erinnere.

Auch Industriezweige mit Wachstumschancen wie Elektronik und Datenverarbeitung benötigen nach Lorentz? Auffassung staatliche Förderung. Er bezweifelte, ob die 1,3 Milliarden Mark, die 1982 vom Bundesministerium für Forschung und Entwicklung (BMFT) zur Verfügung gestellt wurden die indirekte Förderung durch staatliches Engagement in der Weltraumforschung sowie die Aufträge der Postverwaltungen, die im Prinzip nationale Industriepolitik betreiben, ausreichen. Beim Vergleich mit der Förderpolitik des japanischen, Ministeriums für Handel und Industrie (MITI) stellte er Frankreich als wegweisend dar, um zu mehr europäischen DV-Alternativen zu kommen.

Im vergangenen Jahr definierte der französische Hersteller seine Strategien neu. Dazu gehören die Stärkung der Marktposition im mittleren und oberen Bereich der Universalrechner, die Weiterentwicklung der Mikroelektronik und Büro-Informatik, aber auch die internationale technische und industrielle Kooperation. Hier spielt auch der deutsche Markt eine wichtige Rolle.

Zum einen, weil die Kölner Honeywell Bull AG als umsatzstärkste Tochter gilt, zum anderen, weil der deutsche Markt mit seinen prEeis-/leistungsbewußten Anwendern und wegen seiner Offenheit für Importe sehr wettbewerbsintensiv ist. "Es reicht nicht aus", so Lorentz, "den französischen Markt stärker zu beherrschen."

Der Generaldirektor berichtete ferner über jüngste Kooperationen außerhalb Europas: in den Vereinigten Staaten von Amerika mit Gene Amdahls Trilogy und Convergent Technologies Offen ließ Francis Lorentz allerdings, wann Bull aus dieser Kooperation IBM-kompatible Produkte oder einen weiteren Mikrocomputer á la Burroughs B 20 europaweit anbieten wird.