CII-HB: Anamnese per Anzeigen

18.02.1977

KÖLN - Neuer Approach in der Honeywell-Bull-Werbung. Kurz vor dem Start steht eine Fragebogen-Aktion per Anzeigen in der Tages- und EDV-Fachpresse: "Alle 105 000 Computer-Benutzer in Deutschland" - so der Text - werden um Offenlegung intimster Betriebsinternas gebeten. Anhand der Antworten auf insgesamt "37 Kernfragen an Führungskräfte (aha!) aus Industrie, Handel, Dienstleistung und Verwaltung" stellt ein Honeywell-Bull-Rechner die individuelle Diagnose "wie wirtschaftlich Ihr Computer im Vergleich arbeitet" (Abbildung). Das Ganze ist kostenlos (was sagt die Beratungsbranche?); alle Angaben werden "selbstverständlich vertraulich behandelt".

Den Fragenkatalog hat die - und darauf weist HB ausdrücklich hin - neutrale internationale Unternehmensberatung Dr. Wittenberg, Brüssel, erstellt; schon jetzt Gewinner der Aktion. Denn ob die neue Werbe-Strategie, an mehr Benutzeradressen zu kommen, aufgeht, steht nicht im Speicher des Diagnose-Rechners, eher in den Sternen: So bestechend - wenn auch nicht neu - die Idee ist durch Beratung Interessenten zu gewinnen (CW konnte sich bereits überzeugen, daß die Konkurrenz mit "zähneknirschendem Pfeifen" reagiert) - sie stammt von einem am Verkaufserfolg orientierten Hersteller und verpflichtet den Teilnehmer zu nichts, womit die Ernsthaftigkeit einer eigenen Standortbestimmung bei den Anwendern wohl von vornherein in Frage gestellt ist. de