Keine optische Täuschung

Cienas Umsatz bricht um 88 Prozent ein

06.09.2002
MÜNCHEN (CW) - Der TK-Ausrüster Ciena hat das vergangene Quartal mit katastrophalen Zahlen abgeschlossen. Damit steht die Zukunft des Spezialisten für optische Netze auf dem Spiel.

Neben traditionellen Firmen wie Lucent und Nortel leiden inzwischen auch die kleinen und mittleren TK-Ausrüster unter der Flaute, obwohl sie während des Hypes von Analysten und vermeintlichen Börsenexperten über den grünen Klee gelobt worden waren. Doch Vorschußlorbeeren verwelken schnell: So setzte der TK-Ausrüster Ciena im vergangenen Quartal (Ende: 31. Juli) gerade einmal 50 Millionen Dollar um, 88 Prozent weniger als noch im Vorjahreszeitraum. Damals hatte die Company mit 458 Millionen Dollar Rekordeinnahmen verzeichnet. Zugleich wies das Unternehmen einen Nettoverlust von 160 Millionen Dollar aus, knapp 50 Millionen Dollar davon waren Vertriebs- und Verwaltungskosten. Für jeden Dollar Umsatz gab die Company insgesamt drei Dollar aus. Im dritten Quartal des Vorjahres waren hingegen noch 5,7 Millionen Dollar in die Kassen geflossen.

Dabei gelang es Ciena, die Erwartungen der Analysten weit zu verfehlen: Das Unternehmen hatte im Juni zwar gewarnt, dass die Umsätze "deutlich" unter dem Wert des Vorquartals von 87 Millionen Dollar bleiben würden. Darauf prognostizierte die Wallstreet, dass knapp 70 Millionen Dollar Einnahmen deutlich genug seien. "Die Bilanz des Unternehmens ist außer Kontrolle geraten", bewertete ein Analyst die schlechten Zahlen. Hinzu kommt, dass erstmals die Hälfte der Quartalsumsätze von ONI Systems berücksichtigt worden sind. Ciena hatte die Firma im Frühsommer für etwa 900 Millionen Dollar übernommen.

Bereits vor drei Monaten hatte sich der Einbruch abgezeichnet, als der Umsatz von Ciena um 80 Prozent von 425 Millionen auf 87 Millionen Dollar gefallen war. Wegen hoher Wertberichtigungen und Sonderaufwendungen stand unter dem Strich ein Minus von 612 Millionen Dollar. Im Februar hatte der Anbieter von optischen Komponenten 400 Mitarbeiter auf die Straße gesetzt, im März des Jahres folgen weitere 650 Angestellte. Momentan arbeiten rund 2600 Beschäftigte für den TK-Ausrüster.

Im Gegensatz zu Wettbewerbern wie Lucent und Nortel hat Ciena jedoch sein Forschungsbudget stabil gehalten und in den ersten neun Monaten des Fiskaljahrs knapp 180 Millionen Dollar für Innovationen ausgegeben. Grund ist, so Firmenchef Gary Smith, dass man sich nicht durch die Krise hindurch sparen könne. Ciena stehe gerade an der Schwelle zu einer neuen Gerätegeneration und müsse die Entwicklung vorantreiben.

Zweifel am Break-even-Ziel

Wegen der schlechten Quartalszahlen hat die Rating-Agentur Standard & Poors prompt ihre Einschätzung zur Kreditwürdigkeit von Ciena gesenkt. Auch das Break-even-Ziel von 280 bis 300 Millionen Dollar Umsatz wirft Fragen auf, wenn sich Jahreseinnahmen von rund 200 Millionen Dollar abzeichnen.

"Ich würde gerne behaupten, dass das Schlimmste vorüber sei", meinte Firmenchef Smith auf einer Analystenkonferenz. Allerdings könne man noch nicht sicher sein, den Tiefpunkt bereits erreicht zu haben. Im laufenden Quartal strebt die Firma erneut Umsätze von etwa 50 Millionen Dollar oder geringfügig mehr an, zum Ergebnis äußerte sich Ciena nicht. (ajf)

Abb: Die letzten Quartale

Die Entwicklung der Einnahmen von Ciena verdeutlicht, was den Carriern optische Netzkomponenten heutzutage noch wert sind. Quelle: Ciena