Neue Konkurrenz für die TK-Player Siemens und Alcatel

Ciena-Kauf läßt Tellabs in die Oberliga aufsteigen

12.06.1998

Nach den Mammuthochzeiten der vergangenen Monate suchen jetzt auch die kleineren Player im TK-Geschäft einen engeren Schulterschluß, um im globalen Wettbewerb zu bestehen. Jüngstes Beispiel dieser Entwicklung ist die Akquisition von Ciena durch Tellabs. Mit Umsätzen von 374 Millionen Dollar beziehungsweise 1,2 Milliarden Dollar gehören beide Unternehmen eher zu den kleinen Fischen der Telekommunikations-Branche.

Obwohl umsatzmäßig keine Mammuthochzeit, erinnert der Kaufpreis von 7,1 Milliarden Dollar an manchen Mega-Deal der jüngsten Vergangenheit. Der im Verhältnis zum Umsatz relativ hohe Kaufpreis von 7,1 Milliarden Dollar resultiert daraus, daß die kleine Company an der Börse hoch notiert ist. Bereits im Februar 1997 bei der Börseneinführung wurde das Unternehmen mit 3,4 Milliarden Dollar bewertet. Was auf den ersten Blick utopisch hoch anmutet, erklärt sich schnell bei einem Blick auf die Historie von Ciena: Das Unternehmen entstand 1992 als Spin-off aus der Entwicklungsabteilung der General Instrument Corp. Als es der Company gelang, Laserlicht mit verschiedenen Farben durch Glasfaserkabel zu senden und so die Kapazität dieses Übertragungsmediums zu vervielfachen, wurde sie zum heiß begehrten High-Tech-Juwel. Gerade in Zeiten der Integration der früher getrennten Sprach- und Datennetze zu integrierten breitbandigen Multimedianetzen (Vgl. Seite 37 in dieser Ausgabe "Sprint...") kommen nämlich Technologien, die die Kapazitäten der Glasfaser erhöhen eine immense Bedeutung zu. Eine Entwicklung, von der auch die 1975 gegründete Tellabs profitiert. Das Unternehmen aus Illinois produziert Equipment zur Steuerung des Datenstroms in den neuen Glasfasernetzen.

Mit der Technologie von Ciena als Ass im Ärmel, sieht sich Michael Birk, CEO von Tellabs, gut gerüstet für den globalen Wettbewerb. Er will auf internationalem Parkett mit TK-Giganten wie Alcatel, Siemens oder Lucent konkurrieren. Euphorisch träumt der Manager bereits davon, innerhalb der nächsten fünf Jahre unter die Top 3 der weltweiten TK-Equipment-Hersteller aufzusteigen.

Ob ihm dieser rasante Aufstieg in die Oberliga gelingt, bezweifeln allerdings etliche Analysten. Durch die Konvergenz der Sprach- und Datennetze zu einem Netz stehen Unternehmen wie Tellabs künftig nicht nur im Wettbewerb mit den klassischen TK-Playern, sondern auch in Konkurrenz zu Networking-Giganten wie 3Com oder Cisco. Und diese kaufen seit einiger Zeit bereits mehr oder weniger fleißig Know-how in Sachen Sprachkommunikation ein.