Chylla (TKIS): „Outsourcer spüren Flaute mit Zeitverzug“

27.05.2002
MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Fast unbemerkt von der Öffentlichkeit hat der IT-Dienstleister Thyssenkrupp Information Services (TKIS ) sich in den letzten Monaten aus einigen Märkten zurückgezogen und konzentriert sich nun mehr oder weniger auf das IT-Outsourcing. Peter Chylla, Vorsitzender der Geschäftsführung der TKIS GmbH, Düsseldorf, erläutert CW-Redakteur Joachim Hackmann die Gründe.

CW: Die gesamte IT-Wirtschaft stöhnt unter der wirtschaftlichen Flaute, anscheinend geht es nur den Outsourcern richtig gut. Wie schätzen Sie die derzeitige Lage ein?

Chylla: Seit einigen Monaten ist erkennbar, dass die kommende Zeit unter wirtschaftlichen Aspekten auch für uns nicht ganz einfach werden könnte. Für IT-Dienstleister, also auch für uns, ist der Erfolg eng mit den Software-Lizenzverkäufen beispielsweise von SAP, Oracle und IBM verknüpft - und die sind mancherorts rückläufig. Aus dem Erwerb von geschäftskritischen Applikationen entwickeln sich nämlich Projekte und daraus entstehen häufig Betreiberverträge. Der Markt funktioniert nach einem ganz einfachen Mechanismus: Fließt vorne kein Öl oder Benzin nach, lässt sich hinten nichts verfeuern. An der Spitze dieser Wertschöpfungskette, bei den Softwareherstellern, wirkt sich der Mangel drastisch aus, die Anbieter im Projektgeschäft spüren die Zurückhaltung etwas gedämpfter. Die Betreiber sind am wenigsten betroffen.

Das Unternehmen TKIS Der Thyssenkrupp-Konzern konzentriert sich auf die drei Tätigkeitsschwerpunkte Stahl, Industriegüter und Dienstleistungen. Letzteres Segment bedient die Thyssenkrupp Serv AG mit rund 26000 Mitarbeitern. Sie liefern Services wie Entsorgung, Wartung von Industrieanlagen, Gebäude-Management und IT-Dienstleistungen. Letztere wiederum werden unter anderem von der Tochter Thyssenkrupp Information Services (TKIS) erbracht. Mit rund 3200 Mitarbeitern nahm TKIS im vergangenen Geschäftsjahr knapp 500 Millionen Euro ein. Rund 360 Millionen Euro davon entfielen auf das IT-Systemhaus Triaton GmbH. Dort sind rund 2400 Mitarbeiter beschäftigt. Neben Triaton gibt es unter dem TKIS-Dach noch kleinere Töchter wie die Thyssenkrupp Health Care Services GmbH, Mediagate GmbH und die Beteilung an der Infoscreen GmbH. Von der einst favorisierten Vier-Säulen-Organisation bestehend aus

IT-Systemhaus-Diensten (Triaton), Multimedia-, Healthcare- und Telematik-Services ist TKIS mittlerweile abgerückt.

Telematikangebote gibt es nicht mehr und der Multimediabereich wurde verschlankt: Xtend New Media wurde verkauft, das Startup Contentmedia eingestellt und die Werbeagentur NHS, an der TKIS eine Minderheitsbeteiligung hielt, musste Insolvenz anmelden.

CW: Demnach sind Sie zurzeit noch guter Dinge.

Chylla: Bei der Triaton stammen 75 Prozent der Einnahmen aus dem Outsourcing-Geschäft und 25 Prozent aus dem Beratungs- und Integrationsumfeld. Das schwache Projektgeschäft trifft somit auch uns, wenngleich nicht so hart. Im Outsourcing-Bereich wird uns die schwache Wirtschaftslage erst mit Zeitversatz erreichen.