Online-Seelsorge - die Grenzen des Mediums

Christen im Internet

09.08.2002
MÜNCHEN (CW) - Schon Mitte der 90er Jahre haben die großen christlichen Glaubensgemeinschaften eigene Seiten ins Internet gestellt, vorrangig um Informationen zu vermitteln. Inzwischen steigt jedoch der Anteil der Online-Seelsorge - innerhalb eines gewissen Rahmens.

Wer Weihrauch, Glockengeläut oder Orgelspiel erwartet hat, wird auf den Leitseiten der großen christlichen Religionsgemeinschaften Deutschlands enttäuscht: "Wir agieren wie andere Unternehmen auch", berichtet Lisa Schmaus, Internet-Verantwortliche in der Pressestelle des Erzbischöflichen Ordinariats München. Im Mittelpunkt der Online-Angebote stehen die Grundlagen der Kirche, Services im Web sowie vor allem Nachrichten zu aktuellen Entwicklungen. Dass dabei die spirituelle Dimension der Kirche etwas auf der Strecke bleibt, ist nicht unbeabsichigt: "Wir wollen die Leute nicht im Internet gewinnen", so Schmaus. Der persönliche und emotionale Teil wird den einzelnen Pfarreien überlassen, die ihre Angebote online je nach Lust und Laune vorstellen können.

Erste Hilfe per E-Mail

"Brennendes Thema" ist indes die Seelsorge im Web, schildert die Internet-Verantwortliche, auch wenn die katholische Kirche noch uneins ist, wie weit derartige Dienste gehen sollten. In der Regel steht es jedem Bistum frei, wie es seinen Internet-Auftritt gestaltet und die Inhalte gewichtet. Allerdings reichen die Angebote in der Regel nicht über eine Online-Beratung hinaus: "Die Beichte im Internet wird von keinem Bistum befürwortet", zieht Schmaus eine Grenze.

Zwar hat die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) dieses speziell katholische Problem nicht, ansonsten decken sich aber die Erfahrungen. Die Seelsorge sei ein wichtiges Arbeitsfeld, erzählt Tom Brok, Leiter der Internet-Arbeit der EKD: "Wir merken einfach, dass die Kirche dort gefragt ist, und helfen gerne." Allerdings komme man laut Brok manchmal an den Punkt, wo die Grenzen des Mediums erreicht sind: "Diese müssen sehr genau beachtet werden." Wenn Chat und E-Mail nicht genügen, werden die Ratsuchenden an andere Stellen weitergeleitet. Das Angebot zur Online-Seelsorge sei ziemlich gefragt, weshalb die Kapazitäten in den vergangenen Jahren stetig erweitert werden mussten.

Zudem bietet sich das Internet laut Brok als "Experimentierfeld" an, um Menschen und Gruppen zu erreichen, die man in den Gemeinden nur schwer mobilisieren kann. Dazu zählen auch Kritiker der Kirche und vor allem Jugendliche, die oft eine distanzierte Haltung zu religiösen Institutionen haben. Im Web sei die Schwelle niedriger, weshalb es einfacher werde, in den Dialog zu treten: "Wir verschließen uns nicht den neuen Medien und wollen auch dort präsent sein", sagt Brok. Das Ziel ist schließlich die "Kommunikation des Evangeliums".

Wer dieses im Original nachlesen möchte, kann es seit geraumer Zeit auch im Internet tun. Auf den Seiten des Heiligen Stuhls steht die Bibel leider nur in lateinischer Sprache zur Verfügung, dafür glänzt der "Bibelserver" gleich mit vier verschiedenen deutschen Übersetzungen. Neben einer hierarchischen Darstellung der Texte lassen sich auch Begriffe direkt suchen, wobei das System gut gelungen ist. (ajf)

Kirchen-Links

Die Bibel

www.bibelserver.de

Die Kirche

www.kirche.de

Evangelische Kirche in Deutschland

www.ekd.de

Katholische Kirche in Deutschland

www.katholische-kirche.de

www.kath.de

Der Heilige Stuhl

www.vatican.va