Keine klimpernden Münzen mehr in der Hosentasche:

Chipkarte von Honeywell Bull ersetzt Bargeld

08.03.1985

BORMIO (lo) - Ohne Geld kauften während der Alpinen Skiweltmeisterschaften im oberitalienischen Bormio rund 200 Einwohner und Skitouristen ein. Kostenlos war es dennoch nicht: Jeder von ihnen trug anstelle der Scheine und Münzen die elektronische Chipkarte CP8 von Honeywell Bull mit sich.

Bei diesem Feldversuch diente die Karte mit Rechner als bargeldloses, offiziell anerkanntes Zahlungsmittel. Die Terminals sowie die Karten samt Mikroprozessoren lieferte Honeywell Bull. Das französische Softwareunternehmen Sligos stellte die Software für den Kleinstrechner, und das Ruf-Antwortsystem zur Datenübertragung kam von Thomson.

Rund 30000 Mark setzten die Kunden während der internationalen Skitage um. Ähnliche Tests mit dem speicherbestückten Plastik laufen seit etwa zwei Jahren in Blois, Frankreich, und Lilleström, Norwegen.

Die Karte soll breiten Einsatz finden

In dem Zentrum der Region Valtellina waren 35 Terminals installiert, an denen für Waren und Dienstleistungen bezahlt werden konnte. Zudem standen vier Bankenterminals und sechs Abfragestationen zur Verfügung.

Bei dem Zahlvorgang identifiziert zunächst der Mikroprozessor den Karteninhaber. Dann erteilt er die Ermächtigung zum Kauf. Er zeichnet dann die Daten in dem Kartenspeicher auf. Gleichzeitig weist ein kleiner Bildschirm für den Kunden die Höhe des Betrages aus, der noch auf der Karte für ihn zur Verfügung steht. Er erhält eine Bestätigung über jede Operation, die gleichzeitig im Kassenbuch des Händlers registriert wird. Die automatische Übertragung der Daten zum Verarbeitungszentrum bei der Bank erfolgt durch den Anschluß des Terminals an das Telefonnetz.

Der Hersteller sieht vielfältige Möglichkeiten, diese Karte mit Mini-Computer im Alltag einzusetzen. Neben Bargeldersatz beim Einkauf kann sie etwa als Wertkarte zum Parken oder in der Kantine benutzt werden. Als portable Datenbank ersetzt sie den Gesundheitspaß oder den Passierschein. Sie ermöglicht die Zugangskontrolle zu Gebäuden wie auch Werteinrichtungen. Schließlich stellt sie ein Software-Schutzsystem dar.

Durch diese Versuchsreihe ermuntert, entschloß sich die französische Regierung, ihren Bürgern das Telefonieren zu erleichtern. Sie orderte 200000 CP8-Karten für den Einsatz im öffentlichen Telefonnetz der französischen Post.