Chip ist noch nicht serienreif IBM und Motorola entwerfen Power-PC-Prozessor 620 neu

20.10.1995

MUENCHEN (IDG) - Der Power-PC-Prozessor 620 bleibt vorerst im Labor. Die beiden Chefdesigner, IBM und Motorola, wollen die Konstruktion des Chips von Grund auf veraendern, damit die Rechenleistung hoeher liegt als beim gegenwaertigen Design, das eigentlich noch in diesem Jahr in die Serienfertigung haette gehen sollen. Entscheidender Pferdefuss: Die kuenftige Version des Power- PC 620 ist nicht kompatibel mit den bisher erhaeltlichen Power-PC- Varianten 601, 603 und 604.

Am Freitag vergangener Woche mussten Motorola und IBM zugeben, dass der Power-PC 620 neu konstruiert werden muss. Eigentlich haette der Baustein im vierten Quartal dieses Jahres in die Massenproduktion gehen sollen, doch die Rechenleistung fiel zu gering aus - sowohl im Vergleich zum schon erhaeltlichen Power-PC 604 als auch zum Konkurrenzprodukt Pentium Pro von Intel.

Die Veraenderungen werden gravierend sein, sagte Paul Ledak aus der Mikroprozessor-Abteilung von IBM. Der Prozessor werde zwar - wie geplant - einen 64-Bit-Kern bekommen, doch die Teile fuer die Kompatibilitaet mit seinem 32-Bit-Vorgaenger werden herausfallen. Wahrscheinlich wuerden die heute erhaeltlichen 32-Bit- Betriebssysteme fuer die Power-PC-Varianten 601, 603 und 604 dann nicht mehr nutzbar sein. Auch Apple muesste das Macintosh- Betriebssystem an den Power-PC 620 anpassen.

Apple hat bisher offiziell keine Stellungnahme abgegeben, aus gut informierten Kreisen wurde aber bekannt, dass das Unternehmen ganz oder teilweise auf den Power-PC 620 verzichten wuerde - abhaengig davon, ob der geaenderte Prozessor auch eine Ueberarbeitung der Unix-Server noetig macht, die Apple zur Zeit entwickelt. In der deutschen Niederlassung geht man davon aus, dass die Konstruktionspanne nur zu Verzoegerungen fuehrt. Der komplette Verzicht auf den Power-PC 620 sei ausgeschlossen.

Firepower, ein amerikanisches Unternehmen, das Apples Power- Macintosh-Rechner nachbaut, wird den geaenderten Power-PC-Chip 620 ebenfalls nicht verwenden, sagte Philip Schiller, Marketing- Manager bei Firepower. Er fuegte hinzu, dass sein Unternehmen "einen Rechner mit vier Power-PC-CPUs vom Typ 604 anbieten [wird], der die Leistung bringt, die unsere Kunden brauchen".