National übernimmt Cyrix - Intel kauft Chips & Technologies

Chip-Hersteller bündeln Kräfte für neue Märkte

01.08.1997

National Semiconductor kauft sich mit Cyrix ein Unternehmen, das im extrem umkämpften Mikroprozessor-Markt gegen den übermächtigen Konkurrenten Intel mit wechselndem Erfolg insbesondere mit preiswerten CPUs zu bestehen trachtete.

Von den vergangenen sieben Geschäftsquartalen schloß Cyrix fünf mit roten Zahlen ab. Allerdings erntete das Unternehmen vor allem für seinen kürzlich vorgestellten "Media-GX"-Prozessor viel Lob. Er schaffe die momentan billigste Möglichkeit, einen PC zu bauen, urteilte Prozessorguru Michael Slater.

Genau diese Fähigkeit scheint National Semiconductor an Cyrix zu schätzen. Erklärtes Ziel von National-Chef Brian Halla ist nämlich, Chips zu bauen, die alle für "intelligente" Geräte notwendigen Komponenten in einem einzigen Baustein zusammenfassen. Solch ein "System on a Chip" ließe sich nicht nur in sehr preiswerten PCs einsetzen, Halla denkt an Rechner für weniger als 500 Dollar. Vielmehr könnten diese Elemente auch in Set-top-Boxen oder Network Computern (NCs) verwendet werden. Auch in prinzipiell allen Geräten zur Informationsverarbeitung, -weitergabe und Kommunikation sieht der Topmanager Einsatzgebiete für die künftigen digitalen Alleskönner. Das Engagement von Unternehmen wie NEC, Fujitsu und Texas Instruments (TI), die an ähnlichen Entwicklungen arbeiten, zeigt, wie bedeutend der Markt für System- on-a-Chip-Technologien wird.

National Semiconductors hatte im März 1997 bereits die Mediamatics Inc. gekauft, einen Hersteller von MPEG-Audio/Video-Decodern. Cyrix würde von dem Zusammenschluß insofern profitieren, als einerseits die Produk- tionskapazitäten für Prozessoren ausgeweitet würden. Andererseits besitzt Natsemi in der Industrie einen guten Namen.

Außerdem unterhält Natsemi mit Intel nach Informationen von Insidern Patentrechtsabkommen zur Nutzung von Technologien. Cyrix war es nie gelungen, solche Vereinbarungen mit dem Prozessormarktführer abzuschließen.

Zu den Cyrix-PC-Kunden gehören neben Compaq auch die IBM, Acer, Fujitsu, NEC, Samsung und die Metro-Tochter Vobis.

Die Übernahme von Chips & Technologies durch Intel andererseits dürfte den Markt für Grafikchips erheblich verändern. Diese Chipsets unterstützen den eigentlichen Prozessor bei dessen Arbeit beziehungsweise entlasten ihn.

Ironischerweise hatte der Prozessormoloch mit seinem Eintritt in das Chipset-Geschäft auch CT erhebliche Probleme gebracht. CT konzentrierte sich deshalb im folgenden auf die Entwicklung von Grafikbausteinen. Im Markt für 2D-Grafikchips besitzt CT einen Anteil von etwa 40 Prozent. Insbesondere für den Notebook-Markt, der schneller als der Desktop-Bereich wächst, ist die CT-Akquisition für Intel also von Interesse.

Intel zielt aber mit seiner Strategie auch auf den 3D-Markt. Hier tätigte die Andy-Grove-Company bereits Investitionen in andere Unternehmen, darunter die 3Dlabs Inc. und die 3DFX Interactive Inc. Mit CT und Real3D, einer Tochter des führenden 3D-Spezialisten Lockheed Martin, entwickelt Intel seinen "I740"- 3D-Chip, der noch dieses Jahr auf den Markt kommen soll. Insbesondere Firmen wie die S3 Inc., die ATI Technologies Inc. sowie die Cirrus Logic Inc. dürften von Intels neuem Schachzug in Mitleidenschaft gezogen werden. Zudem bedeutet das Grafikengagement der Kalifornier eine Gefahr für etablierte Workstation-Hersteller wie Sun, IBM, HP oder DEC.