Menschenrechtler schlagen Alarm

Chinesische Skype-Version speichert und filtert heikle Mitteilungen

02.10.2008
Hinter der TOM-Skype genannten Variante in China steckt ein großes Überwachungsnetz, so Menschenrechtsaktivisten der kanadischen Forschergruppe Citizen Lab.

Der beliebte Text-Dienst lade Botschaften zusammen mit Informationen über die Nutzer auf ungesicherte Server, die von außen zugänglich seien und sogar die Codes zur Entschlüsselung der Daten enthielten, heißt es in einem am Donnerstag veröffentlichten Bericht von Computerfachleuten und Menschenrechtsaktivisten der Forschergruppe Citizen Lab von der Universität Toronto. Die Fachleute beschreiben ein weitreichendes Überwachungsnetz bei dem TOM-Skype genannten Gemeinschaftsunternehmen, das die Skype-Mutter eBay im Jahr 2005 mit TOM Online (Hongkong) in China gegründet hatte.

"Unsere Enthüllungen zeigen beunruhigende Verstöße gegen die Sicherheit und Privatsphäre", heißt es in dem Bericht. Die Erkenntnisse sind besonders brisant, weil viele in China bisher geglaubt hatten, die Verschlüsselung auf Skype schütze sie vor Beobachtung durch die Staatssicherheit, so dass der Dienst besonders unter Bürgerrechtlern beliebt war. Dagegen stellen die Forscher fest: "Vertrauen in eine bekannte Marke wie Skype ist eine unzureichende Garantie, wenn es um Zensur und Überwachung geht."

Die Experten fanden heraus, dass Textbotschaften regelmäßig auf Wörter wie etwa "Kommunistische Partei", den Namen der in China verbotenen Kultbewegung "Falun Gong", "Demokratie" oder "Taiwans Unabhängigkeit" durchsucht werden. Die Überwachung scheine zusätzlich auch nach anderen Kriterien wie möglicherweise Benutzernamen zu erfolgen. TOM-Skype speichere die gefundenen Mitteilungen mit persönlichen Daten, Benutzernamen, IP-Adressen oder Telefonnummern auf mindestens acht Servern. Telefongespräche, die ebenfalls über Skype möglich sind, seien allerdings nicht betroffen. Die Forscher waren in der Lage, Millionen von Daten und die Informationen zu ihrer Entschlüsselung von diesen Servern herunterzuladen, da diese nach außen nicht gesichert waren.

Skype-Sprecherin Jennifer Caukin sagte dem "Wall Street Journal" in einer Reaktion, es sollte "niemanden überraschen", wenn die chinesische Regierung die Kommunikation in oder aus ihrem Land überwache. Das Unternehmen sei allerdings besorgt über Sicherheitsverstöße, die den Zugriff auf gespeicherte Daten ermöglichten. TOM sei informiert worden und habe die Probleme bereits behoben. Die TOM-Gruppe teilte dem Blatt ferner mit, "als chinesisches Unternehmen halten wir uns an Regeln und Vorschriften in China, wo wir unsere Geschäfte verfolgen". (dpa/mb)