Chinesen sagen niemals nie

10.06.2005
Von 
Jürgen Mauerer ist Journalist und betreibt ein Redaktionsbüro in München.

Das Klischee vom impulsiven Südländer

 „Es besteht aber durchaus die Gefahr, dass wir Stereotypen und Vorurteile befördern, die wir eigentlich vermeiden wollen“, gibt Geldermann zu bedenken. Hier also der nüchterne, sachorientierte Deutsche mit direkter Sprache, der offene Kritik und eine lebhafte Streitkultur schätzt, und dort der Asiate, den diese Offenheit abschreckt, dem es darum geht, ja nicht das Gesicht zu verlieren, dessen Kommunikationsstil durch langes Zuhören, Höflichkeit und Kompromissbereitschaft bestimmt ist und der eher auf Anweisungen seines Chefs wartet, als selbst aktiv zu werden. Und dann gibt es noch den südländischen Typ, der warmherzig, redselig, impulsiv und wenig sachorientiert ist - und der ein aus deutscher Sicht ungewöhnliches Zeitverständnis hat. „Kategorien wie diese sehe ich als Vereinfachungen, um die Aufmerksamkeit auf verschiedene Kulturdimensionen zu lenken“, so Geldermann weiter. „Es geht um Sensibilisierung für

mögliche Fettnäpfchen; es wird nicht die Behauptung aufgestellt, jeder Amerikaner, Japaner, Deutsche, Chinese ,ist so‘.“

Auch Görres sieht darin ein Mittel, um ein Gespür für mögliche schwierige Situationen im Um-gang mit Kollegen anderer Kulturkreise zu entwickeln. „Wir können nicht alle möglichen Situationen ansprechen, sondern es geht um Transferleistungen, um die Sensibilisierung für Wertvorstellungen, die einem bestimmten Verhalten zugrunde liegt.“ Ein Kandidat, der ins Ausland geschickt wird, muss hohen Anforderungen gerecht werden, da ein missglückter Einsatz hohe Kosten verursacht und auch der Reputation des Unternehmens schadet. Firmen wie SAP, Siemens oder Lufthansa Systems legen großen Wert auf die Fachkompetenz und Persönlichkeit der Bewerber sowie auf Sprachkenntnisse. Verhandlungssicheres Englisch ist ein Muss, jede weitere Sprache bringt zusätzliche Vorteile. „Auslandserfahrung ist nützlich, in bestimmten Einzelbereichen sogar zwingend notwendig, zum Beispiel wenn es um die Arbeit in internationalen Teams oder Abteilungen geht, in

denen ein Auslandseinsatz sehr wahrscheinlich ist“, erläutert Axel Kersten, Leiter Personal-Marketing/Recruiting bei der SAP AG.

Auslandsjob als Karriereschritt