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Olympia

China gewährt Journalisten doch keinen freien Zugang zum Internet

28.07.2008
Die internationalen Journalisten haben entgegen früherer Zusagen der Olympia-Organisatoren in Peking doch keinen freien Zugang zum Internet.

Die Webseiten von internationalen Menschenrechtsgruppen oder chinakritische Seiten waren am Sonntag selbst im Hauptpressezentrum (MPC) gesperrt. Auf Klagen von Journalisten sprach der Medienchef des Pekinger Organisationskomitees (BOCOG) Sun Weijia nur von "individuellen Problemen".

Obwohl zum Beispiel der chinesische Internetdienst der Deutschen Welle oder das Angebot des US-amerikanischen Senders Radio Free Asia (RFA) gesperrt waren, sagte Sun Weijia: "Ich denke nicht, dass es irgendwelche Probleme gibt, sich mit Medienwebseiten zu verbinden." Journalisten klagten auch, das zum Teil zwar Medienseiten aufgerufen werden könnten, aber einzelne Berichte dennoch blockiert seien.

Die weitgehende Internetzensur, die in China landesweit üblich ist, erstreckte sich im Pressezentrum auf die allgemeinen Arbeitsräume für die Journalisten, die drahtlosen Netzwerke und das kostenlose Internetcafé. "Es ist hier genauso wie bei mir zuhause oder an anderen Orten in China", sagte eine Mitarbeiterin. Die Zensur in China sperrt unter anderem Seiten von Amnesty International, Human Rights in China (HRiC) oder der katholischen Nachrichtenagentur Asianews, die auch über die Untergrundkirche in China berichtet.

Im April hatte der für die Presse zuständige Vizepräsident des Internationalen Olympischen Komitees (IOC), Kevin Gosper, in Peking nach eigenen Angaben noch die Zusicherung erhalten, dass zumindest die mehr als 5000 beim IOC akkreditierten Journalisten im Pressezentrum freien Zugang zum Internet haben würden. Fraglich war damals nur, ob das auch für die Hotels oder andere Unterkünfte der Journalisten gelten würde. China verteidigt seine Zensur immer mit dem Hinweis, dass es in anderen Ländern auch Sperren im Internet gegen "ungesunde Inhalte" gebe.

China hat gerade mit 253 Millionen Nutzern die USA als größte Internetgemeinde überholt. Aus Rücksicht auf ihre Marktchancen in China zensieren sich große internationale Suchmaschinen wie Google und Yahoo! in China selbst und filtern Suchinhalte, die von Chinas Behörden als politisch heikel betrachtet werden. Versucht ein Internetnutzer eine gesperrte Seite aufzurufen und greift die Blockade, wird meist für kurze Zeit auch jede andere Suche gesperrt, selbst wenn keine zensierten Inhalte gesucht werden. (dpa/tc)