Chefs und Berater kassieren am meisten

24.03.2005
Das Umsatzplus der IT-Branche hat sich unmittelbar im Geldbeutel der Consultants, Projektleiter und Marketing-Profis niedergeschlagen. Sie schafften im vergangenen Jahr den größten Gehaltssprung.

Einen eindeutigen Aufwärtstrend bei den IT-Gehältern konnte die IG Metall in ihrer aktuellen Entgeltanalyse nicht feststellen. "Beratung und Marketing sind die einzigen Bereiche in unserer Erhebung, in denen sich die Durchschnittsgehälter zum Teil kräftig erhöht haben", erklärt Ingrid Mai, Autorin der Studie. "In den hardwareorientierten Jobgruppen etwa im Rechenzentrum oder Hardware-Engineering sind die Einkommen dagegen leicht gesunken." Der Untersuchung hat die Gewerkschaft knapp 20000 Gehälter aus 47 Unternehmen, darunter Softwareanbieter, IT-Dienstleister, Berater und Ausrüster, zugrunde gelegt. Da in den Firmen keine einheitlichen Arbeitszeitregelungen bestehen, hat die IG Metall die 35-Stunden-Woche als Basisarbeitszeit und Bezugsgröße für die Durchschnittsgehälter genommen. "Wer aber 40 Stunden in der Woche arbeitet, muss 14,3 Prozent zu den Werten dazurechnen", gibt Mai eine Lesehilfe zur Studie, die im Internet (www.igmetall.de/nachrichten/it _entgelt/) zu beziehen ist.

Für die Berater hat sich das vergangene Jahr ausgezahlt: So verdiente ein Senior Consultant 2004 im Firmendurchschnitt etwa 68000 Euro und damit fast 10000 Euro mehr als noch 2003. Auch Chefberater, die Projekte fachlich leiten und verantworten, gehören mit knapp 74000 Euro zu den Spitzenverdienern der Branche wie Manager im Beratungsbereich, die laut IG-Metall-Studie durchschnittlich 95000 Euro im Jahr kassierten. Die Junior Consultants starten dagegen mit etwa 42000 Euro im Jahr. Allerdings können die Einsteiger im Beratungsbereich noch mit einem vergleichsweise hohen Fixgehalt und niedrigen variablen Anteil (etwa sieben Prozent der Gesamtvergütung) kalkulieren, während der variable Anteil mit steigender Verantwortung und Position einen immer größeren Raum einnimmt - bei Führungskräften im Beratungsbereich macht er mehr als ein Fünftel der Vergütung aus.

Hoch sind die variablen Gehaltsbestandteile traditionsgemäß auch im Vertrieb, der derzeit eher zurückstecken muss. Lediglich die Key-Account-Manager, die in erster Linie Großkunden betreuen, bekamen mit knapp 80000 Euro um vier Prozent mehr als im Vorjahr. Vertriebsbeauftragte (64000 Euro), Vertriebsleiter (97000 Euro) und vor allem die jungen Produktverkäufer mussten gegenüber den Vorjahren Abstriche machen: Während die Einsteiger im Boomjahr 2001 noch mit 65000 Euro rechnen konnten, sank ihr Gehalt seitdem kontinuierlich bis auf etwa 49000 Euro im vergangenen Jahr ab.

Licht und Schatten gibt es auch für die Mitarbeiter in der Softwareentwicklung. Dazu Mai: "Die Führungskräfte erhielten satte Erhöhungen, für alle anderen Gruppen zeigte sich eine leicht fallende Tendenz." Verantwortlich dafür könnte der Trend sein, Programmierjobs nach Osteuropa oder in andere Billiglohnländer zu verlagern.

Verlierer im Hardwareumfeld

Laut IG-Metall-Studie erhalten Projektleiter im Bereich Softwareentwicklung knapp 82000 Euro und damit 18 Prozent mehr als noch im Vorjahr. System- und Anwendungsentwickler befinden sich dagegen zwischen knapp 40000 Euro (Einsteiger) und 59000 Euro (erfahrener Softwarespezialist). Im Vergleich zum Vorjahr mussten die Entwickler in den verschiedenen Berufsgruppen mit 1000 bis 2000 Euro weniger auskommen.

Zu den Gewinnern im Gehaltspoker gehören die Mitarbeiter in den Marketing-Abteilungen. Unabhängig ob Einsteiger (43000 Euro), Marketing-Spezialist, der Marktanalysen und Benchmarks erstellt sowie Promotionsveranstaltungen organisiert (64000 Euro), oder der Marketing-Leiter (87000 Euro) - sie alle können sich wie schon im vergangenen Jahr über deutliche Steigerungen freuen. "Auch hier werden die Werte aus dem Boomjahr 2001 übertroffen", sagt Mai.

Auf dem absteigenden Ast scheint dagegen das Hardwareumfeld zu sein. Mitarbeiter im Rechenzentrum wie Systemoperatoren, Planer, aber auch Netzwerkadministratoren und Teamleiter sind im Vergleich zu anderen Berufsgruppen schlechter bezahlt und mussten erneut Abstriche machen. So kommt ein Anwendungs- oder Systemspezialist im Rechenzentrum auf durchschnittlich 46000 Euro, eine Summe, die im Marketing schon fast der Einsteiger erreicht. Traditionell schlechter bezahlt sind auch die Tätigkeiten in Service und Support. Hier startet der Junior-Techniker mit etwa 31000 Euro im Jahr, der Erfahrene bekommt 47000 Euro und der ausgewiesene Supportspezialist, der auch Leiter des Kundendienstes sein kann, erreicht im Schnitt 63000 Euro.

Große Bandbreiten

Wenig Schwankungen hat die IG Metall dagegen bei den Ausbildungsvergütungen ausgemacht. So können angehende Fachinformatiker, die knapp die Hälfte der IT-Azubis stellen, im ersten Ausbildungsjahr mit 9170 Euro rechnen, im dritten mit 2000 Euro mehr. Ist die Lehre erfolgreich abgeschlossen, können sie ein durchschnittliches Gehalt von 29500 Euro einplanen.

Bei den Einstiegsgehältern sind die Bandbreiten allerdings sehr groß. So kann ein ausgebildeter IT-System-Kaufmann 27000, aber auch 44000 Euro erhalten. Auch bei den anderen neuen IT-Berufen ergeben sich Spielräume von bis zu 10000 Euro. Diejenigen, die sich für ein praxisorientiertes Studium an einer Berufsakademie (BA) entschieden haben, können mit steigenden Anfangsgehältern rechnen. So verdient ein Wirtschaftsinformatiker (BA) nach drei Jahren Studium etwa 38000 Euro und ein Informationstechniker (BA) 40000 Euro.