Aktionär zieht die Schlinge enger

Chef-Debakel bei Yahoo spitzt sich zu

08.05.2012

Einzug ins Yahoo-Board beabsichtigt

Investor Loeb kommt das Thompson-Debakel gerade recht, denn er kann Yahoo damit unter Druck setzen. Der Großaktionär will schon lange selbst in das Yahoo-Aufsichtsgremium einziehen und den Kurs des Konzerns mitbestimmen. Bisher hat ihn die Yahoo-Führung abgeblockt.

Loeb will neben Thompson sechs weitere Verwaltungsräte hinausdrängen und durch eigene Leute ersetzen. So soll Patti Hart gehen, die für die Chefsuche verantwortlich war. "Yahoo hat nicht erklärt, warum das für die Suche verantwortliche Gremium einen Firmenchef anheuern konnte, ohne die Qualifikationen des Kandidaten auch nur rudimentär zu überprüfen", hieß es in einem öffentlichen Brief an den Yahoo-Verwaltungsrat.

Thompson entschuldigte sich in einer E-Mail an die Mitarbeiter für den Ärger. "Ich möchte, dass Sie wissen, wie sehr ich bedaure, dass diese Angelegenheit das Unternehmen und Sie alle belastet hat. Wir alle haben hart daran gearbeitet, das Unternehmen voranzubringen - und dies hat den gegenteiligen Effekt. Dafür übernehmen ich die volle Verantwortung und möchte mich bei Ihnen entschuldigen", zitierte das US-Blog "All Things Digital" aus der Mail.

Für Yahoo kommt der Feuersturm des Investors zur Unzeit. Thompson kam erst Anfang des Jahres zu dem mit sinkenden Umsätzen kämpfenden Internet-Pionier, dem Rivalen wie Google und Facebook einen immer größeren Teil der Werbeeinnahmen weggeschnappt haben. Thompson leitete einen Sparkurs ein, baute um und konnte auch schon erste Erfolge vorweisen. Vor Thompson war Yahoo monatelang führungslos, nachdem Vorgängerin Carol Bartz das Unternehmen im Streit verlassen hatte. (dpa/mb)