Checkliste Materialwirtschaft

10.08.1979

Diese Checkliste wurde auf die praktischen Bedürfnisse von Unternehmen zugeschnitten, die sich erstmals oder zum wiederholten Male mit der Einbeziehung der Materialwirtschaft und Disposition in vorhandene oder neu zu installierende EDV-Anlagen und Organisationsstrukturen beschäftigen. Sie wurde von Rolf Siebert, Institut für Kommunikationsoptimierung, in Zusammenarbeit mit dem Datenverarbeitungsbüro Behre, Dietzenbach, entwickelt.

1.00 Forderungskatalog

Definieren Sie Ihre Forderungen entschprechend Ihren Idealvorstellungen, Sie werden bei der Umsetzung in die Praxis noch genügend Kompromisse eingehen müssen.

1.10 Forderung an die Stücklistenbe- und -verarbeitung

Sollen die Stücklisten online bearbeitet werden?

Sollen sie ohne Zeitverzug (echtzeitmäßig) in den Strukturdateien aktualisiert werden?

Wollen Sie fehlende Stammsätze bei der Stücklistenauflösung ohne Verlassen des Programmes nacherfassen können?

Müssen durch Kopieren von vorhandenen Stücklisten neue erstellbar sein?

Wollen Sie bei diesem Kopieren auch andere Baugruppen einbeziehen können?

Soll bei einer neuen Kennziffernvergabe die Möglichkeit der automatischen Änderung alter vorhandenen alten Sachnummern ohne Einzelzugriff bestehen?

Welche Stücklistenformen existieren oder sind vorgesehen?

- Einstufige Baukastenstücklisten

- Baukastenstücklisten mit Rohmaterialzeile

- Mehrstufige Stücklisten

- Mengenübersichstücklisten für ein Erzeugnis

- Mengenübersichstücklisten für mehrere Erzeugnisse

- Teileverwendungsnachweise ein- oder mehrstufig

Wollen Sie aufgrund von technischen Spezifikationen neue Variantenstücklisten generieren können, ohne diese extra anfertigen zu müssen?

1.20 Forderungen zur Meterialdisposition

Welche Dispositionsarten und -techniken sollen angewandt werden?

Soll dies im Rahmen einer Echtzeitverarbeitung erfolgen?

Soll eine auftragsbezogene Disposition eines Primärbedarfs die im Teilestamm gespeicherte Dispositionsart überlagern können?

Wollen Sie verursachende Bedarfe verwalten und führen?

Soll der zeitliche Zusammenhang zwischen Bedarf und Bedarfsdeckung ersichtlich sein?

Soll bei eingehenden Aufträgen die Verfügbarkeit der einzelnen Komponenten abgeprüft werden?

In welcher Form soll der Abgleich zwischen Produktionsplan und tatsächlichem Auftragseingang stattfinden?

Wollen Sie bei diesem Soll-Ist-Vergleich auch Varianten berücksichtigen, die im ursprünglichen Produktionsplan nicht vorhanden waren?

Sollen die Lagerbewegungen von Artikeln und Bauteilen über einen bestimmten Zeitraum zurückverfolgt werden?

Wollen Sie pro Artikel mehrere Läger führen können?

Welche Lösungsgrößenbildung wird oder soll durchgeführt werden?

Sollen Wareneingänge geprüft oder ungeprüft verbucht werden?

Wollen Sie Zurückweisungen an den Lieferanten zu jeder Zeit rückbuchen können?

Wollen Sie Ausstellungsbestände führen?

Wollen Sie Werkstattbestände führen?

In welchem Verfahren soll die Bedarfsrechnung erfolgen?

- Einzelbedarfsfortschreibung

- Auftragsannonymer Periodenbedarf

- Echtzeit- beziehungsweise Stapelverarbeitung

1.30 Weitere Forderungen

Wollen Sie über Bildschirmterminals im Dialog mit der EDV-Anlage kommunizieren?

In welcher Form soll der Primärbedarf verwaltet werden?

In welcher Technik erfolgt Ihre Terminrechnung (Stapel oder Echtzeit)?

Halten Sie es für erforderlich, während der täglichen Arbeit gleichzeitig Programme pflegen, testen und komplimieren zu können?

Wollen Sie die EDV-Kosten auf die Kostenverursacher (Nutzer) verteilen?

Wollen Sie ungeklärte Bildschirminhalte zurückstellen und nach Klärung erneut angezeigt haben?

2.00 Fragen an den Hardware-Hersteller

Lassen Sie sich bei unbefriedigenden Antworten nicht auf Kompromisse ein, ohne alle Konsequenzen, eventuell unter Hinzuziehung eines neutralen Beraters, zu klären.

2.10 Fragen zur Kapazität

Welche Kapazität hält der Hersteller für erforderlich?

Sind gravierende Unterschiede zu Kapazitätsberechnungen anderer Hersteller vorhanden, und sind sie erklärbar?

Wo liegt die obere Leistungsgrenze des Herstellers?

Reicht diese Leistungereserve unter Berücksichtigung von optimistischen Prognosen für Ihr Unternehmen aus?

Wie viele Terminals können an die Anlage angeschlossen werden?

Können diese denn alle noch online mit verschiedenen Programmen gefahren werden?

Inwieweit wird die Reaktionszeit beeinflußt?

2.20 Fragen zur Konfiguration

Welche Terminals werden angeboten?

Liegen für alle diese Möglichkeiten praktische Erfahrungen und Referenzen vor?

Welche Maßnahmen sind bei einer Ausweitung oder Reduktion der Peripherie erforderlich?

Welche Kostenrelation besteht hinsichtlich Kauf und Wartung bei mengenproportionalen Systembestandteilen?

Wird Mixed-Hardware zugelassen, empfohlen oder durchgeführt?

2.30 Fragen zur System-Leistungsfähigkeit

Welche Zugriffszeit zeigt sich bei minimaler und maximaler Peripherie bei gleichzeitiger Nutzung?

Wie reagiert das System bei Fehlbedienung oder Ausfällen?

Sind Vernetzungen mit anderen EDV-Anlagen möglich?

Wie hat sich die objektive Leistungsfähigkeit der angebotenen Anlage in den letzten Jahren verändert?

War diese Veränderung Hardware- oder Software- bedingt?

3.00 Fragen an den Softwarelieferanten

Hierbei ist zunächst einmal die Klärung der Frage wichtig, ob der Softwarelieferant bereits spezifische Erfahrungen in dem Anwendungsbereich hafte oder seine Leistungsfähigkeit in vergleichbaren Gebieten als erwiesen gilt

Sofern der Softwarelieferant nicht mit dem Hardwarehersteller identisch ist muß die Frage der Systemerfahrung erklärt werden.

3.10 Fragen zur Systematik

In weicher Form erfolgt die Systemanalyse?

Wird mit dem Anwender gemeinsam ein Projektteam gebildet?

Welche und wie viele Mitarbeiter des Softwarelieferanten mit welcher Qualifikation und Erfahrung stehen ausschließlich oder zeitweise zur Verfügung? Erfolgt die Berechnung zu Fixpreisen oder per Zeitabrechnung?

3.20 Fragen zu Standardprogrammen

Bietet der Softwarelieferant Standardprogramme an?

Sind diese auch wirklich für Sie und Ihre Belange anwendbar?

Wenn nein, ist die Software anpassungsfähig?

In welcher Breite wurden diese Programme bisher eingesetzt?

Welche Referenzen werden genannt?

Ist im Standardpreis eine Anpassung eingeschlossen?

Ist diese Anpassung zeitlich oder projektbezogen definiert?

3.30 Fragen zum Betriebssystem

Wie oft wurde dieses Betriebssystem eingesetzt?

Entspricht das Betriebssystem den Spezifikationen, des Hardwareherstellers?

Wird mit Foreground- und Background-Partitions gefahren?

Welche Dateisysteme können verwaltet werden?

Wie werden mehrere Informationen an ein Terminal (zum Beispiel mehrere Druckaufträge an einen Drucker) bearbeitet?

Gibt es einen Texteditor?

Welche Programmierhilfen gibt das Betriebssystem?

Ist eine Dialogverarbeitung möglich?

In welcher Sprache ist das Betriebssystem geschrieben?

Welche Sprache müssen die Programme haben?

Gibt es einen Programm-Compiler?

Wieviel Programme können gleichzeitig verarbeitet worden?

Erfolgt die Hauptspeicherverwaltung fest oder variabel?

Arbeitet des Betriebssystem mit der Datenbanktechnik?

Ist eine Interjob-Kommunikation möglich?

Können in Ausbaustufen mehrere Prozessoren gleichzeitig gesteuert worden und auf die gleichen Dateien zugreifen?

Können diese Dateien auch in verschiedenen Prozessoren vorliegen und vernetzt sein?

Wieviel Benutzer können gleichzeitig auf das gleiche Programm zugreifen?

Wieviel Benutzer können gleichzeitig mit verschiedenen Programmen arbeiten?

Können einzelne Benutzer vom Dateizugriff selektiv ausgeschlossen werden?

3.50 Fragen zur Einsatzbewährung

Wie oft wurde die Software angepaßt und eingesetzt?

Welche Referenzen bestehen mit vergleichbarem Datenvolumen?

Wie erfolgt die Gewährleistung für die Programme?

3.60 Fragen zur Bedienerfreundlichkeit

Werden zur Bedienung besondere Kenntnisse vorausgesetzt?

Wenn ja, wie worden diese Kenntnisse vermittelt?

In welcher Form erfolgt die Bildschirmführung des Bearbeiters?

3.70 Fragen zum Servicevolumen

Durch wen werden die Programme gewartet?

Gehört zur Wartung auch die Anpassung an geänderte gesetzliche oder technische Gegebenheiten?

Innerhalb welcher Zeit ist ein Wartungstechniker verfügbar?

Ist eine Wartung über DFÜ und Postmodem