Checkliste für Umschulungen

23.04.2001
Von Helga Ballauf
Umschüler beklagen sich oft über mangelnde Qualität von Weiterbildungsmaßnahmen. Oft passen auch einfach die Erwartungen nicht mit dem Lehrplan zusammen. In jedem Fall lohnt es, sich gründlich über die Umschulung zu informieren.

"Wer im Praktikumsbetrieb nicht hängenbleibt, hat alle Chancen verspielt." Klagen dieser Art sind auf den diversen Mailinglisten von Absolventen einer IT-Umschulung zu lesen. Spätberufene, die den Umstieg von einer anderen Branche in die boomende Multimediawirtschaft meist vom Arbeitsamt bezahlt bekommen, sind häufig unzufrieden mit der Qualität der privaten Bildungsinstitute. Aus vielerlei Gründen: Denn das, was Kursteilnehmer erwarten, was Bildungsträger leisten und was Unternehmen fordern, passt oft schlecht zusammen. Es ist lohnenswert, sich vorab gründlich zu informieren.

Was gute Bildungsinstitute auszeichnet:
- Am Anfang stehen Qualifizierungsberatung und Eignungstest. Dabei gilt nicht das Motto: Wir nehmen alle, die das Arbeitsamt finanziert! Sondern: Niemand soll sich durch eine Umschulung quälen, wenn offenischtlich ist, dass wichtige Grundvoraussetzungen fehlen.
- Blockunterricht in Lernfeldern (Beispiel: "Webseiten-Technologien und -Sprachen kennen und verstehen") ist günstiger als ständig wechselnde Fächer im 45-Minuten-Rhythmus.
- Die konkrete Anwendung des Gelernten darf nicht erst im Betriebspraktikum erfolgen. Der Schulungsplan muss Zeit zum Üben von Einzeltechniken vorsehen und größere Zeitblöcke, in denen kleine Teams praxisnahe Fallstudien mit übergreifenden Aufgabenstellungen lösen.
- Es ist gut, wenn einige Dozenten direkt aus der betrieblichen Praxis kommen, auch wenn es manchmal bei der Didaktik hapert.
- Hausinterne Prüfungen im Jahresfortgang beurteilen die Leistungen der Umschüler. Diese benoten wiederum ihre Lehrkräfte. Aus beiden Ergebnissen lassen sich Rückschlüsse auf notwendige Veränderungen bei den Arbeitsformen ziehen.
- Vor der externen IHK-Abschlußprüfung bietet die Schule spezielle Vorbereitungsseminare an. Bewerbungstraining steht ebenso im Programm.
- Bei der Suche nach Praktikumsfirmen werden die Teilnehmer von der Schule unterstützt. Dies gilt auch für den Übergang ins Berufsleben nach der Prüfung.
- Die beschriebenen Qualitätsstandards können in der Regel nur eingehalten werden, wenn die Institute zur Mischkalkulation bereit sind: Teuer zu verkaufende Spezialkurse bezuschussen das Standardangebot wie Umschulungen in IT-Ausbildungsberufen.

Eigeninitiative zählt:
- Sie besorgen sich bei Arbeitsamt oder IHK Erstinformationen von verschiedenen Instituten und vergleichen: Wo wird der Aufbau und Verlauf des Kurses transparent dargestellt?
- Sie besuchen die Institute, die in die engere Wahl kommen, in der Pause und reden mit Teilnehmern: Wie ist das Lernklima? Wie ist die Unterrichtsqualität?
- Sie melden sich zu einem offiziellen Besuch an. Ein Blick in die Klassenzimmer zeigt die technische Ausstattung.
- Sie nehmen an einer oder mehreren Probestunden teil, blättern in den Materialien, sprechen mit Lehrkräften und Teilnehmern. Danach entscheiden sie: Passt mir der Umgangston? Ist individuelle Betreuung gewährleistet? Stimmt das fachliche Niveau?