Wie Coaching Managern hilft

Charaktere statt Erbsenzähler

02.08.2010
Von 
Hans Königes war bis Dezember 2023 Ressortleiter Jobs & Karriere und damit zuständig für alle Themen rund um Arbeitsmarkt, Jobs, Berufe, Gehälter, Personalmanagement, Recruiting sowie Social Media im Berufsleben.
Statt Mitarbeiter zu motivieren und eine offene Diskussionskultur zu pflegen, kontrollieren Manager mehr, als dass sie inspirieren. Ein Fall fürs Coaching.
Joachim Wolbersen, Coach: "Der Blick von außen ermöglicht dem Manager, besser über seine Situation zu reflektieren.
Joachim Wolbersen, Coach: "Der Blick von außen ermöglicht dem Manager, besser über seine Situation zu reflektieren.
Foto: Joachim Wolbersen

Ein Vorgesetzter, der neue Wege gehen will, muss bereit sein, sein Handeln kritisch zu hinterfragen. In vielen Unternehmen passiert genau das Gegenteil. Man konzentriert sich darauf, den eigenen Bereich "sauberzuhalten". Derweil schlummern die Probleme weiter unter der Decke. "Gebraucht werden charismatische Führungspersönlichkeiten mit einem klaren Profil -Charaktere, die für die Mitarbeiter verlässlich und berechenbar sind", lautet die Forderung von Joachim Wolbersen, erfahrener Trainer und Unternehmensberater, der die in Hamburg und Basel (Schweiz) ansässige Beratungsgesellschaft Guide Consulting betreibt und Mitgesellschafter des Instituts für Zukunftskompetenzen in Österreich ist.

Dazu müssten folgende Bedingungen erfüllt sein:

1. Im Unternehmen herrschen ein angstfreies Klima und eine offene, konstruktive Diskussionskultur.

2. Werte wie Verlässlichkeit, Vertrauen und Kritikfähigkeit werden von den Chefs "vorgelebt".

3. Ehrlichkeit ist ein Grundprinzip.

4. Eine "Schutzsphäre" muss vorhanden sein. Keiner wird für Fehler "zur Schnecke gemacht", sondern erhält die Möglichkeit, offen die Versäumnisse zu diskutieren, ohne arbeitsrechtliche Konsequenzen befürchten zu müssen.

5. Langfristige Personalentwicklung: Statt Nachwuchskräfte durch ständigen Positionswechsel zu verschleißen, lässt man sie in einem bestimmten Tätigkeitsfeld ausreichend Erfahrungen sammeln. Andererseits vermeidet man, jemanden drei Jahre oder länger in einer Position zu belassen, in der er sich nicht wohlfühlt.

Vor allem junge Führungskräfte haben heute einen anderen Anspruch an ihre Rolle als Manager. Sie möchten gestalten und verändern. Doch die Praxis sieht anders aus. Verschleiß durch Routine, Fremdsteuerung und Terminhatz rauben ihnen die Ressourcen. Was ihnen fehlt, ist ein "Rückzugsterritorium", wo sie abseits vom Tagesgeschäft über Neuerungen nachdenken können. Diesen Raum kann ein externes Coaching bieten. Deshalb empfiehlt Wolbersen "den Blick von außen". Dieser ermögliche dem Manager, über sich selbst zu reflektieren: Wie reagiert man in welchen Situationen und warum? Voraussetzung dafür sei, dass der Coach über ähnliche Erfahrungen als Führungskraft verfügt, um auf Augenhöhe mit seinem Schützling reden zu können. Gemeinsam analysieren sie eine aktuelle Situation. Dabei sorgt der Trainer in dosierter Form auch für "Provokationen", die das Weiterdenken ermöglichen.