Verhältnis von Mensch und Technik noch nicht im Lot:

Chancen für Akzeptanz werden vertan

10.10.1986

STUTTGART (CW) - Moderne Informationstechniken am Arbeitsplatz stoßen auf weniger Gegenliebe als noch vor zwölf Jahren. Der Generationswechsel also löst die Akzeptanzprobleme nicht von allein, so das Ergebnis einer Untersuchung der Universität Dortmund.

Derzeit bejahen zwei Drittel der Arbeitnehmer eine Computerunterstützung; vor über einem Dezennium waren es noch 76 Prozent. Diese Aussagen machte Detlef Müller-Böling, Dekan des Fachbereichs Wirtschafts- und Sozialwissenschaften an der Dortmunder Hochschule, in einer Untersuchung zur Erforschung der Akzeptanz informationstechnischer Systeme. "Wir können nicht erwarten, daß sich durch einen Generationswechsel Akzeptanzprobleme von allein lösen werden", sagte der Wissenschaftler, der für diese Arbeit den Forschungspreis Technische Kommunikation der Standard Elektrik Lorenz AG (SEL) erhielt.

Seine Forschungen hätten ergeben, daß die Akzeptanz der Informationstechnik auf volkswirtschaftlicher wie auf gesamtwirtschaftlicher Ebene noch nicht befriedigen könne und dringend verbessert werden müsse. "Derzeit werden erhebliche Chancen bei der Gewinnung der Akzeptanz vertan", stellte der Wissenschaftler fest. Als Ursachen gelten vor allem unzureichende Technik, ebensolche organisatorische Strukturierung und mangelhafte Technikeinführung in den Unternehmen. Beispielsweise seien ergonomische Erkenntnisse bei der Hardware keineswegs realisiert, fielen Systeme langfristig aus oder hätten zu lange Antwortzeiten. Der Preisträger hat für seine empirische Untersuchung über 15 Jahre hinweg mehr als 2500 Sachbearbeiter in privaten und öffentlichen Verwaltungen nach ihrer Einstellung zum Einsatz der Informationstechnik im Büro befragt.

Der Vorsitzende der SEL-Stiftung, Gerhard Zeidler, faßte zusammen, daß "im Verhältnis von Mensch und Technik auch heute noch manches deutlich nicht im Lot" sei. Die Wirtschaft habe den Dialog mit Wissenschaft und Öffentlichkeit deshalb zu verstärken, um zu mehr Benutzerfreundlichkeit der technischen Kommunikationssysteme zu kommen.