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CEOs sollten IT-Ansatz überdenken

18.06.2004

Wer als CEO auch künftig vor der Konkurrenz bestehen will, sollte nicht nur in Informationstechnik investieren, sondern auch die Art ihres Einsatzes im Unternehmen neu überdenken. Das legten die Referenten des europäischen Forbes CEO Forum, das in dieser Woche in London stattfindet, ihrem Publikum ans Herz.

Als Alarmzeichen erachtet Andy Green, CEO Global Services bei BT Group PLC und einer der Vortragenden auf dem Event, vor allem die zunehmend verschwommene Sicht des Top-Managements auf den Kunden. Demnach sollte es das Ziel eines jeden CEO sein, die IT so aufzusetzen, dass sie dem Unternehmen in Echtzeit eine einheitliche Sicht auf den Kunden gewährt. "Dabei handelt es sich nicht um ein in der Technik, sondern auf Geschäftsführungsebene angesiedeltes Problem", so Green.

Zwei weitere Referenten, Microsoft-EMEA-Chairman Patrick de Smedt und Amnon Landan, CEO des Softwareanbieters Mercury Interactive, wiederum raten Firmenlenkern, umsichtig in IT zu investieren, dabei aber den langfristigen Plan, eine Innovationskultur zu schaffen, stets im Hinterkopf zu behalten. Der IT-Einsatz in Unternehmen sei noch immer amateurhaft, bemängelt Landon. "Zwar zeigen die heutigen Top-Manager Technikverständnis, wie sich diese jedoch effizient einsetzen lässt, wissen sie nicht."

BT-CEO Green riet den Anwesenden, folgende Ratschläge zu beherzigen: Zunächst sollten sich CEOs mehr Zeit für das Thema IT nehmen und dabei sowohl mit den Techniklieferanten als auch dem IT-Personal im Unternehmen beschäftigen. Zudem, so lautet die zweite Empfehlung, seien Technikvorhaben stets als Veränderungsprojekte anzugehen: "IT-Projekte funktionieren nur, wenn sich die Jobs der Menschen daraufhin verändern." Als eine Ausnahme sei hier die Investition in eine flexiblere IP-Infrastruktur (IP = Internet Protocol) anzusehen: Diese müsse nicht zwingend viel Geld kosten, sei aber erforderlich, um die Unternehmen hinsichtlich der firmeninternen Datenbewegung zu flexibilisieren.

Ernsthafte Wissensdefizite weisen CEOs nach Ansicht von Landon in Sachen Prozesse und Qualitätskontrolle auf. Infolge dessen bewegten sich IT-Operationen viel zu häufig in einem Vakuum. Das Resultat: Eine unzureichende Ausrichtung am Unternehmensgeschäft.

"Noch nie spielte die IT eine wichtigere Rolle als heute", behauptet Green. Sie müsse zur Schaffung neuen Mehrwerts genutzt werden. Was das Verständnis dahingehender Konzepte und deren Umsetzung betreffe, habe Europa im Vergleich zu den USA allerdings noch viel aufzuholen.

Mercury-Chef Landan propagiert schließlich eine neue Spezies von CEO: "Unternehmen brauchen Führungskräfte, die die Kluft zwischen den firmeninternen Labors beziehungsweise deren Wissenschaftlern und den Geschäftsleuten überbrücken können." (kf)